Die Band Futuro Incierto stammt aus Lima, Peru und ich frage mich gerade wovon ich weniger weiß: Futuro Incierto, Lima oder Peru? Ich gebe zu, ich bin da ziemlich unterbelichtet und beginne sofort mal mit Nachhilfe.
Die Band scheint in 1989 oder 1990 gegründet zu sein und das Album “Picnic” ist eine Wiederveröffentlichung aus 2021, die ursprünglich in drei Monaten von November 1998 bis Januar 1999 aufgenommen wurde und letztes Jahr wiederveröffentlicht wurde. 2003 wurde das Album schon mal wiederveröffentlicht, aber ich erst in 2021 wurde “Picnic” der Öffentlichkeit als Vinyl präsentiert.
Was als Band ohne Namen von Schulfreunden begann, wurde später ein ernster Zeitvertreib und die Band bekam ihren Namen: Escarmiento. 1990 wurde dann endgültig der Entschluss gefaßt, sich ernsthaft mit Musik zu beschäftigen. Unter dem neuen Namen Futuro Incierto begann man Hardcore Punk zu spielen. Der Bandname referenziert sich auf die damals in Peru vorherrschende Krise.
In den 1990ern waren die Bedingungen denkbar schlecht, keine Orte zum Proben und keine importierten Instrumente: Noch weit entfernt vom Spielen in Radiosendern oder Veröffentlichungen auf CD, erschien 1991 das Debüt “Más Allá De Tus Ojos” als Tape. Kurz danach 1992 löste sich die Band zunächst auf. Es folgte diverse Besetzungswechsel und Veröffentlichungen. Aktuell besteht das Quartett Futuro Incierto aus Jorge Arteaga (Bass and Vocals), Pedro Allemant (Guitars and Vocals), Gian Carlo Romano (Guitar und Banking Vocals) und Rubén Patino (Drums).
Was wie ein klassisches Punk Rock Line Up aussieht, wird genau so eingesetzt. Von der ersten Sekunden, gibt es Bass Lines, Guitar Riffs und Drums in Hochgeschwindigkeit. Dazu schöne Vocals, die Futuro Incierto mal in Englisch, aber hauptsächlich in Spanisch präsentieren. Zudem wechselt die Band gerne mal vom einstimmigen Gesang in den mehrstimmigen Gesang, was die Musikalität beflügelt und mehrdimensional erscheinen läßt. “Picnic” geht musikalisch schön direkt nach vorne, größere Pausen werden nicht gemacht und es klingen ein wenig die amerikanischen Vorbildern durch. Aber ich liebe diese Grundgeschwindigkeit und diese voll-auf-die Zwölf-Attitüde.
Inhaltlich habe ich natürlich nicht alles verstanden, aber im Song “121” geht es um den fehlenden Grund an einer Beziehung fest zu halten, wenn es darum geht, dass die Beziehung eigentlich schon beendet scheint. “Labor Amargo” bedeutet bitterer Geschmack und es geht um eine zerbrochene Liebe, der in aller Deutlichkeit nach getrauert wird. Und in “Centro di me” geht es um die innere Verweigerung und sich nicht von äußeren Einflüssen und Meinungen beeinflussen zu lassen, sondern seinen Weg zu gehen.
“Picnic” hat in Summe 17 Songs, die eine Länge zwischen anderthalb und dreieinhalb Minuten aufweisen. Und genau weil dieses Album so hervorragenden Punk – mit gelegentlichen Ausflügen in den Melodic Hardcore, beinhaltet, diesen gewissen Schmutz der Straße und diese freche, rebellische Attitüde aufweist, liebe ich es! Es ist so herrlich wie sich Drummer und der Bassspieler gegenseitig anstacheln, das Tempo zu erhöhen – immer kurz davor ins Chaos abzudriften. Die Gitarren werden ebenfalls dem Beat untergeordnet. Abundzu dürfen die Gitarreros zeigen, dass sie die Saitenarbeiten beherrschen. Doch schon nach gefühlten Zehntel Sekunden halten es Drummer und der Bass nicht mehr aus und sie fallen erneut mit der Tempoarbeit an. Das macht richtigen Spaß beim Zuhören, “Picnic” wird nie langweilig, dafür sind Futuro Incierto musikalisch zu kreativ unterwegs. “Picnic” klingt ein wenig nach freudiger Naivität, gepaart mit den ersten bitteren Erfahrungen des Lebens – eine brodelnde Mischung.
Also ich werde beim nächsten Treffen mit einem Lama, definitiv mal das Thema Futuro Incierto ansprechen. Leider ist das Album worldwide auf 300 Kopien beschränkt. so dass ihr am besten schnell zuschlagt. Trotz Recherche, kann ich keinen Bestelllink empfehlen.