Wer hätte gedacht, dass eine (schon immer vermeindliche) Jugendbewegung wie der Punk es mal nach 2 oder 3 Jahrzehnten zu einer Jubiläumsbewegung wird! Jedenfalls ist eine recht große Konstante für einige Menschen daraus geworden.
So auch für die Skeptiker, ehemals in Ost-Berlin gegründet, 1986. Ansingend gegen ein auslaufendes System.
So wechselhaft also die gesellschaftliche Geschichte für die Band, haben sie sich 2019 aufgemacht ein Best-Of-Livealbum aufzunehmen. Sänger Eugen Balanskat feierte seinen 60ten Geburtstag und spielte, als letztes verbliebenes Bandmitglied der Urbesetzung, im Kreuzberger Festsaal auf.
Herausgekommen sind, mit der beiligenden DVD, insgesamt 28 Songs auf Doppel LP und eben einer DVD mit dem kompletten Livekonzert. FSK 12. Das finde ich lustig. Da die meisten, die heute Punk hören, schon lange nicht mehr nachdenken müssen, ob sie überhaupt jemals 12 gewesen sind, geschweige denn, wo sie da waren, ist das doch ein schöner, jugendlicher Hinweis.
35 Jahre die Skeptiker, 60 Jahre Geburtstag und 30 Jahre Mauerfall. Eben im Aufnahmejahr 2019. Es hat offensichtlich ein wenig gedauert, bis diese üppige Ausstattung durch die Presswerke gelaufen war. Die Band spielt sich mit beeindruckender Spielfreude durch einen Querschnitt dieser 3 Jahrzehnte.
Das geht über Deadmanstown (vom ersten Album “Harte Zeiten” von 1990 – als Bonussong auf der DVD) über “Deutschland halt’s Maul, Komm Tanzen” und “Hinter den Mauern der Stadt” (vom zweiten Album “Sauerei” von 1991) bis zum letzten Album “Gas 14/18“ und “1918“ (von 2018 – “kein Weg zu weit”)
Musikalisch eine gesunde Mischung aus all diesen Jahren, deutschpunkig, teilweise mit Metalkante, der Gesang im Ostrock verhaftet, und mit superklasse Mischung ausgestattet auf diesem Release. Ich muss gestehen so ganz ist das nicht “mein Punk”, da gehen die Meinungen ja auch schon viele Jahre auseinander, doch der wirklich gut gespielte und gemischte Sound ist echt ein Kaufanreiz! Mal abgesehen von der guten Band, die ihn vorträgt, zwinker!
Ich nehme mal den kleinen Text (ich fasse zusammen), den die Skeptiker in das Gatefoldcover gepackt hat, der sagt in kurzen Worten, was sie ausmacht und dem ich nichts hinzuzufügen habe:
Die Skeptiker haben sich also 1986 gegründet, kurz nach dem Mauerfall aufgelöst. Es dauerte nicht lang, da haben sich Eugen und Skinny (der damalige Trommler) entschlossen weiterzumachen. Doch die schweizer Grenzkontrolle hat ihnen, Aufgrund der ebenso rigiden Kontrollmechanismen, die in Gang gesetzt wurden, wenn ein Punkbus über deren Grenze fahren wollte: Bandbus ausräumen, Anuskontrolle…. die westliche Welt hat also auch nichts Besseres zu bieten! Wie auch immer: sie haben sich immer wieder auseinandergelebt und wieder aufgerafft; was ich als mutig und entschlossen empfinde.
Die Veröffentlichung wurde wohl auch durch Corona ein wenig hinausgezögert, durch den Wegfall von Konzerten bzw. Einnahmen, konnte der Release nicht selbst gestemmt werden. Gemeinsam wurde er nun durch den Neustart Kultur Initiative Musik gefördert und bei Destiny Records (auch für ihr Tourbooking bekannt) verwirklicht.
Eugen hat sich aktuell auch an der Aktion “Artists for Peace” beteiligt und einen Song beigesteuert.
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