Vor kurzem konntet ihr hier die Review zu Dotas aktuellem Album „Springbrunnen“, mit dem Dota aktuell auch auf Tour sind, lesen. Und wie das so ist beim Verfassen einer Review, beschäftig mensch sich ja auch meist mit dem gesamten Werk und das ist ganz schön und umfangreich, wie ihr wisst. Quantität und Qualität gehen hier Hand in Hand. Also stellte ich mir die Frage: Wie schafft sie das eigentlich alles? Kurz entschlossen habe ich diese und ein paar weitere Fragen Dota einfach direkt gestellt und das Interview könnt ihr nun lesen.
Hallo Dota, vorab schonmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses kurze Interview nimmst.
Ein Lied auf deinem neuen Album Springbrunnen heißt „Im Springbrunnen Baden Mit Nackten Milliardären“. Als ich den Titel das erste mal gelesen habe, hatte ich direkt ein Bild im Kopf und es war nicht unbedingt ein schönes. Wie kam es zu dem Lied? Und ist dieser Wunsch eher Traum oder Albtraum?
Ja, so ist es auch gemeint: als unschönes und verstörendes Bild. Eine Mischung aus planlosem Hedonismus, Rebellion und Resignation, aus dem Gemein-machen der Milliardäre, indem sie im Text nackt sind, und der Wut auf ihren Reichtum. Ich weiß wirklich nicht, warum ich dieses Lied geschrieben habe, abgesehen davon, dass die Zeile eine guten Rhythmus hat. Vielleicht weil es ein passend absurdes Bild zur absurden Gegenwart ist.
Hier das Lied für euch, falls ihr’s noch nicht gehört habt.
Die Lieder stammen ja größtenteils von dir. An ein paar Texten dürften sich auch Bandkollegen beteiligen, geht aus den Credits hervor. Wie kann ich mir die Zusammenarbeit von euch vorstellen? Geht ihr eher basisdemokratisch vor oder herrscht das Matriarchat?
Es herrscht ein bisschen Matriarchat 😊
Wir sind ein sehr gut eingespieltes Team. In den Arrangier-Proben machen alle musikalische Vorschläge, meist ist ziemlich klar, was die beste Lösung ist, wenn wir verschiedene Varianten durchspielen. Bloß, wenn alle irgendwie unschlüssig sind, habe ich das letzte Wort – weil es ja schließlich fast immer meine Lieder sind.
An Texten beteiligen meine Bandkollegen sich nicht und haben auch noch kein Interesse daran geäußert, aber Musik bringen sie manchmal ein und das tut der Abwechslung auf jeden Fall gut. Es komponieren vor allem unser Schlagzeuger Janis Görlich und manchmal unser Bassist Alex Binder. Zu ihrer Musik dann Text zu schreiben, finde ich sehr viel herausfordernder als zu meinen eigenen musikalischen Ideen, aber ich komme dadurch auch auf andere Gedanken. Auf dem aktuellen Album ist ein Stück, das Alex komponiert hat, es heißt „Das wogende Meer“ und „Alles glänzt“ ist von Janis.
Die Band trägt deine Namen und du hast das Label Kleingeldprizessin Records gegründet, auf dem die Alben erscheinen. Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit scheint dir sehr wichtig zu sein. Wie schwer war es, sich in der doch immer noch männerdominierten Musikwelt durchzusetzen, mit der eigenen Musik?
Ja, Eigenständigkeit ist mir sehr wichtig und ich sehe sie vor allem durch das Oligopol der Streaming Plattformen eingeschränkt. Mit der Macht von Männern hatte ich sehr wenig zu tun, weil ich immer alles selbstständig gemacht habe. Ganz selten mal passiert es mir, dass ich den Eindruck habe aufgrund meines Geschlechts nicht für voll genommen zu werden oder dass mein Wort einem Mann gegenüber nicht so viel zu gelten schien wie das eines anderen Mannes. Darüber habe ich mich dann geärgert, aber diese Situationen kann ich an einer Hand abzählen.
