Ein Jahr kann so schnell rum gehen und rückblickend fragt man sich, was war eigentlich das Jahr über so alles los. Und wie sollte es anders sein, erscheinen innerhalb eines Jahres auch verdammt viele Platten. Da kann der Überblick schon auch mal verloren gehen… es kommt dann allerdings auch die Frage auf, was eigentlich wie oft gehört wurde und welche Alben einen das Jahr über am meisten bewegt haben. Nun, diese Frage hat sich ein Großteil unserer Redaktion auch gestellt und so kommt es, wie es kommen muss. In diesem Beitrag wollen wir euch unsere Top3 Alben des Jahres 2020 etwas näher bringen. Und los geht es…
Nico:
Platz 1: Turbostaat – Uthlande*
Ja, Turbostaat und mich verbinden doch so einige Geschichten und Erlebnisse. Auch was die Plattensammlung angeht, gibt es nur eine Band, deren Discographie vollständig in meiner Sammlung steht. Turbostaat. Um so sehnsüchtiger hab ich auf Uthlande gewartet und ich muss sagen, dass dieses nicht nur auf dem Plattenspieler, sondern auch im Stream das meist gehörte Album meinerseits ist. Somit kann nur dieses Album hier die Nummer 1 für das Jahr 2020 sein.
Platz 2: Fynn Kliemann – Pop
Was soll ich sagen? Der Mann hat einfach ne mehr als korrekte Einstellung und ist mir in vielen Bereichen gleich. Er lebt DIY und zeigt über seine Musik und Kanäle, wie gut das gehen kann. Als Geheimtipp an mich herangetragen, läuft das Album nach wie vor immer und immer wieder bei mir. Und mit der Vinyl Version des Albums hat sich Fynn Kliemann zudem so viel Mühe gegeben, dass es ein wahrer Augenschmaus ist, das Vinyl auf den Plattenteller zu legen. Deutscher HipHop mit viel Herz!
Platz 3: Automatism – Immersion*
Auch wenn es sich hier um eine kleine Band handelt, hat diese doch so einiges bei mir bewirkt und den Weg zu instrumentaler Musik geöffnet. Quasi als Last-Minute Album möchte ich dieses daher in die Top 3 meiner “Alben des Jahres 2020” aufnehmen.
Hier gibt es mein Review zum Album: https://vinyl-keks.eu/automatism-immersion-col-vinyl-lp/
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John Donson:
Platz 1: Black Pumas – Black Pumas*
Warum ausgerechnet Soul/Funk sich auf meinem Platz 1 eingenistet hat? Das ist eine lange Geschichte (Naja, eigentlich nicht wirklich) die ich euch hier mal eben erzählen möchte. Ich bin ja, wer mich kennt weiß das, begeisterter Kneipengänger. Hier vor allem eine Kneipe in Stuttgart: DAS GOLDMARKS. Im Sommer gibt es da einen Open-Air Biergarten mit DJ-Action bis nachts um 5. Und da wir unter anderem auch mal, zu späterer Stunde, Souliges aufgelegt und spätestens dann, kann ich mich nicht mehr halten und muss auf der Tanzfläche richtig einen raus Schütteln. So bin ich zum Soul gekommen. Und den machen die Black Pumas in modern und in sau stark. Sprich Platz 1 geht an meine Erinnerung ans Saufen und Tanzen was ja im Moment leider nicht möglich ist – daher umso mehr.
Platz 2: Giant Eagles – Second Landing
Was die Niederländische Supergroup hier auf diesem Album abgeliefert hat ist einfach gut. Klar da spielen ja auch Leute mit von Apers, Windowsill oder Lone Wolf . Alles schon alleine Hitgaranten und zusammen halt der Punkrock-Overkill. Astreiner melodisch angehauchter Punkrock der strikt nach vorne geht und dabei einmal das Punkrocklexikon von vorne nach hinten durchspielt. Da kann ja eigentlich nix schief gehen.
Platz 3 : Illuminati Hotties – Free I.H: This Is Not The One You´ve Waitetd For
Eins vorneweg, hier würden für mich eigentlich gleich drei Platten hin gehören aber ich darf ja nur drei insgesamt machen also schreibe ich die anderen Namen zusammenhangslos hier an den Schluss.
