Eins sticht einem sofort ins Gehör, nämlich der über und über fette Sound des neuen Streichs “Our Hell Is Right Here” der Londoner Punkrockband Drones. Vorher noch nie von ihnen gehört, kommen sie hier auf ihrem Zweitwerk mit einer solch professionellen Produktion um’s Eck, wie man sie sonst eher von den großen des Genres kennt. Rise Against lassen unmissverständlich grüßen. Für diejenigen, die Punk nur dann als Punk akzeptieren, wenn er in einem nicht beheizbaren Probeloch bei Minusgraden aufgenommen wurde, ist diese Platte nicht gemacht, sind die Drones nicht gedacht. Die Drones sind für diejenigen da, die das Southside für ein Punkfestival halten. Ich sag das hier so ein bisschen zynisch und kann das aber auch verantworten, da ich den Drones mit dieser Platte unterstelle, den Mainstream erreichen zu wollen. Und das ist auch vollkommen okay. Bands wollen das, auch Punkbands. Und ich habe das Gefühl, die Drones würden das auch nicht abstreiten, könnte ich sie hier und jetzt danach fragen. Auch das ist vollkommen okay. So. Nun hätten wir geklärt, welche Art Freund*Innen von Punkmusik jetzt hier bleiben sollten und welche weiterskippen kann.
An alle die noch da sind, das Wichtigste vorneweg: “Our Hell Is Right Here” ist ein gutes Album und ihr könnt es euch getrost kaufen! Außerdem solltet ihr nach Livegigs der Drones Ausschau halten. Ist jetzt kein Treppenwitz, die wird’s wieder geben, Leute! Denn die Band lässt schon auf Konserve mehr als erahnen, dass das live so richtig abgehen wird. Blut, Schweiß und Tränen, würde der alte Churchill sagen. Gut, das ist jetzt ein wirklich schlimmer Bogen, den ich da spanne. Und trotzdem spanne ich ihn weiter. War der Vorgänger”Exiled” inhaltlich noch stark politisch geprägt, geht es auf “Our Hell Is Right Here” deutlich persönlicher zu. Frontfrau Lois McDougall verarbeitet ihre eigenen Schwächen und Schicksalsschläge. Das kann ja mitunter unbändige Energie freisetzen. Energie, die jetzt zu hören ist. Und Emotion. Emotion, die authentisch und nicht wie bei so manch anderen Artverwandten gerne mal so ein bisschen effekthaschend wirkt. In diesem Punkt kommen die Drones den äußerst aufrichtigen Boysetsfire schon sehr nahe. Und melodiös können sie auch die Drones. Und schnell. Und überhaupt alles, was das Genre auszeichnet, wobei Lois McDougall mal keifend wie Brody Dalle von den Distillers, mal harmonisch wie Cristina Llanos von Dover und auch mal alternativ rockend wie Shirley Manson von Garbage singt. Mag jetzt womöglich ein wenig nach Baukasten à la “ich bastle mir eine erfolgreiche Band” klingen, ist vielleicht auch so, aber das ist völlig okay. Abertausende Southside-Gänger würden mir da sicherlich beipflichten und so lange die Drones den Baukasten nutzen, um solch eingängige und einfach großartige Hits wie “Learn” zu fabrizieren, kann man da auch bei Minusgraden nichts dagegen sagen.
Die schöne Farbkombination des Covers gipfelt in der gelb/orangenen Platte. Das ist optisch schön und aufregend unaufgeregt. Sämtliche Texte zu den 13 Songs gibt’s auf der bedruckten Innenhülle, dazu das Mindestmaß an Linernotes. Schade, dass dem Release kein Download-Code beiliegt (dass ich das mal noch sagen würde…), denn “Our Hell Is Right Here” kann genau das Album sein, das man in einem vermutlich wieder sehr heißen Sommer am Baggersee liegend laut aufdreht. Southside is’ vermutlich auch dieses Jahr nich’, deshalb Drones zulegen, z.B. hier.