Dirty Sound Magnet? Moment mal, die hatte ich doch neulich erst auf dem Plattenteller. Ah ja, da. Im Mai ’22 hatte ich den Vorgänger “DSM III” zum jüngst erschienenen “Dreaming In Dystopia” rezensiert. Gut, ist dann zwar doch schon eine Ecke her, aber dennoch ist der Output des Trios aus dem schweizerischen Fribourg beachtlich, wirft man gleichzeitig einen Blick auf ihre umtriebigen europaweiten Liveaktivitäten. Andererseits sind Dirty Sound Magnet inzwischen zur Profiband avanciert und machen nichts Nerviges wie etwa Arbeit nebenher – trotz (nach eigener Aussage von Sänger und Gitarrist Stavros Dzodzos) erschwerter Ausgangsbedingungen für die Etablierung einer Profiband in einem Land wie der Schweiz.
Harte Arbeit und ein großes Durchhaltevermögen war da vermutlich das eine. Andererseits haben es sich Dirty Sound Magnet dank ihrer tollen Musik auch redlich verdient, genug Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können, dass es zum Stopfen dreier Mäuler reichen kann. Kommen wir deshalb jetzt zum wahren Inhalt dieses Artikels, dem vierten Studioalbum “Dreaming In Dystopia”. Dieses lässt es im Vergleich zum Vorgänger “DSM III” deutlich ruhiger, jedoch keinesfalls weniger intensiv angehen. Dirty Sound Magnet scheinen sich erneut selbst erfunden zu haben und entziehen sich offensichtlich jeglicher Norm, die ihren Sound definieren könnte. Das ist mutig und das ist toll, wenn eine Band ihrer Nase und nicht den Erwartungen folgen mag.
Schon das äußerst atmosphärische Gitarrenintro des Openers “Melodies From Distant Shores” ist sein Geld wert. Und Dirty Sound Magnet wissen inzwischen, wie man da noch einen oben drauf setzen kann. Schicht um Schicht erweitern sie den Song hin zu einem einzigartigen Stück zwischen Psychedelic Rock und Surfgitarre. Das hat so ein bisschen was von The Doors, auch wenn diese für meinen Geschmack schon zu Lebzeiten altbacken geklungen haben. Dirty Sound Magnet dagegen klingen frisch, dynamisch und unverbraucht. Zeitgemäß und doch was für Musiknostalgiker*Innen. Der Spagat ist groß, aber nicht zu groß für Dirty Sound Magnet.
Die B-Seite bietet dann gefühlt nochmal was anderes. Experimentierfreudig bis zum Geht nicht mehr in Sachen Sounds und Songwriting zeigen sich Dirty Sound Magnet trotzdem eingängig und fast schon poppig. Psychedelic Pop. Gibt es das schon als Genre? Falls nein, jetzt schon. Das klingt nach …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, Bloc Party, Edwyn Collins, Pink Floyd und Ween gleichermaßen und könnte auch locker als Soundtrack für ‘nen Kifferfilm herhalten. Wer ein Glas Rotwein zum Musik hören bevorzugt: auch der-/diejenige wird auf seine/ihre Kosten kommen.
So unbeständig, wie sich Dirty Sound Magnet mir gegenüber zumindest anhand des mir bisher bekannten Stuff präsentieren, scheinen sie auch in ihrer Labelpolitik zu sein. Mit Wild Thing Records aus Australien ist für die Veröffentlichung von “Dreaming In Dystopia” bereits das fünfte Label (bei insgesamt acht Releases) am Start. Ist jetzt weder positiv noch negativ gemeint, sondern lediglich eine Information an euch. Unabhängig davon geizen Dirty Sound Magnet auch dieses Mal nicht mit einer richtig schicken Aufmachung des Ganzen. Ein farbenprächtiges Gatefold samt bedruckter Innenhülle und coloured Vinyl (wahlweise aber auch in schwarz), machen “Dreaming In Dystopia” nicht nur zu einem akustischen, sondern auch zu einem optischen Leckerbissen. Seit dem 20.10. z.B. bei JPC zu haben.