Illuminati Hotties hatte ich, bis ich die Review für den Keks geschrieben habe, einfach überhaupt nicht auf dem Schirm. Kurz im Internet geschaut und festgestellt, das es hier Lobeshymnen in Massen regnet – und – dem kann ich mich nach mehrmaligem hören der Platte auch einfach nur anschließen. Was die Hotties hier an Vielseitigkeit und Abwechslung auf eine Platte gepresst haben, hört man selten. Und deshalb macht das Album auch so Spaß, man ist bei jedem neuen Song überrascht was da kommt und noch dazu, sind die einfach verdammt gut. Also die Songs. Und die Band.
Anna Calvi – Huted (einfach schön)
Bladed – The ballad of the Hammer And The Nail (super Atmosphärisch)
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Sebastian:
Platz 1: Johnny Wolga – Goldhits LP
Diese Platte ist nicht nur musikalisch ein wahrer Genuss!
Auch die Aufmachung ist das wohl Beste, was ich je sah. Die LP kommt im Klappcover, welches als Innenseite das Spiel “Saufi Saufi, Schlafi Schlafi” beinhaltet. Außerdem gibts Spielfiguren und Würfel dazu – Schlangen & Leitern für Erwachsene sozusagen.
Wer den textlichen Humor der “Oranienburger ToyDolls” kennt, ahnt schon, in welche Richtung des Brettspiel geht.
Platz 2: FCKR/The Melmacs Split EP
Zwei Mal granatenstarker Punkrock aus Sachsen.
Melmacs find ich seit der ersten Auskopplung schon super. Diese 7-Zoller hat mir jedoch auch einprägsam verdeutlicht, wie gut FCKR sind. Seither höre ich die wirklich gerne.
Feines Ding!
Platz 3: The Janitors – Backstreet Ditties*
Lange ließ eine neue Veröffentlichung der Franzosen auf sich warten, somit war die Vorfreude ziemlich groß. Jedoch hat es die Scheibe nur auf Platz 3 geschafft, da ich sie anhand des Klangs nicht so super finde. Hier fehlt es leider etwas an Power.
Abgesehen davon solider “77er Oi!” aus Frankreich.
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Felix Frantic (ohne Platzierungen):
PISSE – same
Diese eigenwillige Band mit den unfassbar vielen Releases in den letzten acht Jahren des Bandbestehens; sie haben im Grunde jedes Jahr mindestens eine 7inch veröffentlicht. PISSE kommen mit dem selbstbetitelten Album wie immer ohne großen Schnickschnack aus, sagen, was sie denken und bauen Songs auf ihre ganz eigene Weise. Großartige Liveband. Total liebenswerte Leute. Und eine verdammt gute Platte.
SCHALKO – cool LP*
Gefühlt “ewig” hab ich auf den Output nach dem Demo (März 2019) gewartet. Dann kam diese übergroßartige Scheibe deutschsprachigen Punkrocks bei mir an.
Da steckt viel “Norden” in der Band aus Freiburg. Und doch sehr viel Eigenwilligkeit. Persönliche, minimalistische Texte gepaart mit ebenso minimalistischer Musik ohne eine Sekunde rockig oder poppig oder irgendwie fad zu werden.
PEPPONE – beste Aussichten LP*
Mit der Umstellung von der Beatbox zum Schlagzeug und der etwas rougher gemixten Scheibe haben mich die Poppunker um Gitarrist und Sänger Jens total abgeholt. Ganz wunderprächtige Lyrics. Die Magdeburger Band wird oft mit den BOXHAMSTERS verglichen. Tut ihnen aber, außer der Art des Gesangs, nicht recht. PEPPONE sind melancholischer und auf ihre ganz eigen Weise megagut.
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Stephan:
Platz 1: Kadavar – The Isolation Tapes
Kadavar verfolge ich seit Jahren immer mal wieder. Ihre zwei ersten Alben habe ich selbst noch in meiner Plattensammlung gehabt. Live habe ich sie auch schon zwei Mal gesehen. Beim ersten Mal auf dem Maifeld Derby 2013 fand ich sie sehr spannend, weshalb ich mir dann auch später die ersten beiden Alben besorgte. Danach habe ich mich nicht mehr wirklich mit ihnen beschäftigt. Meine Frau und ich haben das Trebur Open Air 2016 besucht auf dem Kadavar auch spielen sollten und habe sie schon als großartige deutsche Band bei ihr angeteastert. Leider fand ich sie dann irgendwie langweilig. Die Band und ich waren wohl nicht mehr kompatibel. Und jetzt hauen sie ein Knaller-Album par excellence raus. Ich habe einen ihrer Vorboten gehört und habe mir dann zur Pre-Order dieses Albums ein Exemplar sichern können. Sie haben ihren Stil geändert, haben ihre Platte auf dem bandeigenen Label Robotor Records veröffentlicht und machen nun Prog- und Spacerock. Warum holen sie mich jetzt ab? Das liegt wohl auch daran, dass sie ihren Stil dahingehend verändert haben, dass sie wie Pink Floyd und ein Stück auch nach den Beatles klingen. Wobei für mich eher der Pink Floyd‘sche Charakter vorherrschend ist.
