Nachdem wir nun in den letzten zwei Wochen Frauen aus dem Booking-Bereich wie Sandra von Billig People Booking mit Fragen gelöchert haben, kehren wir heute mal wieder in den Underground und direkt auf die Bühne zurück und haben die Leipziger Band Ladys im Lack im Interview. Die Mädels machen allerdings nicht nur selber Musik, sondern sind auch in der M.V.B – einem alternativen Veranstaltungsort in Leipzig – aktiv. Aber lest selbst:
Hallo Mädels, schön, dass ihr euch die Zeit nehmt und uns im Interview ein paar Fragen beantwortet. Ihr seid ja nicht nur in der M.V.B. in Leipzig aktiv, sondern habt selbst eine Band – fangen wir doch gleich damit an: Seit wann macht ihr als “Ladys im Lack” zusammen Musik, was hat euch dazu bewegt und was habt ihr vor?
Im Herbst 2017 gründeten wir unsere Band. Wir waren sechs Frauen, allesamt musikalische Anfänger, und hatten Lust gemeinsam Musik zu machen. Getreu dem Motto: Was so viele andere Bands können, können wir auch, so haben wir uns also auf den langen und langsamen Weg zum Titel der „Rock and Royal Queens“ herangetastet. Da die Einen sich mehr und die Anderen weniger ins Zeug legten, kamen wir nur schleppend voran. Anne, die anfangs noch am Synthesizer zu Gange war, übernahm nur wenige Monate später den Bass. Hanna spielte sofort die Gitarre. Nachdem nach und nach alle anderen Bandmitglieder aufgrund persönlicher Entscheidungen (Uni-Stress u.a.) gingen, holten wir uns einen erfahrenen Schlagzeuger dazu. Nach nur einigen Monaten hatten wir die ersten super fetten Konzerten. Nachdem er uns leider auch verlassen musste, kam nach einem Aufruf unter anderem Melli als Bewerberin zur Probe. Eigentlich wollte ihr Sohn Schlagzeug lernen. Nachdem Mutti dann doch mehr Zeit am Schlagzeug verbrachte als er, war klar, sie muss auch in die Musikschule. Als sie das erste Mal bei den Ladys mitspielte, hat es gleich gefunkt und seitdem ist sie fester Bestandteil. Grimmi stieß dann einige Monate später dazu, weil er die Mukke gut fand und Lust auf ein neues Bandprojekt hatte.
Ist es wichtig für euch, eine “Frauenband” zu sein, oder war das eher Zufall?
Dazu würden wir einfach mal Jein sagen. Es war Zufall, dass genau zu diesem Zeitpunkt so viele Mädels am Start waren und Bock auf ein solches Projekt hatten. Daher bestand schon die Grundidee, eine Frauenband zu gründen. Dementsprechend auch der Name „Ladys im Lack“. Aber wie man bemerkt, sind Männer dadurch nicht gleich ausgeschlossen.
Und Leipziger Szene-Klüngel: In welchen anderen Bands spielt ihr noch?
Anne ist zusätzlich Bassistin bei „Euska“ und dadurch musikalisch mit Grimmi verbunden, der dort an den Keys steht. Grimmi war bereits Aushilfs-Gitarrist bei „UiUiUi“. Melli spielt die Trommeln bei „Tears, Blood and Red Wine“, einer Garage Band und tüftelt zusätzlich noch an ihren eigenen Singer/Songwriter Texten als „Melli sucht Farbe“. Hanna hat noch eine Piraten Band „Spp und die 7 Generäle“ und eine Tears-Pop-Band „The Honeybadgers“. Alles auf diversen Social Media Kanälen zu finden.
Ihr seid derzeit drei Frauen und zukünftig wird die Besetzung noch aufgestockt. Könnt ihr ganz kurz vielleicht ein paar Worte zu euch sagen, was ihr neben der Musik so treibt?
Die Besatzung ist mittlerweile bereits aufgestockt. Wie oben schon erwähnt, ist Grimmi mittlerweile der zweite Gitarrist bei den Ladys. Im Moment steht noch die Idee im Raum, dass eine Keyboarderin unser Konzept musikalisch erweitern könnte. Ansonsten versuchen wir unsere musikalische Begegnungsstätte, das M.V.B, am Laufen zu halten, organisieren Konzerte und sind sowohl freizeit- als auch arbeitstechnisch viel unterwegs.
Ihr seid also alle in der M.V.B aktiv, ein kleiner selbstorganisierter Club, in dem Konzerte und Veranstaltungen stattfinden – wie seid ihr dort eigentlich gelandet und was war eure Motivation, euch dort zu engagieren?
