Wer sagt, er*sie würde völlig unvoreingenommen an Dinge herangehen, unbeeinflusst von Verpackung oder Titel sich ausschließlich dem Inhalt hingeben, der*die lügt. Meine These. Ich schließe in diesem Fall von mir auf andere, schließlich kaufe ich oft genug eine Flasche Wein nach dem Etikett. Und natürlich soll die Verpackung und der Titel eine gewisse Erwartungshaltung provozieren, sonst würde wohl kaum so viel Arbeit im Artwork und Titelwahl stecken, dann könnten alle Platten in einer gleichen Hülle stecken.
Und als ich Electro Deluxe las, bin ich dem ganzen voll auf den Leim gegangen. Ich behaupte ja gerne und immer wieder (auch hier), dass ich keine elektronische Musik höre und gebe immer auch zu, dass das natürlich nicht stimmt, sonst hätte ich wohl kaum ohne reinzuhören, nur aufgrund des Bandnamens Electro Deluxe diese Platte ausgewählt. Ich lege sie auf mit der Erwartungshaltung irgendwas elektronisches zu hören, LoFi vielleicht, oder irgendwas Loop- lastiges, vielleicht sogar soften House. Tja, ich lag vollkommen falsch.
Willkommen auf der Tanzfläche der 70er, die die französische Kombo Electro Deluxe auf Basis von Soul und Funk mit “Next” via Vinyl im heimischen Wohnzimmer ausbreitet. Und mit Titeln wie “1979” hätte ich es vielleicht ahnen können.
Ich habe mit dieser Musik bisher kaum und wenn nur flüchtige Berührungspunkte gehabt. Der einzige Vergleich, der mir in den Sinn kommt, sind die Bee Gees. Um zu Prüfen ob dieser Vergleich taugt, müsste ich da jetzt reinhören, mache ich aber nicht, ich lass das hier einfach mal so stehen.
Was aber gewiss ist, der Beat stimmt, die Tanzbarkeit ist dem Album “Next” eingeschrieben, ihr kann mensch sich kaum entziehen, selbst wenn die Musik nicht dem eigentlichen eigenen Wohlfühlsound entspricht und wenn die Stimmlage in der gesungen wird nicht meins ist. Geistiger Wille und körperliche Reaktion gehen getrennte Wege. Es bleibt die Wahl zwischen Nadel von der Platte heben oder Discokugel aufhängen, ein dazwischen gibt es nicht.
Der Sound bleibt durchgehend vom Opener “Nakie Nakie” feat. Candy Dulfer bis “Wanna have a Good Time” feat. Fred Wesley gleich. Neun Tracks Dance Sound, Schlaghose, Paillettenshirt sind auf dem schwarzen Vinyl zu hören, welches in einer zunächst unverdächtig erscheinenden Hülle, ganz ohne Discokugel- Artwork steckt. Es muss und sollte ja auch nicht jedes Klischee erfüllt werden. Erwartungen zu brechen hat bei mir hervorragend geklappt.
Zu erwerben ist “Next” von Electro Deluxe, wenn ihr es nicht in eurem Plattenladen um die Ecke bekommen solltet, unter anderem hier.