Ah, wieder mal eine Band mit bereits mehreren Alben im Gepäck, die ich so auch noch nicht kannte. Hinds sind zwei beste Freundinnen, die sich so leicht nicht aus der Ruhe haben bringen lassen. Zumindest lässt es aktuell so vermuten.
Denn was die beiden, das sind Carlotta Cosials und Ana Perrote, in ihrer Hinds – Karriere bis zum Start der Schreibarbeiten zum neuen Album “Viva Hinds” erlebt haben, lässt so manche*n gestandene*n Musikerkolleg*in mit Erstaunen zurück. Die Band haben die beiden zwar als Deers gegründet, mussten dann aber 2014 aus Gründen der Namensrechte ihren Namen ändern.
Im selben Jahr, also kurz zuvor, haben sich Ade Martin and Amber Grimbergen zur Band hinzugesellt, die bis 2022 blieben. Nach der Veröffentlichung ihres Albums “The Prettiest Curse” im Jahr 2020 gerieten sie 2021/2022 in einen kreativen Trott und ihre Bassistin Ade Martin und ihre Schlagzeugerin Amber Grimbergen beschlossen, die Band zu verlassen.
Außerdem trennten sie sich von ihrem Management, verloren Einnahmen aus Tourneen aufgrund der Covid-Lockdowns und waren zum ersten Mal ohne ein Label. Doch als Ana Perrote und Carlotta Cosials wieder zusammenkamen, um zu schreiben, wurde klar, dass ihre Verbindung, die so besonders ist, dass sie sich selbst als “millionaires in friendship” bezeichnen konnten, alles sein würde, was sie brauchten, um diese Zeit zu überstehen.
“Viva Hinds” ist nicht nur das Comeback der beiden besten Freundinnen. Es haben sich auch ein paar illustre Gäste auf dem Album hinzugesellt. Beck singt ein bisschen auf “Boom Boom Back”. Und Grian Chatten von den Fontaines D.C. wertet den dreamigen Song “Stranger” nochmal auf und erteilt ihm seinen Touch Post-Punk, oder irgendwie auch nicht. Trotzdem toll.
Außerdem beinhaltet das Album zum ersten Mal Songs in der Muttersprache der beiden Spanierinnen, die ich zwar nicht verstehe, sich aber wunderbar ins Albumgefüge einbinden. Einer davon ist “Mala Vista”, der erst zum Ende hin etwas Fahrt aufnimmt, aber sonst sehr an die 90er Shoegaze – Bands erinnert. “En Forma” dagegen hat etwas mehr Pepp – und das durchgängig.
Die beiden Frauen erinnern mich an die vergangenen 90er und an die Grunge-Ikone Courtney Love oder auch an ihre Band Hole.
“Superstar” ist ein Song eben über die beiden ausgestiegenen ehemaligen Bandmitglieder, der säuselnd beginnt und stetig wachsend musikalisch shoegaze-mäßige Ausmaße annimmt. Ein wundervolles Stück! Da passt alles!
Neben all den schönen Songs gibt es auch Songs, die mehr oder weniger gesanglich etwas abdriften. Einer davon ist “On My Own”. Klingt freudig, ist aber irgendwie nicht so meins. Auch “Bon Voyage” ist eher ein Song Marke “Schlafwagenabteil”.
Ein aber ansonsten stabiles und gutes Album, das man sich unbedingt anhören und unbedingt kaufen muss. Wer das Duo Hinds dabei unterstützen möchte und nebenbei auch noch uns unterstützen möchte, kann gerne über den folgenden JPC-Partner-Link gehen und da zuschlagen:
Hinds – Viva Hinds!
Wer die Band bei Bandcamp-Aktionstagen unterstützen mag, hat hier die Möglichkeit!
Ein besonderes Merkmal besitzt das Cover des Vinyls… es hat ein OBI, welches man in der Regel eher bei japanischen Pressungen vorfindet.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!