Platz 2: Six Days of Calm – The Oceans Lullaby
Six Days of Calm ist das Projekt von Marc Fischer, der u.a. bei der Metalcore – Band „Watch them fade“ mitgewirkt hat. Oha, dachte ich. Und der will Post-Rock / Ambient machen? Ich habe mir die Platte bei Midsummer Records bestellt, obwohl ich eigentlich nicht wirklich wusste, was da auf mich zukommen wird. Es gab dann noch hier und da einzelne Soundschnipsel, die was Großes offenbarten. Und das große Ganze entfaltete sich dann, als „The Oceans Lullaby“ auf dem Plattenteller lag. Unfassbar grandioses und episches Meisterwerk, dass einen mit leisen Tönen und ausbrechenden Klangteppichen in seinen Bann zieht.
Platz 3: Egopusher – Beyond
Ich möchte hierüber nicht viele Worte verlieren, da ich bereits meinen Senf in der Rezension zu diesem Album abgegeben habe. Eins bleibt: es ist immer noch fantastisch! Verdientermaßen sind sie in diesem Jahr in meine Top 3 gelangt, obwohl es noch so viel gute Musik dieses Jahr gab. Anfangs noch bei dem Namen an niederländischen Hardcore–Gabber-Kram gedacht, den man vielleicht eher auf einer Thunderdome- oder Dream Dance–Platte finden könnte, entpuppte sich Egopusher mit „Beyond“ als die neoklassisch-elektronische Perle aus der Schweiz, die mit den bekannten Neoklassik-Akteuren, wie z.B. Nils Frahm, Ólafur Arnalds oder mit den Grandbrothers mithalten kann.
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Der Riedinger:
Platz 1: AC/DC – Power Up*
Einfach nur, weil es ein neues AC/DC – Album ist. Klar, dass die goldenen Zeiten der Band, jedenfalls auf Platte, schon längst rum sind. Und gerade weil es immer so ein Hoffen und Bangen bei einem neuen Release der Band (so in etwa seit der Jahrtausendwende rum) ist, ob man sich noch ein weiteres Album oder doch lieber die Auflösung der Band wünschen soll, bin ich dieses Mal nach den zwei vorangegangenen Rohrkrepierern “Black Ice” und “Rock Or Bust” schon sehr beruhigt und zufrieden, dass “Power Up” wieder in eine etwas bessere, weil ideenreichere (zumindest innerhalb des AC/DC – eigenen Radius) und weniger blutarme Richtung zeigt. Die größte Angst vor einem weiteren Album kann mir “Power Up” jedenfalls nehmen. Und das ist doch schon mal viel wert!
Platz 2: Dritte Wahl – 3d*
Ich verweise an dieser Stelle auf den vorangegangenen Text und Inhalt zum neuen AC/DC – Album. Allerdings bin ich im Falle von Dritte Wahl noch frohgemuter auf einen weiteren Release gestimmt. Denn mit 3d legen die Rostocker meiner Meinung nach ihr bestes Werk ever vor. Und das nicht, weil ich eigentlich schon gar nichts mehr erwartet habe. Nein, 3d hat mich schon beim ersten Durchgang einfach nur völlig weggefegt. Liebe Dritte Wahl, dank einem ganzen Sack voller Melodien für die Ewigkeit, einer druckvollen Produktion und mit “Alles nur Chemie” der wohl schönsten Ballade aller Zeiten – zumindest im Deutschpunk – bin ich wieder euer Fan. Euer Riedinger.