Ich glaube, dass die größte Schwierigkeit in diesem Geschäft, nämlich ein Publikum auf sich aufmerksam zu machen, mit dem Geschlecht nichts zu tun hat. Männliche Singersongwriter, die jetzt anfangen mit ihrer Karriere haben es damit nicht leichter als weibliche oder nonbinäre. Klar, sobald man eine Familie gründen möchte, ist es wie in jedem Beruf, dass man sich innerhalb der Partnerschaft sehr gut abstimmen muss und zusehen, dass es für den beruflichen Werdegang für beide klappt. Aber: nur weil ich mich selber nicht von Benachteiligung betroffen fühle, weiß ich trotzdem, dass es viele feministische Anliegen gibt, für die wir weiterhin gemeinsam eintreten müssen.

Mit dem Problem des Streaming haben wir uns hier ja auch schon auseinandergesetzt. (hier gehts zum Beitrag). Und inwiefern der Erfolg mit dem Geschlecht zusammenhängt, dass kann sicherlich nicht grundsätzlich beantwortet werden und ist gesamtgesellschaftlich zu betrachten.
In unserer Rubrik Diversity Dive interessieren wir uns ja besonders für Diversität im Musikbuisness und Frauen in der Musikwelt. Du machst seit mehr als 20 Jahren Musik und hast mit Straßenmusik begonnen. Hat sich in diesen Jahren etwas verändert für Musikerinnen? Wie ist dein Blick darauf?
Als ich angefangen habe, war es noch nicht so üblich, dass Musikerinnen Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen. Das scheint mir heute selbstverständlicher zu sein.
Und die Ansprüche an Musiker ständig auch visuellen Content zur Verfügung zu stellen, sind so viel größer und anstrengender geworden in den letzten Jahren, dass ich das als echten Qualitätsverlust im Privatleben wahrnehme.
In die große Klage darüber, dass Frauen bestimmten Körperbildern entsprechen müssten, kann ich nicht einstimmen, weil ich mich davon nie betroffen gefühlt habe und das einfach ignoriere. Es gibt aktuell einige gute Beispiele von sehr erfolgreichen Musikerinnen, die sich nicht drum scheren und sich überhaupt nicht gängigen Schönheitsidealen anpassen. Das war vielleicht vor 20 Jahren anders, vielleicht auch nicht. Trotzdem höre ich oft diese Klage und habe doch meist den Eindruck, dass dieser Druck von Frauen selbst gemacht ist. Wenn z.b. Madonna darüber klagt, dass man nicht altern darf, kann ich da wenig Mitgefühl aufbringen, sondern würde ihr eher vorwerfen, dass sie es doch war, die mit allen Mitteln so getan hat als wäre es möglich, nicht zu altern und damit alle anderen normalen Frauen diesem Vergleich ausgesetzt hat.
Einfach nicht mitmachen, wenn wir das alle machen würden, dann wäre das sicherlich eine gute Lösung. Leider nicht so leicht, gerade in Zeiten von Social Media. Aber vielleicht sollten wir es einfach mal probieren.
Seit 2003 sind mindestens 16 Alben erschienen, eine EP, 4 Live Alben und ein paar Features gibts auch (wenn ich denn richtig recherchiert habe). Das ist ne Menge Output und gefühlt seid ihr auch dauerhaft auf Tour. Wie schaffst du dieses enorme Pensum? Hast du zwischendurch noch Zeit für ein Privatleben, Freunde und Familie?
Klar. Da bleibt locker genug Zeit für alles.
Die Schwierigkeit zum Schreiben zu kommen ist mehr, dass ich stundenlang prokrastiniere, nicht so sehr, dass keine Zeit da wäre.
Und ja, häufig verpasse ich Einladungen aus dem Freundeskreis, weil ich auf Tour bin. Aber meine Freunde sind glücklicherweise treu und geduldig und laden mich trotzdem immer wieder ein 😊
Vielen Dank, dass du dir zwischen Freunden, Familie, Touren, Prokastranieren und Schreiben noch Zeit für dieses Interview genommen hast.


