Den Martin Bechler seine Musik habe ich das erste Mal beim Beach Motel Van Cleef 2017 kennengelernt. Das sind jetzt über 6 Jahre. Und in diesen über 6 Jahren ist in der Band viel passiert. Natürlich kann ich nicht genau sagen, ob die Dreier-Kombo damals schon bestand, aber zumindest kurz nach Beach Motel Van Cleef sah ich Fortuna Ehrenfeld, damals noch mit Paul am Schlagzeug und mit Jenny am E-Piano, auf der Bühne und war hin und weg. Selbst solo auf dem Festival war er DIE Überraschung. Mittlerweile hat der Mann am Schlagzeug gewechselt. Paul konzentriert sich auf sein Studium. Für ihn ist Jannis Knüpfer hinzugekommen. Und Jenny, die oftmals mit ihrer äußerst dreckigen Lache für Furore und Lacher im Publikum sorgte, ist von Elin Bell ersetzt worden, weil sich Jenny auf ihre Solo-Karriere konzentrieren wollte. Spätestens jetzt, wenn ich ein Konzert Fortuna Ehrenfelds besuche, komme ich mir etwas verloren vor. Nach einer Weile kam ich mir sowieso verloren vor, denn Fortuna Ehrenfeld machen ja ausnahmslos gute Musik, hatten aber nach und nach den Hang zum Verrückten. Andererseits hat alles, was Martin Bechler anfasst Hand und Fuß, auch wenn man es erstmal für völlig abstrus halten mag. Ab „Helm ab zum Gebet“ habe ich allmählich den Faden bei Fortuna Ehrenfeld verloren. Mag sein, dass das banane klingt, aber sie haben mir nicht mehr dieses wohlige Gefühl gegeben. Es war zu viel. Zu viele Konzerte. Zu viel Abgedrehtheit. Zu viel Drumherum. Also Pause.
Nun, es ist ja September 2023, der Sommer ist eigentlich fast vorbei, bringen sie ihr neuestes Album „Glitzerschwein“ heraus. Aus der Taufe gehoben wurde es beim eigenen Label Tonproduktion Records.
Ich wollte eigentlich nicht, habe mich dann doch getraut wieder reinzuhören. Und ich bin schwer begeistert. Die Mischung aus technoiden Sounds und dem so typischen Bechler-Gesang bringen mich dazu, der Band wieder mehr Gehör zu verschaffen.
Zu den Glanzlichtern der Platte und auf Platte A gehört dabei sicherlich direkt der Opener „An der Ecke bellt ein Hund“. Auch „Als unsre Gegenwart Science-Fiction war“ mit dem ersten tollen Duett zwischen Bechler und Elin Bell überzeugt und legt die Messlatte höher. „Leck mich am Arsch, amore mio“ ballert, ist tanzbar. Alles andere ist egal. „Wir propagieren den Exzess“ hat auch wieder dieses völlig Bananige und wird sicher ein Geheimtipp auf Konzerten, zu dem die Menge abzappeln wird. Und zwischen all dem Zeug haut uns Martin Bechler, wie in „Strassen lang wie Segeltau“ ein Singer-Songwriter-Teil raus, der zeigt, dass er wahrhaftig einer der besten Singer-Songwriter unserer Zeit ist.
Seite B beginnt mit einem Tanzhit namens „We Need To Go Maraca“, bei dem ich mich frage, ob er Sinn und Verstand hat. Dann erinnere ich mich an „Ey, Ändi!“ vom Album Hey Sexy und weiß, ja, irgendwie schon! Und es ist egal. Eines dieser verrückten Lieder, wenn man es Lied nennen darf, ist der übernächste Track „Revolution No. 9“, der mehr nach Film- oder Serien-Soundtrack klingt, als nach Song. Martin Bechler erzählt/rappt, wird begleitet mit Keyboard-Geklimper und zwischendrin ambienteske Musik als Lückenfüller. Ein Geheimtipp. Ein wunderbares Duett mit Elin Bell beschert uns Martin Bechler in „Auf’m Park-And-Ride von Golgatha“. Eine willkommene Abwechslung und Pause zum folgenden Electro-Beat in „Wir müssen uns bewegen“. Last but not least folgt „Tragically Hip“, der wohl fälschlicherweise auf dem Inlay als vorletzter Song eingetragen wurde.
Fortuna Ehrenfeld bieten uns eine gesunde Mischung von tanzbaren Songs, aber auch schönen Liedern. Ich werde noch etwas Zeit brauchen, mich an das „neue“ Dreigestirn der Kölner Musikszene zu gewöhnen, werde mir die Band und die bisher bestehenden Alben aber durchaus mehr zu Gemüte führen. Ich liebe es! Und ich liebe dieses Album jetzt schon in seiner Gänze!
Wenn ihr Bock auf Glitzerschwein und Fortuna Ehrenfeld habt:
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Weitere Veröffentlichungen findet ihr u.a. auch beim Grand Hotel Van Cleef.
Und wer auf eines dieser epischen Konzerte gehen möchte, der findet die Konzerttermine hier und hier!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!