Platz 3: Kristofer Aström – Hard Times*
Da bin ich über den Vinyl Keks dran gekommen, hehe! Und schon allein deshalb auch an dieser Stelle vielen Dank, lieber Vinyl Keks und alle, die dahinter stecken, dass es dich/euch gibt. Ansonsten wäre Kristofer Aström vermutlich wie mit jedem seiner anderen Releases auch mit “Hard Times” weiterhin auf der Liste der “kann man ja immer mal noch reinhören” – Künstler geblieben. Kann man noch machen, wenn man Geld hat, wenn man Zeit hat, wenn man Urlaub hat, wenn man Geburtstag hat, wenn man alt ist… die Liste ließe sich endlos weiterführen und wahrscheinlich kennt sie auch mindestens jede(r) zweite von euch in irgendeinem Zusammenhang, den das Leben so mit sich bringt?! In diesem ganz speziellen Fall bin ich definitiv sehr froh, dass die Reihe der fadenscheinigen Begründungen und Ausreden (vermutlich) an der richtigen Stelle unterbrochen wurde.
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Fritz Lakritz:
Zero Zeroes – ST LP
Wahnsinns Dark Pop, Garage Punk LP aus Karlsruhe. Hits, Hits, Hits, old Farts do it GOOD. Melodischers und melancholisches Gewitter mit downstroke Gitarren und wahnsinns Bass. Hymnen, vong denen ihre Kinder noch Träumen. Tamnam Shud.
Be Well – The weight and the cost LP*
fantastische LP der US Boys, Battery Sänger, Darkest Hour Gittarist und drei andere machen nen fantastischen melodischen Sound. Hymenen, Singalongs, große Gefühle. Nimmt dich mit auf eine Reise. Get it.. 2021 oder 2022 in Europa auf Tour mit Hard Strike, die ihre 7” The Conflict 2020 rausgebracht haben. Ebenfalls wahnsinns geile Mukke, 5 Typen aus dem Universum machen Alte Schule HC. Namedropping: Youth of Today, Better than a 1000end, Damanation AD, Baffdecks, Bone Idles, Blank, Darkest Hour, you name it… ist in die Produktion verwickelt. Köln, Kalrlsruhe, Washington. I love it.
Red London – Symphonys for the Skins
Oi! Roter Punk aus England, fantastische 12”, über die Hälfte der Songs sind Hits, nur zu empfehlen wenn man Cock Sparrer und Consorten mag…Mad Butcher Records / Germany / The World / The Universe. “I just wish the Lads where here.”
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Marcel:
1. Platz: Madsen – Na gut dann nicht*
2005 eroberten Madsen mit deutschsprachigen Texten die Indie Bühnen und Tanzflächen der Republik. Mit den Jahren wurde ihre Alben immer seichter und es war zu befürchten, dass Madsen in einem Atemzug mit den Max Giesingers dieses Landes in einen Topf geschmissen werden. Dann kam Corona und die Jungs dachten sich: “Hey, warum nicht mal ein Punk Album?” Zumindest beweisen Madsen mit ihrem Meisterstück, dass sie das Rocken nicht verlernt haben, geizen nicht mit Selbstironie und die Zeile “No Future liegt in Deiner Hand!” hievt sie dieses Jahr im Alleingang an die Spitze meiner persönlichen Top3 dieses verkorksten Jahres 2020.
2. Platz: Die Ärzte – Hell*
Mitten im Lockdown, wo viele mit ihren Familien zuhause eingesperrt waren, hauten die Ärzte mit ihrer Corona Hymne “Ein Lied für jetzt” die Ankündigung raus, dass bald ein neues “Die Ärzte” Album erscheinen würde. Mir persönlich schossen da spontan Freudentränen in die Augen. Das Leben hatte wieder einen Sinn und es gab einen kleinen Lichtschein am Ende des Lockdown Tunnels. Für “Die Ärzte” selbst ist es ihr bestes Album seit dem 1995er Release “Planet Punk”. Ich bin mir da noch unschlüssig, aber Fakt ist, dass es mir seit der ersten Runde auf dem Plattenteller gefällt und das war schon sehr sehr lange nicht mehr der Fall.
