„Lee Waves“ von Grey Paris dreht hier schon so einige Runden auf dem Teller. Doch bisher hat „Lee Waves“ sich und mich aufgrund seines elementaren Selbst davon abgehalten diese Review zu schreiben. „WHAT???“, mögt ihr euch jetzt denken. Ich versuche es euch zu erklären:
- Lege ich die Platte auf und widme mich dabei einer anderen Nebentätigkeit, z.B. kochen (normalerweise etwas, das sich mühelos miteinander verbinden lässt, vor allem beim ersten, zweiten Hören), dann versinke ich augenblicklich in dieser Nebentätigkeit. Das ist insofern bemerkenswert, weil ich wirklich sehr leidenschaftslos koche, kochen aber häufig alternativlos ist, wenn der Wunsch und der Bedarf nach warmem Essen bestehet.
- Lege ich die Platte auf, um mich ausschließlich dem Hören zu widmen und um somit Fall 1 zu vermeiden, dann versinke ich sehr schnell in der Gemütlichkeit des Sofas und bin in Kürze so dermaßen entspannt, dass ein Gang zum PC dem erklimmen des Mount Everest nahe kommt.
In beiden Fällen wirkt die Musik konzentrationsverstärkend, nur leider widmet sich diese Konzentration nicht ausschließlich der Musik an sich, sondern setzt eigene Prioritäten. Ob dies der Musik geschuldet ist, oder mir selbst, bleibt offen. Achtsamkeitsfreund*innen würden vermutlich von meditativer Wirkung sprechen, dass die Musik uns im Jetzt und bei sich ankommen lässt. Auch wenn damit die ersten Töne, eventuell sogar der ganze erste Song „Mytilini“, ganz gut beschreiben sind, trifft diese Aussage nicht auf das ganze Album zu.
Denn schon der zweit Track „Lee Waves“ hat mehr Tempo, das Schlagzeug nimmt mehr Raum ein und mensch kann sich bildlich vorstellen, wie auch die Finger schneller über die Tasten des Klaviers laufen. Neben den beiden genannten Instrumenten sind zudem noch ein Bass, sowie elektronische Töne zu hören. Am prägnantesten ist jedoch, vor allem in den ersten drei Tracks, das Klavier.
Mit diesen zwei Kompositionen ist die erste Seite der Platte auch schon durchgehört. In die B-Seite starten wir mit „Orgon“, einem rhythmischeren, ja fast tanzbaren Song, in dem mehr electronic zu hören und fühlen ist. Zuletzt beendet „Session #1“ die Platte mit einem Sound, der sich ein wenig von den drei vorangegangenen Songs absetzt, weil er ein wenig dunklere, tiefere Töne anschlägt und zugleich in die Weite floated, Raum aufmacht und durch repetitiv eine eigene Spannung und Dynamic erzeugt. Im Hintergrund verweilen Klänge vor tiefem Bass.
Meine Review zu Grey Paris „Lee Waves“ mag unzureichend und fragwürdig sein, die Musik ist es auf jeden Fall nicht, sondern aus oben genannten Gründen eine Bereicherung meines Plattenregals. Die gelungene Verwebung von Klassischem und Elektronischem erzeugen eine wunderbar feinsinnige Textur und einen wunderbaren Hörgenuss.
Mir liegt das Album als weißes Vinyl vor. Das Bild, welches auf dem Cover zu sehen ist, würde eine eigene Rezension verlangen und verdienen, deswegen schaut doch einfach in die Bildergalerie weiter unten und macht euch selbst eine Eindruck vom Artwork. Die EP „Lee Waves“, des Berliner Trios Grey Paris ist am 4.8. via Springstoff erschienen und ihr erhaltet sie unter anderem über diesen Link.