FRAKTION SCHWARZ – WEISS sind für mich ein unbeschriebenes Blatt und auch im Netz sind die Informationen recht spärlich. BAULE, Gesang und DADA, Synths sind ein Duo aus Berlin. Und sie spielen ihre Songs analog ein und legen darauf wert. Sie klingen ein wenig wie die KÜHLEN MATROSEN und auch die sind ja im KERNKRACH Universum unterwegs. Mit dem vorliegenden limitierten 12” Vinyl hat Jörg Steinmeyer ein weiteren Meilenstein auf seinem Label HertzSchrittmacher geschaffen. Wer den Meister aus Warendorf kennt, weiß, was er hier zu erwarten hat.
Und die Formel geht auf. FRAKTION SCHWARZ – WEISS bedienen ihre analogen Instrumente weitestgehend im Minimal Wave Style. Manchmal klingt ein wenig Industrial durch. Auch das ein oder andere Zitat an die deutschen Götter und Wegbereiter DAF (eher musikalisch gemeint) sowie die jungen EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN (textliche Nähe) finden sich wieder. Aber im Großen und Ganzen haben die beiden Berliner einen eigenen Stil gefunden, der über zehn Songs nicht langweilig wird, sondern das ein oder andere Mal zur Körperbewegung animiert und das andere Mal einem das Blut in den Adern gefrieren läßt, wenn man bei den teilweisen sarkastischen Texten zuhört. Aber noch mal, die Jungs machen das mit Stil, was auch die beiden Videos im weiteren Verlauf zeigen.
Dem genrefremden Hörer wird es schwerfallen, wenn schon zu Anfang des Albums auf “Einfach Nichts” die Synths eine simple Melodie dem Hörer entgegentröten, bevor die rhythmischen Synths ihre Bässe zum Song beisteuern. Im Midtempo geht es weiter und BAUL nölt, “ich weiß nicht was glauben soll” und später “ich denk einfach nichts”. Sehr schön wechseln sich die treibenden Bässe mit der Songmelodie ab, während BAUL weiter von seinem Loser-Leben singt.
Danach kommt ein eher experimentelles Stück, dessen Komik darin besteht, dass sich jemand den Weg zur Schiefen Bahn erklären lässt. Passenderweise heißt das Stück auch “Schiefe Bahn”. Schöne Idee. Ich Nerd hab natürlich nachgeschaut und festgestellt, dass es diese Bar wirklich gibt.
“Ich hab nichts” auch auf Seite A ist wieder so eine Anklage an die Gesellschaft, wo es sich lohnt dem Text mal zuzuhören. Auch musikalisch wird der Sänger hier minimalistisch unterstützt. DADA lässt es wummern, fiepen und zischen und findet dabei noch einen schönen Grund-Rhythmus, der den Song schön treibt. Keine zwei Minuten, dann ist der Spuk wieder vorbei.
Auf der B-Seite gefällt mir sofort “Gegenteile”, der mit schön treibendem Rhythmus BAUL durch seinen Text schiebt, der hier Gegenteile aufzählt und im Refrain behauptet, “Gegenteile gegen Langeweile”. Ein sehr tiefsinniges Statement, was aber durchaus einen Sinn ergibt. Das Ganze erinnert mich textmässig ein wenig an die besseren Bands der NDW.
“Stricke” ist mein Lieblingssong, der dich sofort mit heavy Bass-Collagen aus dem Synthie plättet und BAUL singt, “wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf”. Wieder so ein Text, der mit Wortwitz daher kommt, aber ein düsteres Thema beschreibt. Musikalisch bleibt der Song im Midtempo, wechselt schön um den Rhythmus heraus seine Klangfarben und hat einen Touch Industrial. Das liegt am Brummen der analogen und eingespielten Klangfetzen, die wie direkt aus der Fabrik klingen. Ein herrliches Stück.
Es folgen noch zwei Song, von denen der eine Song “Steigende Fallzahlen” als Video zu sehen ist. Auch hier ist es wirklich einen Blick wert.
Am Ende bleibt mir nur zu sagen, dass Jörg Steinmeyer hier ein gutes Händchen gehabt hat. Das Duo FRAKTION SCHWARZ – WEISS hat unbestritten musikalisch und textlich Potential. Ich selbst bin begeistert und kann es nur empfehlen. Das limitierte Vinyl (300 Stück) kauft ihr sinnigerweise zügig beim Meister selbst.
Danke für’s positive Feedback, aber über mein Loser Leben reden wir nochmal…
Grüße aus Berlin
der Baul