„Jazz und Hip-Hop sind musikalische Geschwister im Geiste, weil sie konsequent in die Zukunft ausgerichtet sind. Deswegen ist es so rätselhaft, dass sie sich so schwertun zusammenzufinden.“ Mit diesen Sätzen begann 2020 in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel über den Jazz-Pianisten Robert Glasper. Und ja – an diesen Worten ist durchaus etwas dran. Insbesondere, wenn der Blick auf Hip-Hop eher ein eingeschränkt-gegenwärtiger ist, der die vermeintliche Stagnation des Genres in Zeiten von Trap und immer wieder aufgewärmter totlangweiliger Vorstadtgangster-Attitüde beklagt.
Aber natürlich war Hip-Hop schon immer deutlicher vielschichtiger als das verzerrte Bild, das der jeweilige Zeitgeist uns stets zu vermitteln versucht. Auch wenn Jazz Rap seit den großen Tagen von A Tribe Called Quest, Gang Starr und De La Soul vielleicht nicht mehr ganz so im Fokus der Öffentlichkeit stand, verschwunden ist er nie. Und jazziger Hip-Hop auf Deutsch? Da war doch auch was – man denke nur an Bands wie die Jazzkantine oder Freundeskreis.
Insbesondere die Crew um Max Herre hat die österreichische Rapperin Spilif stark geprägt, die jetzt mit „Irgendetwas das du liebst“ ihr Debütalbum vorlegt. Und das kommt so relaxed, klug und reflektiert daher, dass man sich wünschen würde, dass genau das hier die allerorten akzeptierte Definition von großartigem Hip-Hop wäre.
Im Mittelpunkt der Platte stehen die poetischen Texte der Musikerin, denen man anmerkt, dass lange an ihnen gefeilt wurde. Inhaltlich geht es um Persönliches, ums Scheitern und Älterwerden, um Freundschaften und ja – auch um die Hip-Hop-Szene im tollen „Rap ist“, wo es mit Blick auf die Kolleg*innen heißt: „Ich frag‘ mich, was mein Rap mit dei’m gemeinsam hat“.
Unterstützt wird Spilif auf „Irgendetwas das du liebst“ von Andreas Steiner (E-Gitarre), Sebastian Schweiger (Keys), Christoph Pfister (Drums) und Andreas Botzenhardt (Bass) sowie dem Produzenten Johannes Stöckholzer. Und man hört dem Album in jedem Moment an, dass die elf Songs gemeinschaftlich live aufgenommen wurden. Hier wird nicht über schnell zusammengeschusterte Beats gerappt, das Ganze hat einen organischen jazzig-funkigen Bandsound.
Fazit: Wer Hip-Hop ohne viel Bling-Bling aber dafür mit umso mehr Herz, Seele und Hirn mag, sollte Spilif auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Die Vinylversion von „Irgendetwas das du liebst“ kommt im schicken Blau daher. Bestellen könnt ihr die Platte zum Beispiel direkt beim Label unseralleseins.