Toxische Männlichkeit auf schwarzes Vinyl gepresst, in nem Gatefold verpackt? Nein. Das gibts hier nicht.
Der Mann haben nach acht Jahren ihr zweites Album „TOP“ auf Staatsakt rausgebracht. Ja, es handelt sich um schwarzes Vinyl, was mir vorliegt, ja es steckt in einem Gatefold. Musikalisch bekommt man Indie- Rock, mit mal dadaistischen Einflüssen, mal poppiger. Auf jeden Fall mit deutschsprachigen Texten, sicherlich keine Überraschung, die einen kritischen Blick auf die Gesellschaft werfen. Immer mit einer Portion Witz, bisweilen kabarettistisch anmutend.
Kann man nach acht Jahren schon von einem „Comeback“ sprechen? Der Mann macht es, im Opener. Ist das Kritik an der Schnelllebigkeit unserer Zeit, oder schlicht Selbstironie? Oder beides? Ihr merkt es schon. Die Platte wirft Fragen auf und stellt selber einen ganzen Haufen. So zum Beispiel in „Immer der, der Fragt“. Ein Song mit repetitivem Sound und Text.
Es lässt sich kein einheitlicher Sound ausmachen. Die Platte ist vielfältig und dennoch eingängig. Inhaltlich kann es unbequem werden, denn bei aller Kritik an Gesellschaft und System wird der Ball auch immer wieder dem Individuum zugespielt. Im Fokus steht, wie sollte es anders sein, unser Umgang und unsere (Selbst-)Darstellung in den Sozialen Medien. Die Selbstökonomisierung , die sich in unserer Sucht nach Likes und „Friends“ darlegt. Mich überkommt der Drang mich augenblicklich bei Facebook und Co. abzumelden. Ich widerstehe. Noch. Aber wenn ich die Platte noch zwei, dreimal höre. Wer weiß. Und genau dieser Impuls beschreibt die Stärke der Platte.
Auf der B-Seite möchte ich euch noch exemplarisch „Country, Wester, Coaching & Consulting“ und „Peyote Retreat“ ans Herz legen. Wo Veränderung notwendig ist, aber die Komfortzone nicht verlassen werden will, dann muss Selbstoptimierung reichen. Mehr Schein als Sein. Das Außen wird schon die nervige Stimme im inneren überdecken.
Das wenig Negativ beschreibt nicht den eigentlichen Inhalt. Musikalisch, textlich habe ich nichts auszusetzen. Aber… Ein Gatfold bietet nun eigentlich ausreichend Platz um Tracklist, Credits, Texte abzudrucken, oder doch wenigstens auf der Innenhülle. In diesem Fall allerdings nicht. Dort findet ihr Zeichnungen. Die Detaillierte Darstellung eines Uhrengehäuses. Ein Porträt. Ein schöner Gegensatz zum Gehörten. Eine Darstellung der Widersprüchlichkeit. Na gut, aber ein Einleger mit den gewünschten Informationen wäre charmant.
Die Platte ist im Mai erschienen und es gibt sie nicht nur als schwarzes Vinyl, sondern auch in einer limitierten transparenten, einer goldenen und einer weißen Version. Jeweils exklusiv über verschiedenen Onlineanbieter. (Ihr findet sie über die Website der Band.) Ob es das braucht, ich denke nicht. Ob es absichtlich die oben genannte Widersprüchlichkeit darstellen soll, kann man so interpretieren. Fände ich dann jedenfalls ein wenig zu viel des Guten.
Aber um der Widersprüchlichkeit des Vinyl-Keks Genüge zu tun, hier der JPC Link.