Beim betrachten des Covers “You know I’m Funny haha” von Faye Webster erwartete ich eine Platte voll mit Indie-Pop, vielleicht hier und da ein wenig Elektronisch, vielleicht ein wenig Richtung Wir sind Helden nur in englischer Sprache. Ha, da lag ich mal gründlich daneben. Aus den Boxen strömt nämlich zarter, souliger Indie-/ Singer-Songwriter-Sound, mit leichten Country, aber auch auch R&B Einflüssen.
Das hätte ich natürlich ahnen können, wen ich denn schon in die 2019 erschienene Platte “Atlanta Millionaires Club” der 24-jährigen gehört hätte. Oder in ihr selbstbetiteltes Album “Faye Webster” von 2017. Oder in ihr Debüt-Album “Run and Tell” von 2013. Hatte ich aber nicht, habe ich inzwischen geändert. Inzwischen kenn ich den speziellen Sound Websters, den sie seit dem Debüt beständig weiterentwickelt und verfeinert hat.
Ich lauschte also im ersten Moment etwas verhalten, dem Opener „Better Distractions“. So ist das nun mal, wenn Erwartung auf Realität trifft. Mit dem zweiten Song verfliegt jedoch die anfängliche Skepsis. „Sometimes“ singt Faye Webster fast meditativ zur Meldodie, währende eine jazzy Gitarre im Hintergrund den Widerspruch zwischen Dissonanz und Harmonie ignorierend, auflöst. Der Titelsong „I Know I’m Funny ha ha“ kommt ganz ohne Chorus aus und scheint wie eine lose Erzählung aufploppender Gedanken und Erinnerungen.
Die B-Seitet startet mit „Cheers“ und mit einem anderen Sound, als bislang zu hören war, ist er der rockigste Song auf der Platte. Allerdings in meinen Ohren auch der schwächste, weil der Sound nicht so recht zu Faye Webster Stimme passen will. Melodie und Stimme nicht so harmonisch ineinander greifen, wie bei den übrigen Liedern. Die weiteren Songs der B-Seite sind dann wieder im nun schon bewährten Stil, thematisch noch ein wenig dunkler, Einsamer, trauriger. Der vorletzte Song, „Overslept“ gefeaturet von Mei Ehara verdichtet eben diese Gefühle durch reduziertes Arrangement. Genauso wie der letzte und schönste Song der Platte „Half Of Me“, aufgenommen am heimischen Schreibtisch. Denn manchmal braucht es auch nicht mehr, als eine Gitarre um dem Vermissen Ausdruck zu verleihen, mit zarter zerbrechlich wirkender Stimme.
Ein Melancholisch anmutendes Album, welches um unsere Gedanken kreist, wie diese es bisweilen um sich selbst tun. Die Platte trägt eine Schwere gemischt mit feiner Selbstironie in sich, ohne die Stimmung auf einen Tiefpunkt zu ziehen. Ein wenig wie ein schwerer Rotwein, aber gemischt mit Aperol Spritz. Wobei dieser Vergleich denkbar schlecht ist und mich ein wenig schaudern lässt… Lassen wir das. „You Know I’m Funny ha ha“, eine wirklich unerwartet schöne Platte für ruhige Momente.
Die Platte erschien am 25. Juni via Secretly Canadian.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
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