3. Platz: Hayseed Dixie – Blast From The Grassed
Darf ein Coveralbum überhaupt in den Top3 auftauchen? Meine Top3, meine Regeln, also eindeutig JA!!! Eine Mandoline, ein Kontrabass, ein Banjo und abwechselnd eine Geige oder eine Gitarre, mehr braucht es nicht, um als AC/DC Band an den Start zu gehen. So begannen Hayseed Dixie ihre Karriere und inzwischen covern sie alles in ihrem Rockgrass Stil, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Bei interpretieren sie schon alleine aufgrund der Instrumentalisierung die Stücke komplett neu. Auf dem neuen 2020er Album müssen Künstler wie “New Order”, “ABBA”, aber auch “Toto” dran glauben. Die Neuinterpretationen der Stücke lassen einen entspannen und zaubern einem ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Ihr Vinyl erschein zumeist nur exklusiv zum RSD und ist auf ihren Konzerten zu kaufen.
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Colt Ivers:
Platz 1: Deutsche Laichen – Team Scheiße-EP
Beste und wichtigste deutsche Punkband derzeit. Das Debütalbum hat 2019 musikalisch und textlich alles weggeknallt. Und mit der EP (leider digital only bisher) macht die Band wieder alles richtig. Drei Songs in fünfeinhalb Minuten. Grundtenor: Maul aufmachen. Nicht weggucken. Die Scheiße, die passiert, benennen (auch in der eigenen Szene). Stark!
Platz 2: Die Sterne – Die Sterne*
Die Sterne, das ist jetzt Frank Spilker (+ viele hochkarätige Gäste). Ist schon eine Ansage, ausgerechnet das erste Album ohne die alte Crew schlicht “Die Sterne” zu nennen. In die Texte lassen sich jede Menge Corona-Bezüge hineindeuten – wären die Songs nicht allesamt vorher erschienen. Ohne Frage das beste Sterne-Album seit mindestens 20 Jahren.
Platz 3: I-Fire – Spiel mit dem Feuer
Die Hamburger sind längst die besseren Seeed. Reggae-meets-HipHop fürs Herz und mit erfreulich wenigen Trap-Anbiedereien. Textlich wird das übliche Themenspektrum abgearbeitet. Und mit “Ich brauch nicht viel” haben I-Fire hier einen verdammten Hit im Gepäck. Aber ob ein Ding wie “Gyal inna night” 2020 noch sein muss? Abzug in der B-Note.
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Chriskowski:
Platz 1: Heckspoiler – Synthetik Athletik*
Mein persönliches Album des Jahres, nicht nur weil es ganze 5 Titel (Die Infektion, Fresse, Ned wie Du, Mei Bus, Prolo4Life) in meine Top 10 des Streaming-Jahresrückblickes geschafft haben, sondern auch weil das gute Stück Vinyl einfach immer wieder bei mir auf dem Plattenteller rotiert! Das Gaspedal bleibt auf “Synthetik Athletik” beständig durchgedrückt und verschafft dem (neu geschaffenen) Genre “Action Punk” den treffensten Anstrich den ich mir dafür vorstellen kann. Scheiss di net an, manchmal muss es halt einfach krachen!
Platz 2: AC/DC – Power Up*
Überraschung des Jahres.! AC/DC machen weiter und weiter und weiter…treten lieber an einem anderen Tag ab (oder auch nicht). Die unfassbare Röhre von Brian Johnson, der ja auch schon 75 Lenze zählt und die sensationellen Gitarrenriffs, die auch teilweise dann mal nicht AC/DC stereotyp daher kommen, setzen einfach den Strom mal wieder locker auf ON. Kann mich nicht satt hören daran.
Platz 3: The Strokes – The New Abnormal*
Das 6.Studioalbum von The Strokes war mein Frühlingshighlight 2020 und half durch die ersten düsteren Lockdown Zeiten. Jahrelang hatte man von den Jungs aus New York City kaum etwas und wenn dann doch nur Mittelmässiges (mit Abstrichen “Angles” aus 2011) vernommen. Nun kehrten die Indie-Rocker episch, punktgenau und melodieselig zurück. Großartige Neuauflage des Strokes-Sounds der Nullerjahre mit frischen und genialen Ohrwürmern (“Bad Decisions”, “The Adults Are Talking”)!
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Phil:
1. Platz: Be Well – The Weight and the Cost*
Ein Wahnsinns Album hat da der ehemalige Battery-Sänger Brian McTernan da an den Start gelegt. Da einen Anspieltip zu nennen ist schwierig aber auch überhaupt nicht nötig. Platte auflegen, durchhören und hören wie aus negativem etwas positives geschaffen wurde. McTernan zerreißt es förmlich was die Platte vielleicht auch so authentisch wirken lässt. Ehrlich und facettenreich, einfacher kann man „The Weight and the Cost“ nicht beschreiben.
