AnnaOtta sind ein Duo, bestehend aus Irene Novoa (*1986, Madrid) einer Sängerin, Komponistin und Multi-Instrumentalistin aus Madrid. Sie nimmt auf und spielt Gesang, Percussion, Synthesizer, Keyboards und E-Bass für andere Künstler sowie in ihren eigenen Produktionen. Derzeit begleitet sie die spanische Indie-Sängerin Christina Rosenvinge an Keyboards/Synths. Sie komponiert und nimmt auch Musik für Radio, Podcasts und audiovisuelle Medien auf. Die zweite Hälfte besteht aus Jenny Thiele (*1987, Dresden). Jenny ist eine Sängerin, Musikerin und Performerin aus Köln, Deutschland. Sie ist eine freischaffende Künstlerin, die ihre eigene Originalmusik spielt, für Tanztheaterproduktionen komponiert und auftritt oder derzeit die deutsche Indie-Band Fortuna Ehrenfeld an den Keyboards/Synths begleitet. Ihr musikalischer Schwerpunkt liegt im Bereich der experimentellen und alternativen Popmusik und wird oft mit einem expressiven, theatralischen Stil in Verbindung gebracht.
Was ist nun das Neue, das Andere an AnnaOtta? Die Musik besteht ausschließlich aus ihren Stimmen, die sie elektronisch manipulieren. Das Duo ist auf der Suche nach der ungewöhnlichen Schönheit, schätzt die Fehler und nutzt die Technologie, um einen organischeren elektronischen Klang zu erzeugen. Zugegeben, AnnaOtta kreieren Musik am Rande des Alltäglichen, sie improvisieren die Lieder und Texte, indem sie ihren eigenen grafischen Partituren mit nicht-traditioneller Musiknotation folgen. Aber man muss auch zugestehen, dass sie es sehr gut machen. Mit sehr viel Gefühl für Musik, Klang und Text. Dazu spielen AnnaOtta auch mit freier Assoziation von Wörtern und erfinden Sprachen, die in Kombination mit saftigen Klangtexturen und Polyrhythmen eine zarte und impulsive Musik ergeben. Das, finde ich, gebührt schon entsprechender Anerkennung der Leistung. Für den potenziellen Hörer bedeutet das, dass er eine Menge an Experimentierfreudigkeit, Geduld und Toleranz mitbringen muss.
Laut AnnaOtta beginnt die Geschichte mit einer geschlechtslosen Person, die auf einer Parkbank sitzend alles beobachtet. “What if” basiert auf philosophischen Gesprächen über Persona, einem abstrakten Kern im Charakter eines jeden Menschen. Es ist der Soundtrack moderner emanzipierter Frauen, in dem Risiko, Neugierde und Selbstbestimmung im Mittelpunkt stehen. Die beiden Sängerinnen stellen den Inhalt über die Form und erlauben den improvisierten Tracks, unvollkommen, ungerade in der Form und grenzüberschreitend in den Musikstilen zu sein. “What if” ist eine elektronische und doch sehr organische EP, da alle Klänge von den Stimmen Jenny Thieles und Irene Novoas stammen. Die Songs wurden auf zwei Spuren und in einem Take aufgenommen, in einer improvisierten Session in Madrid im Oktober 2018. Sie wurden anschließend von Jenny Thiele und Irene Novoa bearbeitet, produziert und gemischt. Veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Exprimental/Noise-Label Econore am 18. Dezember 2020, erhältlich auf allen digitalen Plattformen und als Kassette.
Um mal eine Idee davon zu bekommen, wie so etwas klingen kann, anbei ein Bild- Tondokument der Arbeit der beiden.
Zusätzlich zum Album “What if” habe ich eine limitierte Two-Track-Kassette “Local Studies #15” erhalten, die aber im Großen und Ganzen genauso wie das Album funktioniert. Sogar ein wenig experimenteller ist. “What If” ist schon ehrlich sehr schräg für den normalen Geschmack. Hier bedarf es Hörer, die dem Experimentellen offen gegenüber stehen, sich öffnen können und am neuen Fremden den Spaß des Duos bei der Erstellung nachvollziehen können. Wer das mag oder kann, erhält ein buntes, facettenreiches und ein wirklich in jeder Hinsicht spannendes und interlektuell forderndes Album. Wer es käuflich erwerben möchte, kann die Kassette hier bestellen.