Instrumentalbands haben es seit jeher schwer größere Fangemeinden zu erreichen, da dieses Genre in den gängigen Medien wie Radio, TV oder den Musikmagazinen einfach zu selten stattfindet. Das Internet erleichtert den Zugang zumindest theoretisch, auch wenn der Algorithmus der Streamingdienste nicht wirklich auf überlange Prog-Stücke ausgelegt ist. Der Neue Planet macht auf dem Album „Area Fifty-Fun“ allerdings so viel richtig, dass die Clubs dieses Jahr schon ein bisschen größer werden könnten.
Die vier Stücke des Albums sind sehr abwechslungsreich und fett produziert. Anfangen muss ich aber mit dem letzten Stück der LP. Denn was die Kölner uns mit „Das Gesicht des Königs“ um die Ohren hauen, ist einmalig. Zumindest habe ich noch nie Songs mit einer Spiellänge von über 10 Minuten gehört, die mich dermaßen in ihren Bann gezogen haben. Mit Ausnahme von Metallica auf “…And Justice For All“ vielleicht, aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hatten die auch „nur“ 9:48 und 9:46 Minuten auf der Uhr. Jedenfalls nimmt uns der Song ohne nerviges Gefrickel oder langweiliges Gedudel auf eine 13:46 Minuten lange Reise in bereits vorher angerissene Galaxien, die aber erst jetzt so richtig erforscht werden. Eingängigkeit und Komplexität wechseln ständig die Seiten und am Ende sowohl des Songs als auch des Albums sind alle Facetten aus Stoner-, Post- und Prog-Rock bestens austariert.
Aber nochmal zurück zum Anfang: Der Neue Planet gründete sich 2016 und veröffentlichte im gleichen Jahr in Eigenregie eine selbst-betitelte EP, zwei Jahre später folgte das Debüt „Magrathea Erwacht“. „Area Fifty-Fun” erscheint jetzt beim Indie-Label Tonzonen Records und so macht die Band jetzt einen großen Sprung nach vorne. Der Opener „Heavy Dream Prog“ beschreibt das Genre schon ganz gut, in dem sich Der Neue Planet bewegt. Ganz gerecht wird diese Einteilung der Vielfalt allerdings nicht, die sich über die gesamte Spielzeit ausbreitet. Tanzen, headbangen oder vor sich hin träumen, hier ist alles möglich und als Hörer*in ist man herzlich eingeladen, diesen unterschiedlichen Aufforderungen Folge zu leisten.
Der Neue Planet steht für Abwechslung. Mal träumt man sich für ein paar Minuten in eine andere Welt, dann holt einen der straighte Rock wieder zurück auf den harten Asphalt. Stoner- und Post-Rock, Prog und ein wenig Jazz: Alles ist dabei, fusioniert zu einem insgesamt sehr spannenden und gut verdaulichen Gesamtwerk.
Die wunderschöne, auf 500 Stück limitierte Curacao LP mit Gatefold Cover und Downloadcode gibt es zum Beispiel bei JPC oder direkt im Tonzonen Shop.