Moment mal, schon wieder ein Hamburger Stadtteil? Lag eben noch die Billstedt EP von fluppe auf meinem Schreibtisch, so schallt nun der Track “Eppendorf” aus meinen Boxen. Dieser ist auf dem Album „Wann, wenn nicht irgendwann?“ von Der Feine Herr Soundso zu finden und beklagt völlig zu Recht, dass die Bewohner dieser schönen Gegend in Alsternähe nicht bereit waren, den Bau einer Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft zu akzeptieren. Dann wären ja schließlich Parkplätze weggefallen, und außerdem passen Wohncontainer ja so mal gar nicht zu den Jugendstilfassaden ihrer Häuser.
Der Feine Herr Soundso kommt also aus Hamburg und das Quartett präsentiert auf diesem Album lupenreinen Punkrock. Im ersten Durchgang kommt die Produktion etwas kraftlos daher, ein paar Runden später macht aber alles Sinn: Die Texte sind stracks und politisch, direkt und ohne Umschweife wird gegen den in der Szene anscheinend noch immer grassierenden Sexismus („Karate“ und „Hottest Chick in Punk“) oder Rechtsruck („Sekunden bis zum Donner“) angespielt und angeschrien. Da hätte eine fette Stadionproduktion überhaupt keinen Zweck.
Im Zuge dieser Rezension musste ich deutlich mehr recherchieren als üblich.
Was zum Henker ist „RAL8019“? Wofür steht „YOGTZE“ und welche Sprache ist „Kalsarikännit“?
Ersteres bezeichnet die Farbkennung von Graubraun – verstanden. Richtig rein gelesen habe ich mich aber in den Fall Günther Stoll, einem mysteriösen Cold Case aus dem Jahr 1984, bei dem ein Zettel mit der Aufschrift YOGTZE eine immer noch nicht gelöste Rolle spielt. Schaurig und richtig geil darüber einen Song zu schreiben. Aber es wird noch besser: Kalsarikännit ist das finnische Wort dafür, wenn man sich zu Hause alleine und nur in Unterwäsche betrinkt. Schaut euch das Video an, dann wisst ihr, wie das funktionieren kann. Der Song dagegen will einfach, dass wir endlich aus dem Quark kommen und aktiv werden. Für die gute(n) Sache(n).
Die 13 Songs auf „Wann, wenn nicht irgendwann?“ überzeugen mit charakterstarken und melodischen 33 Minuten Punkrock. Im Mid-Tempo gehalten, mit Ecken und Kanten und manchmal, so ganz ab und zu, erinnern sie mich an die frühen Songs der Die Toten Hosen (Antitüde). Ups, jetzt habe ich es doch gesagt.
In Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Label Hochdruck-MuSick veröffentlichet Bakraufarfita Records den Longplayer als 12“-Vinyl (in weiß, transparent oder orange) + CD und Downloadcode, u.a. bei flight13.
Das Zweitwerk dann bitte aber doch so fett produziert wie Jade von Pascow, oder?
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |