Es gibt noch immer Überraschungen im Musikbusiness: „Factory Reset“, das Solo-Debut des schwedischen Multi-Instrumentalisten Hans Hjelm, kommt mit Bedienungsanleitung. Und um die Musik wirklich in all ihren Facetten zu genießen, sollte man dieser Empfehlungen auch folgen:
Use stereo headphones. Take a deep breath and start to relax. Close your eyes and drop all concerns. Notice a slightly different frequency reaching each ear. Become aware of your breathing. Start counting your breaths. Allow sounds to pass through your mind unnoticed. Immerse yourself in the breathing process. Let the sounds synchronize your thought patterns. Repeat the process.
Denn es funktioniert. Ähnliches habe ich vor gut 20 Jahren mit dem Album ( ) von Sigur Ros erlebt. Der Sound fixiert seine*n Konsumenten*in auf dem Stuhl, dem Sofa oder wo immer sie oder er sich gerade befindet. Aufstehen fast unmöglich. Und auch gar nicht nötig.
Hans Hjelm kommt aus Stockholm und spielt in den zwei Bands Kungens Män und Automatism. Das er in den 90ern in Dallas Jazz-Gitarre studierte, hört man “Factory Reset” nicht zwingend an. Er spielt auf dem gesamten Album alle Instrumente selbst, nur die Drums übernimmt Jesper Skarin (Gösta Berlings Saga). Der Synth Rock der sechs Tracks wabert über die gesamte Albumlänge verzückend vor sich hin, um immer wieder neue Melodieansätze und Tempowechsel zu präsentieren. Wobei es insgesamt ruhig zugeht auf einem Werk, dass wirklich eine ganz besondere Atmosphäre schafft.
Irgendwie auch Krautrock, aber ohne undefinierte oder ausufernde Parts. Und Vintage-Pop. Etwa wie Crockett´s Theme von Jan Hammer. Ebenfalls ein Künstler, dessen Backround der Jazz ist und der durch die geschickte Fusion von Gitarrenmotiven und breiten Synthesizerflächen einzigartige Klangwelten geschaffen hat. Manche Parts klingen auf „Factory Reset“ auch nach Christian Bruhn und seinen TV-Werken, eine wundervolle Reise zurück in die 80er Jahre.
Mit „Nothing To Fear“ präsentiert Hans Hjelm auch ein Depeche Mode Cover. Wenn man es weiß, dann kann man es erahnen. Wenn nicht, fügt sich „Nothing To Fear“ einfach nahtlos ins Gesamtkonzept ein. Einzelne Songs herauszupicken, macht hier auch gar keinen Sinn, denn “Factory Rest” ist ein Album, welches unbedingt am Stück gehört werden sollte.
Hans Hjelm veröffentlicht das Album auf dem eignen Label Kungens Ljud & Bild. Das hübsche Clear Vinyl ist auf 300 Stück limitiert und kommt wahlweise auch mit Tote-Bag. Hier geht´s zum Bandcamp Shop, es lohnt sich!