2. Platz: Sharptooth – Transitional Forms
Lauren Kashan, meiner Meinung nach aktuell einer der besten Sängerinnen die der Hardcore/Metalcore zu bieten hat. Direkte Ansagen an die Szenepolizei und nebenbei die Stimmbänder an die äußere Belastungsgrenze bringen, von himmelhoch zu abgrundtief. Während das Album läuft ist man lieber mal leise, die ist nämlich angepisst. Hab kein Bock auf Stress.
3. Platz: Lesser Glow – Nullity*
Ich bleibe dabei zu behaupten, Nullity wäre der bessere Stranger Things Soundtrack. Der Moment wenn es mit „The Great Imitator“ losgeht verdunkelt sich der Himmel, es erlischt die Sonne, der Kaffee wird kalt und irgendwo öffnet sich ein Portal zu einer anderen Dimension. Weitere Details könnt ihr aber auch hier entnehmen: https://vinyl-keks.eu/lesser-glow-nullity-col-vinyl-lp/
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Tobi van den Wildmannen:
1.Platz: Madsen – Na gut dann nicht*
Ok, ich hab echt lange überlegt, ob ich das hier wirklich auf Platz eins setzen soll. Aber ganz ehrlich: Es ist die Platte, die ich dieses Jahr am Meisten gehört habe. Egal ob zuhause auf dem Plattenteller oder auf Spotify im Auto. “Protest ist cool aber anstrengend” ist für mich der Song des Jahres. Geile Platte, i love it.
2.Platz: The Lawrence Arms – Skeleton Coast*
Viele werden sich jetzt fragen, warum ich diese Scheibe hier in die Top 3 nehme, da sie ja nur ein durchschnittliches Album von The Lawrence Arms ist. Aber genau das ist der Punkt: Die Band ist einfach gut. Und selbst wenn vielleicht “Frail Bray” von Western Addiction oder “Revolution Spring” von The Suicide Machines dem ein oder anderen in diesem Sektor besser gefallen haben, ist trotzdem diese Scheibe bei mir wesentlich mehr gelaufen, als der Rest.
3.Platz: Akne Kid Joe – Die große Palmöllüge*
Punkrock aus Deutschland hat mich tatsächlich schon lange nicht mehr so in seinem Bann gehabt, wie aktuell. Dazu zählt auch die zweite Platte der Franken. Neben Anschlags neuer Platte oder auch der neuen Pestpocken war diese hier halt eins der absoluten Highlights in 2020. Somit stellvertretend für Punkrock aus dem deutschsprachigen Raum hier Akne Kid Joe. Sänk ju!
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Christian Pasalk:
Keine Platzierung, die Platten sind sortiert nach Erscheinungsdatum.
Messer – No Future Days*
Messer waren mir immer zu anstrengend. Bis zu diesem Album. Poesie trifft auf Postpunk. Plötzlich darf es auch mal funky sein. Es knallt völlig unerartet bei mir rein Das Album passte hervorragend zum 1.Lockdown.
See.More.Glass. – Running
Hallo 80er Jahre, ihr habt hier eine Band vergessen! Ein düsteres und atmosphärisches Meisterwerk von dieser Hamburger Band. File under Antifacistdarkwavepostpunk.
Death Valley Girls – Under the spell of Joy*
Auf geht es zu einer psychedelischen Reise mit dem Damen-Chor aus L.A.. Die Amphetamine sind gut verstaut und der Schnaps steht bereit, die Bremsen vom Bus hat aber keiner überprüft. Ob das mal gutgeht? Ja, das Ziel wird erreicht! Urlaub für alle! Eine meiner Platten des Jahres!
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La Rimadora (Chrissi):
Platz 1: Pisse – Pisse
Pisse gehören immer noch zu meinen Favoriten in Sachen Absurditäts-Punkrock. Auch die neue Platte gibt wieder genug Stoff zum Grübeln und kommt mit gewohnt abgefuckten Song-Titeln wie “Die fetten Kinder” oder “Angenehm straff” einfach gut an. Genau wegen diesem schmucklosen Rumgesabbel liebe ich die Band, genau wie FCKR. Und was inhaltlich wirklich Message ist, damit bleibt am Ende jeder allein, hihi.
