Himmel hilf, was war das für ein Run? Annähernd die halbe Keks-Redaktion hat um diese Platte gebuhlt. Kein Wunder, sind doch mit Thomas Götz und Aydo Abay zwei Musiker mit an Bord, die an der Entstehung von zwei der besten Alben (Beatsteaks – “Living Targets” und Blackmail – “Friend Or Foe?”) aus deutschen Landen beteiligt waren. Zumindest in der jüngeren Vergangenheit und zumindest aus meiner Sicht. Dritter Mann im Bunde ist Matthias Sänger, ein Teil des Pop-Duos Albert Luxus. Mir persönlich jetzt zwar weniger bekannt, und trotzdem klingt das Line-Up der auf den Namen Freindz getauften Band (oder ist es etwa eher ein Projekt?) hochgradig spannend. Was mag uns ihr Debüt “High Times In Babylon” zu bieten haben? Schmissige Blackmail oder epische Beatsteaks? Oder keins von beidem, sondern eher unterhaltsam-poppige Melodien à la Albert Luxus? Oder rücken gar sämtliche Beteiligten ihre musikalischen Gewohnheiten in den Hintergrund und machen hier (bewusst) etwas ganz anderes?
Gleich wird es die Antwort darauf geben, denn nach zähneklapperndem Hoffen und Bangen ob der redaktionsinternen Verlosung der Platte (Jackpot, yeah!) und der sich daran anschließenden, schier nicht enden wollenden Wartezeit auf den netten Postmann mit dem Paket unterm Arm, liegt die Platte, liegen Freindz mit “High Times In Babylon”, nun endlich auf meinem Teller. Es kann losgehen!
Die Stimme von Aydo Abay ist unverkennbar. Ganz klar, das isser! Ansonsten: wow! Das hätte ich so nicht erwartet. Der Opener “Prepper Spray” wartet mit jeder Menge Synthies, fast schon mit Gothic-Touch, auf. Das geht gut voran und gefällt, aber Rockmusik ist das so direkt nicht. Götz und Abay scheinen also tatsächlich neue Pfade zu beschreiten. Sänger ist am nächsten an seinem Heimathafen dran. Dann “Lit”. Die Gitarren werden zwar lauter, geben aber lediglich den Rhythmus vor. Die Melodien bleiben synthetisch und sind dabei speziell bei diesem Song wunderbar eingängig und herrlich schräg zugleich. “We’re all going straight to hell” wird Abay in “Panasonic Rolemodel” auf Seite B noch wiederholt singen. Schon, aber noch nicht gleich. Erst geht’s hier noch weiter im Repertoire.
Mit “King Of The Hopper” folgt ein Song, der so auch den Cardigans ganz gut gestanden hätte. “Dopine” erinnert dann dank seiner Schwermut und dem komplexen Gitarrensolo doch ein wenig an Blackmail. “High Times In Babylon” ist dann New Order und Seite A damit abgeschlossen. Und ich sehe soeben, ich bin schon bei 385 Wörtern und muss mich deshalb etwas zügeln in meinen Ausführungen. Es soll ja spannend zu lesen bleiben, was uns Freindz an Spannendem vorgeben.
Eine weitere bloße Abhandlung der B-Seite würde der ganzen Dimension von “High Times In Babylon” auch nicht gerecht werden. Es gibt so vieles zu entdecken, so viele Überraschungsmomente, Chöre, Trompeten, Streicher, Flöten undundund. Jeder Song ist für sich ein Unikat und trotzdem klingt die Platte in sich stringent. Sehr gelungen und definitiv ganz anders als erwartet. Und passend zu diesem abschließenden Fazit ertönt soeben der letzte Song des Albums, “A Reptile For The Faint”. Der gefiel mir vorhin beim ersten Durchgang dank seines grandiosen dramaturgischen Aufbaus und der herrlichen Melancholie, gekreuzt mit dieser unheilvollen Horrorfilm-Melodie, schon am besten.
“High Times In Babylon” wurde via IME Records auf blauem Vinyl und limitiert auf 500 Stück bereits am 30. Juli veröffentlicht. Angesichts der beteiligten Prominenz leg ich euch nahe, die Beine in die Hand zu nehmen und euch das Teil zu beschaffen. Wer weiß, wie lange das noch möglich sein wird. Möglich ist’s z.B. hier:
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