Smith & Miller Records mausert sich zunehmend mehr zu einem soliden Punklabel für Bands, die auf den ersten Blick nicht unbedingt solide verankert zu sein scheinen. Damit leistet das Label wichtige Aufbauarbeit, wenn es darum geht, den Underground etwas mehr ins Rampenlicht zu rücken und der interessierten Hörerschaft näher zu bringen.
Im Falle von Foreign Legion aus Merthyr Tydfil/Wales haben wir es zwar mit einer Band zu tun, die mit Unterbrechung schon seit 1984 aktiv ist, die bis heute aber nur eingefleischten Genrefans ein Begriff sein dürfte. Dabei kann die Band auf eine beachtliche Reihe an Releases zurückblicken, ein Livealbum ist bis dato allerdings Fehlanzeige. Höchste Zeit also dafür, zumal schon beim erstmaligen Hören von “Live And Loud At Waterloo Blackpool” deutlich wird, dass die Stärken von Foreign Legion – ähnlich wie bei ganz vielen ihrer Artgenoss*Innen – in der Liveperformance liegen. Kurz ein Hallo an Blackpool, kurz ein Hasswort an Boris Johnson (die Platte wurde im Zuge verschiedener Konzerte zwischen 2009 und 2018, also der Hochzeit dieser personifizierten politischen Enttäuschung, aufgenommen) und ab geht die Streetpunk-Post. Da werden keine Gefangenen gemacht und Foreign Legion spielen sich in rasendem Tempo in einen wahren Rausch.
Ein passabler bis guter Sound tut da sein übriges. Einzig die Gitarre hätte für meinen Geschmack etwas präsenter gedreht werden können. Aber Punk eben, da geht das schon in Ordnung und im Vergleich zur ein oder anderen Studioaufnahme von Foreign Legion rummst das hier schon ordentlich. Etwas verwunderlich ist allerdings, dass kaum Publikum zu hören ist, was den Livealbum-Charakter irgendwie so ein bisschen schmälert. Entweder keine Raummikros aufgestellt, oder es war tatsächlich so wenig los, wie man es auf Platte vermuten könnte? Ersteres: na ja, zweiteres dagegen wäre schon schade, denn wie gesagt, Foreign Legion lassen es gut krachen und mit ein paar Pints und guten Freunden waren das bestimmt schöne Abende in Blackpool.
Wem Foreign Legion (noch) unbekannt sind, der möge an all die alten UK-Haudegen wie die UK Subs, Sham 69, die Angelic Upstarts oder GBH denken. Was Songwriting und die Sologitarren anbelangt, erinnern sie mich aber auch an eine Band aus zwar sonnigeren Gefilden, die jedoch genau so pissed und gleichzeitig nach Party klingen kann wie die Waliser: Social Distortion. Gute, solide, nicht immer innovative, dies aber auch gar nicht nötig habende Punkrock-Hausmannskost also. Und natürlich lässt sich der Vorteil eines Livealbums auch im Falle von “Live And Loud At Waterloo Blackpool” nicht von der Hand weißen: die Band liefert einen guten Querschnitt aus ihrer Karriere in 14 Akten und auf nur einer Scheibe.
Eben diese haben Smith & Miller Records auf 300 handnummerierten Exemplaren auf blauem Vinyl bereits im Juli diesen Jahres rausgehauen. Blau war womöglich auch Programm an den Konzertabenden mit Foreign Legion? Öffnet euch also ein Getränk eurer Wahl, legt “Live And Loud…” auf und nehmt somit indirekt Teil daran. Das Konzept geht auf – und ich mein das durch und durch positiv, ohne dass ich Alkoholkonsum über die Maßen verherrlichen will! Die Partyplatte am besten direkt bei Smith & Miller Records bestellen.