Platz 2: The Baboon Show – I never say Goodnight*
Jaja, kein Album, aber geplant war es ursprünglich eigentlich, weshalb ich die EP hier mit in meine Top3 aufnehme, denn wie das Album geworden wäre, kann man sich mit diesem neuen Input gut vorstellen – auf jeden Fall etwas langsamer, polierter und irgendwie auch deeper. Mir gefällts.
Platz 3: BUM – II/III
Das ist auch kein Album, aber die Art- und Poetry-Punker aus Berlin haben mit ihrem Release von diesen zwei eindringlichen Songs bei mir definitiv wieder einen empfindlichen Nerv getroffen. Auch wenn vielleicht nicht so bekannt wie die meisten hier genannten Veröffentlichungen für mich ein Grund mehr zu supporten. Liebe zum musikalischen Detail, experimentelle Texte und Gänsehaut-Atmosphäre. Danke dafür!
https://hallobum.bandcamp.com/album/ii-iii
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Ampullencocktail:
1. Platz: Fuck0€ – Bitte Kredite!
Deutschpunk, garnicht mein Ding. Aber die Jungs sind der Hammer und ein guter Freund hat die Platte gemischt. Also Daumen hoch! Solidarisch auf der Eins! Support your Local Sound Engineer…
2. Platz: Die Sterne – Die Sterne
Obwohl Frank S. wohl zu vergessen haben scheint, wer die Sterne sind und seit diesem Jahr mit drei völlig fremden Menschen auf der Bühne steht, gehört die Scheibe mit in die Top 3! Immerhin ist und bleibt es die einzig wahre Hamburger-Schule-Band! Sterne for life!
3. Platz: Cocorosie – Put the shine on*
Cocorosie sind Pflicht. Punkt.
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Lagartija Nick:
Platz 1: GRIND – Songs of Blood and Liberation*
Für mich das Metal-Ereignis in 2020. Die Platte packt dich vom ersten Ton an, marschiert mit kompromißlosem Sound und atemberaubender Geschwindigkeit weiter. Kein Ausstieg möglich. Dabei bewundere ich, dass die Flensburger hier nicht nur auf die genreüblichen Effekte setzen, sondern ein Album geschaffen haben, was alles an Melodien und Ideen zuläßt und mit den Elementen des Grindcore versieht und daraus etwas Neues entstehen lässt. Das Buch des Grindcore muss neu geschrieben werden. Und alles, was danach kommt, muss sich daran messen lassen. Absolut stilprägend.
Platz 2: Taumel – there is no time to raun away from here*
Das Album sollte verschreibungspflichtig sein und entsprechende Warnhinweise enthalten. Taumel spielen eine Art Minimal Jazz, der allerdings sehr düster angelegt ist. Die fünf Instrumentalstücke bilden so auch erst im Zusammenhang ein düsteres Klangbild, was den Hörer sehr aufwühlt und Bilder im Kopf entstehen lässt. Hier werden nicht nur die Noten wichtig, sonder auch die Zwischenräume der Noten, scheinen in das Klangbild zu gehören. Nach nur 30 Minuten ist das Album zu Ende und läßt den Hörer recht ratlos zurück. Ein absolut faszinierendes Werk, das ich in solcher Art und Weise noch nicht gehört habe. Chapeau!
Platz 3: Der Kosmonaut – Sampler
Das feine Kernkrach Label aus Münster hat einen auf 350 Stück limitierten dreiseitigen (!)Sampler herausgebracht, der jeden begeistert, der sich für 80er Old School Minimal begeistern kann. Aktuelle Acts des Genres: Nao Katafuchi, „Echo West“, „Luminance“, „Kinder Aus Asbest“, „Staatseinde“, Björn Peng, „Tilly Electronics“, „Mojo Beatnick“ und viele andere finden sich hier. Auch ein neues Projekt von Doc Kernkrach mit „Convex Model“ namens „The Ottoplast“ gehört dazu. Oder der isländische Geheimtipp „Aska„. Oder Überraschungen wie der „Luminance“ Track, der gar nichts mit dem sonst an EBM u.ä. orientierten Sound des Künstlers zu tun hat. Hier gibt es keine Ausfällen nur die pure Freude.
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Hey,
Vielen Dank für eure Top 3 des Jahres.
Viele neue Bands kennengelernt die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.
Vor allem Madsen ist eine total Überraschung und total geil.
In diesem Sinne, weiter so.