Wer bei Egopusher an eine ziemlich derbe Elektrorotze denkt, der hat sich ordentlich in dieser Band getäuscht. Ich, zum Beispiel. Ich dachte hierbei tatsächlich an so eine Band, die z.B. auf einer der Dream Dance-Compilations mitmachen könnte. Und auch ein bisschen an unsere holländischen Nachbarn, die mit ihrer Art von Hardcore ordentliche Dampfwalzen auf der Tanzflächen haben. Ich finde, hier ist mehr drin als nur die Dream Dance. Aber nun weg mit diesen negativen Gedanken und weg mit diesem negativen Denken.
Denn nach ihrem 2017er Debüt-Album “Blood Red” haben Egopusher ein neues und zudem auch aus meiner Sicht wuchtiges neoklassisch-elektronisches Album rausgebracht. Für mich wohl auch in der Richtung das Nonplusultra in diesem Jahr. Es hört auf den Namen “Beyond” und ist bereits am 09.10.2020 auf Quiet Love Records erschienen. Egopusher kommen aus der Schweiz und bestehen aus den beiden Künstlern Alessandro Gianelli und Tobias Preisig. Alessandro ist Produzent und Schlagzeuger, Tobias ist der Violinist. Beide machen mit ihrem gemeinsamen Projekt Musik, die durchaus auch für die Kinoleinwand bestimmt ist. Und beide spielen auch gerne an den Synthi-Stellschrauben für diesen unverwechselbaren Sound.
Hier kann durchaus auch Verbindungen zu Nils Frahm, Ólafur Arnalds oder auch die Grandbrothers hergestellt werden, die ja auch in der Neoklassik unterwegs sind und diese mit elektronischen Einflüssen füttern. Wer den ein oder anderen isländischen oder auch allgemein nordeuropäischen Krimi mal gesehen hat, der wird mir hier vielleicht zustimmen können.
Das Album wurde in 28 Tagen an verschiedenen Orten zwischen Engelberg in der Schweiz und Berlin produziert. Die Band selbst nennt es auch die “28 magischen Tage”. 6 Tracks, insgesamt 38 Minuten lang, von eher ruhig und bedächtig zu laut und fetzig. Im Vergleich zum Vorgänger “Blood Red” sind die Tracks bei “Beyond” länger und auch etwas verspielter. Ich finde, die Violine hört man im neuen Album auch deutlich weniger. Dafür ist der Fokus mehr auf den elektronischen Wumms gerichtet worden.
Ein ganz starker Beginn mit “Blue Moon” und dem Namensgeber des Albums “Beyond”. Bei “Beyond” gefällt mir vor allem das glockenspielähnliche mit dem Xylophon, welches ich hier vermute. Bevor zu “Elenor” mit treibendem Rhythmus zu fröhlichen Höhen, aber auch in die karge Einöde zu “Faint” begleitet wird, ist mit “Re-Entry” ein weiterer etwas ruhigerer Part zu hören. “Faint”, auf deutsch bekanntermaßen “Ohnmacht” ist ein fast neun minütiges Stück, das im Vergleich zum Rest des Albums nicht viel Abwechslung bietet, im Hinblick auf den Namen aber durchaus Sinn ergibt. Das Album endet dann aber wieder mit dem eher dramatischen “Sheen”, welches immer wieder in leise Abbrüche verfällt. Damit meine ich die zwischendrin leiser gestimmten Parts.
Erwerben könnt ihr “Beyond”, das auch verschiedene Inlays für eine Auswahl an Frontcovern bietet und auch einen Downloadcode enthält, in schickem `milky clear´ auf Bandcamp.
no images were found