Hanna hat sich dort vor einigen Jahren mit ihrer Firma eingemietet. Da sie ihre Selbstständigkeit aufgegeben, und dafür Proberäume und Veranstaltungen angeboten hat, kam eins zum anderen. Anne stand irgendwann singend bei der Open Stage im M.V.B auf der Bühne. Im Genuss einer Flasche Kirsch kamen sich dann Hanna und Anne näher. Durch Konzerte und Freunde traf dann auch Grimmi ein. Melli wiederum ist eine alte Freundin von Grimmi, die nach ihrem Start in der Musikszene ein Projekt suchte. Wer schon mal im M.V.B war, wird es vielleicht auch schon erlebt haben. Es herrscht dort meist eine sehr einladende und familiäre Stimmung, bei der sich jeder mit seinen Stärken einbringen und dabei sehr viel Spaß haben kann. Unzählige Partys, Konzerte, Grillabende, Renovierungsarbeiten usw. haben wir dort die letzten Jahre gemeinsam erlebt. Das schweißt uns sowohl als Band als auch als M.V.B Team zusammen.
Empfindet ihr das Geschlechterverhältnis in der M.V.B-Orga als ausgeglichen oder fühlt ihr euch als Frauen in manchen Bereichen auch benachteiligt? Wenn ja, in welchen?
Wir denken da keineswegs in Geschlechtern. Erst nach dieser Fragestellung ist uns aufgefallen, dass im M.V.B deutlich mehr Männer im Projekt eingebunden sind als Frauen. Aber wir kommen uns dadurch nicht mehr oder weniger beachtet oder respektiert vor. So wie es auch sein soll.
Was denkt ihr, wie sich die Position von Frauen im Musikbusiness in den letzten 10 Jahren verändert hat? Gab es einen “Turning Point”?
Diesen Turning Point gab es unserer Meiner Meinung nach nicht. Was nicht heißen soll, dass wir uns diesen nicht wünschen würden. Warum es immer noch weniger Frauen im Band Business gibt, ist bei uns ein häufiges Thema. Die Ausmaße, die unserer Meinung nach dahinter stecken, können wir nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen. Wir hoffen, wir motivieren einige Frauen dazu, sich hinter ein Instrument zu klemmen und es zu lernen. Es macht nämlich verdammt viel Spaß.
Ich habe gehört, es ist eine Jam Session für Frauen in der M.V.B geplant. Was war die Intention dafür und wie wird die Umsetzung sein? Gab es im Vorfeld Diskussionen über das Format?
Die Intension war einfach mal die, dass bei der üblichen Jamsession sehr wenige Frauen auf die Bühne gingen. Und das, obwohl wir mittlerweile einige Musikerinnen im M.V. B ein und ausgehen sehen. Über Gründe lässt sich, wie ihr euch sicher denken könnt, streiten. Es gab nette und weniger nette Bemerkungen, sowohl von Musikerinnen als auch von Feministinnen. Die Einen finden es super und die Anderen zu eilig, oberflächlich und unüberlegt. Wir für uns sehen das Projekt „Frauen-Jam“ mehr als eine Veranstaltung, vergleichbar mit einer Mädels-Videonacht. Wer sich angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen. Und wer hat denn nicht einfach mal Bock nur mit seinen Mädels den Abend zu verbringen. Ebenso wie Kerle auch mal einen Abend für sich haben wollen.
Bezeichnet ihr euch als Feministinnen und wenn ja, was bedeutet das für euch?
NEIN!
Auf welche in der Zukunft liegenden Ereignisse freut ihr euch besonders? Gibt es etwas, was ihr unbedingt erleben möchtest, vielleicht ein Festival, auf dem ihr gern auftreten wollt?
Wir freuen uns natürlich in erster Linie generell wieder auf Konzerte. Auch freuen wir uns auf unsere zukünftigen Gigs. Unsere Vision ist natürlich ganz klar: Ladys in Wacken, Ladys auf der Fusion, Ladys in Amerika, Ladys auf Welttournee. Alles was geht, würden wir mal sagen. Und da kommt es uns nicht wirklich darauf an wo wir spielen. Kleine Konzis im Keller oder große Festivals. Wir freuen uns auf alles.
Habt ihr für die Leser*innen noch eine Botschaft, die ihr hier gern mit auf den Weg geben möchtet oder etwas, was ihr sonst noch gern beantwortet hättet?
Other Bands play, Ladys im Lack kill! Ganz klar! Vielen Dank
Vielen Dank euch für das Interview!