Die Band
Helheim sind schon lange im Geschäft und gelten als Mitbegründer des Genres Viking Metal. Man gründete sich 1992 in Bergen, Norwegen und hat als Quartett noch drei seiner Gründungsmitglieder im Line Up. Die Mitglieder hören auf so seltsame Namen wie V’gandr (vocals, E-Bass), H’grimnir (Vocals, E-Gitarre), Hrymr (Drums) und Reichborn (Lead-Gitarre). Die Band benannte sich nach Helheim, dem Sitz der Göttin Hel in Niflheim unter einer Wurzel der Esche Yggdrasil. In der nordischen Mythologie ist es ein verborgenes Totenreich aus Nebel, Dunkelheit und Frost. Na dann…
Die Musik
Unverkennbar haben Helheim ihre Wurzel im Black Metal. Die in Norwegen üblichen Blastbeats und ein hoher Kreischgesang, wurden aber schon früh völlig genrefremden Elementen wie Maultrommel, Trompete oder Frauengesang ergänzt.
Auf “WoduridaR” dreschen die Drums meist im UpTempo-Bereich und sind definitiv der Treiber der Songs. Aber auch wenn die Geschwindigkeit mal gedrosselt wird, hört man die scharfen Salven der Drums deutlich heraus. An vielen Stellen scheuen Helheim nicht einen mehrstimmigen Gesang, der meist als Stilmittel benutzt wird, um die epischen Passagen mystischer klingen zu lassen. Apropos Gesang, Helheim lassen sogar Klargesang gegen Gegrowle laufen. Schon sehr ungewöhnlich, aber dafür ist der Klargesang dann wirklich von hoher Reinheit und Wärme und bildet so den Gegenpol zu den kalten, nordischen Klängen der Instrumente.
Das Album
“Woduridar” ist das altnordische Wort für “Wilder Reiter” und so kommt mir das Album auch vor. Die Band spielt mit einer Härte, Geschwindigkeit und extremen Sounds, die körperlich fast spürbar sind. Über die neun Songs verteilt sind Unmengen von packenden Melodien und gefühlvollen Momenten mit Klargesang, welche die Geschichte über die Erbangelegenheiten des Häuptlings “WoduridaR” auf dem Runenstein von Tune erzählen.
“Åndsfilosofen” mit seinen geisterhaften Dissonanzen und den windspielartigen Sphärenklängen, sowie den massigen Lurensynths, ist ein Beispiel für die Kreativität von Helheim. Hier werden alle Register gezogen, welche die vielseitige Band zur Verfügung hat. Das verdient echten Respekt.
Bei “Ni S Soli Sot” geht dann wieder die Augenbraue hoch – hier werden traditionelle Elemente schwarzmetallischer Kunst verwoben. Ist mittlerweile mein Lieblingssong von “WoduridaR”. Die Gitarren flirren wie Nordlichter, das Gekeife ist gallig und auch instrumental greift man in den Zauberkessel: Basslicks vom Feinsten, Gitarrensoli und ein absolutes too-much Arrangement! Dazu die Perkussion, die nach Industrial klingen, während die Drums wieder in Raserei am Limit sind. Und der Gesang folgt drei unterschiedlichen Ansätzen, selbst der Drummer darf mal ran. Da kommt man aus dem Staunen nicht heraus.
Als Bonus-Track losgelöst vom Rest des Album kommt am Ende der Platte ein wirklich gelungenes Richard Marx-Cover zum Vorschein.
Das Fazit
Man merkt an keiner Stelle des Album, das es sich hier bereits um das elfte Release der Norweger handelt. Es faucht wie ein wildes Tier, galoppiert wie der Wilder Reiter und hat jederzeit ein unfaßbares Spektrum an Ideen und Kreativität. Hier spielt ein Band, die Bock hat und musikalisch auf der Überholspur den Blinker links nicht mehr zurück nimmt.
Knapp 57 Minuten und neun Songs finden sich auf dem 2021er Album. Die Rille hat man in wunderschönes Grey Vinyl gepresst und in eine aufwendige Verpackung gesteckt. So wird “WoduridaR” zu einem echten eye- und ear-catcher. Helheim mischen hier ihre Wurzeln mit einer Wildheit und epischen Songs zu einer heidnischen Sinfonie zusammen. Schneidig und ein wenig höhenlastig produziert, gibt man dem Gegeifer und Gekreische der beiden Sänger ausreichenden Raum.
Wer Gitarren mag, die ohne weiteres das Treibeis der Fjorde zu schneiden vermögen, aber gleichzeitig mit einer Wildheit und manchmal fragilen Verwundbarkeit wunderschöne Melodien an den nordischen Nachthimmeln zaubern, sollte unbedingt zuschlagen.
Bestellen könnt ihr “WoduridaR” hier.