Wer sich Franky Shampoo nennt, hat entweder einen an der Klatsche (im positivst gemeinten Sinne), ist musikalisch so perfekt, dass, neben der Selbstinszenierung mindestens auch der Name nerdig sein muss (damit der Punk-Aspekt nicht leidet), oder ist schlichtweg shampoophil. So meine ersten Gedanken, als ich mich für das Tape gemeldet hab. Und wer Tapes anbietet…naja ihr wisst ja.
Als ich die MC dann aus dem Briefkasten gefischt hab (auch ein Vorteil von Tapes übrigens, sie passen in den Briefkasten, just sayin’…), war klar, dass mindestens einer meiner oben genannten Gedankengänge Bestätigung finden würde: Auf dem Cover ist ein shampoonierter Fotomontagen-Elvis mit Duckface zu sehen, nicht mehr und nicht weniger. Und mit shampooniert meine ich hier das komplette Gesicht, heißt, das Shampoo ist hier, was für Masked Intruder die poppige Ski-Maske.
Um diese Mysteriosität zu wahren, gibt es natürlich auch auf den ersten Blick relativ wenig Info im Netz über Franky Shampoo und die City Creatures (die auf dem Tape nicht erwähnt sind, dafür aber auf der Bandcampseite). Das lässt auch vermuten, dass die Creatures multiple Persönlichkeiten von Franky sind, denn Fotos existieren nur vom Schaumkopf persönlich (wie zum Beispiel auf der Innenseite des Tape Beilegers, Photoshop Deluxe). Weil ich aber so eine Füchsin bin, bin ich doch noch auf ein paar Details gestoßen, die darauf schließen lassen, dass es sich bei Franky Shampoo um den Berliner Künstler Del Zomber handelt, der 2013 bereits als Fuzz Alien ein gleichnamiges Experimental / Psychadelic Punk Album veröffentlicht hat. Das Tape wurde der Sage nach 2006 das erste mal in einer Mini – Auflage released und ist im April diesen Jahres bei It’s Eleven Records neu erschienen. Jetzt bin ich doch sehr gespannt, was uns da das Chemnitzer Label da serviert. Tape einlegen und los…
Völlig überraschend (weil ich doch mit einem Schuss mehr Crazyness gerechnet hätte), beginnt das Tape mit “In the Night”: Astreiner 77er Punk, der mich sofort in einer Zeitmaschine zu meinem ersten (und leider auch einzigen, aber dafür unvergesslichen) The Saints Konzert 2005 ins Göppinger Alte E-Werk katapultiert. Musikalisch geht’s bei “Brain Eater” gerade so weiter, geile Gitarren Riffs, oldschooliger Gesang, “Delicious End” zieht tempomäßig an, bleibt aber garageig melodisch. Lediglich der letzte Song auf der A-Seite “Back From The Dead” fällt aus dem bisherigen Genre-Schema und schleppt sich düster verzerrt durchs Badezimmer.
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Auf der zweiten Seite geht es indie-waviger weiter: Bei “Cat vs Human” steht die Gitarre definitiv im Vordergrund und führt den rauschenden Gesang zum nächsten Song. “Talk To Me” klingt wieder klassischer und erinnert mich an die großartigen Adolescents. Und beim letzten Song “Back To Life” scheint nicht nur das Life back zu laufen. Der musikalische Chaos-Quark der hier beim ersten Hören so sperrig klingt, als würde gerade feinster Tapesalalat im alten Recorder zubereitet, entpuppt sich als rückwärts aufgenommener Song. Vorwärts abgespielt klingt er zwar immer noch dark, getragen, verzerrt und irgendwie rückwärts, aber zumindest macht der Text jetzt mehr Sinn…(und das weiß ich, weil ich es eben unbedingt wissen wollte und mir das Album mal eben zusätzlich auf Bandcamp gekauft und runtergeladen und den Song in ein Online Audio Reverse Programm geschmissen hab). Und was ist denn das?? Ein Hidden Track, juhuu, welch Freude, ich liebe Hidden Tracks! Vor allem wenn es sich dabei um ein spacig abgefahrenes effektüberladenes Motörhead Cover von “Ace of Spades” handelt, das irgendwie nach Chipmunks meets The Cure auf Speed klingt.
Fazit: Must Have Tape für Oldschool meets New School Garage Punk mit Synth und Wave Gedöns Liebhaber:innen. Zu kaufen gibt’s das semi-weirde Stück hier bei It’s Eleven Records.