Mit „Na Gut dann Nicht“ haben Madsen eines ihrer besten Alben der Bandgeschichte veröffentlicht. Aktuell sorgen Madsen deshalb für jede Menge Aufmerksamkeit, was nicht spurlos an mir vorbei gegangen ist. Da ich eigentlich schon lange ein Interview mit Madsen führen wollte, war das nun der perfekte Anlass, mich ein wenig mit Niko zu unterhalten.
Hallo Niko, ich hoffe, ihr habt die turbulente Zeit mit dem Album Release und dem gleichzeitigen Unfall von Johannes gut überstanden? Was geht einem bei all diesen Sachen durch den Kopf?
Danke, das ist wirklich eine turbulente Zeit für uns. Erst einmal sind wir sehr froh und erleichtert, dass Johannes den Unfall verhältnismäßig gut überstanden hat und nichts Schlimmeres passiert ist. Ein paar Sachen mussten wir dadurch verschieben, was aber dem Release des Albums nicht im Weg stand. Jetzt sind wir froh und stolz die Platte endlich rausgehauen zu haben. Ein Moment, auf den wir lange hin gefiebert haben. Umso begeisterter sind wir von den vielen tollen Reaktionen und Rezensionen, die wir zur Zeit so lesen.
Das neue Album “Na gut dann nicht” liegt uns ja auch zur Besprechung vor. Bevor es von uns ein Review dazu gibt, lasst doch mal aus eurer Sicht unseren LeserInnen ein paar Infos zur Entstehung und dem Inhalt des Albums da.
Wir hatten eigentlich vor, im Juni/Juli ins Studio zu gehen und ein reguläres Madsen Album aufzunehmen. Die Songs dafür liegen schon fertig vorproduziert in unserer Schublade. Kurz bevor wir damit loslegen wollten, hatte Sebastian plötzlich die Vision Punk machen zu müssen. Er kaufte sich die erste Ramones Platte auf Vinyl, hörte diese rauf und runter und fing an, die ersten eigenen Punk Lieder zu schreiben und mit Johannes aufzunehmen. Zwei Tage später stieß dann der Rest der Band dazu und innerhalb von 14 Tagen wurde das komplette Album in unserem Heimstudio aufgenommen. Dass dabei ein Madsen Album entsteht, war uns lange Zeit nicht klar, aber irgendwann war es dann offensichtlich, dass wir die Lieder einfach als Madsen rausbringen müssen. Musikalisch ist dabei eine kleine Reise durch die Punkgeschichte entstanden. Von Bad Religion-mäßigen zweistimmig gesungenen Melodien, über drei Akkorde Ramones Riffs bis hin zu hartem Punk Gebretter und Deutschpunk ist alles dabei.
Mit dem bereits achten Album muss ich mal interessiert fragen, ob es euch da nicht irgendwann schwer fällt, Ideen und neue Wege für euer musikalisches Schaffen zu finden?
Na gut dann nicht ist unser achtes Studioalbum. Normalerweise schreibt Sebastian schonmal ein bis drei Jahre an einem Album. Die Themen ergeben sich meist nach und nach z.B. aus Alltagssituationen.
Dieses Mal war alles anders, Im Prinzip wurde jeden Tag ein Lied geschrieben und aufgenommen. Oft war es so, dass die Überlegung war: „Wir brauchen eine Hommage an den Deutschpunk“, oder „Es fehlt so ein Ramones-mäßiger Song“. So entstand eine gute Mischung aus verschiedenen Punk Stilen.

Durch die Corona Pandemie und die generelle politische und gesellschaftliche Lage zur Zeit, lagen viele Themen bereits auf der Hand. In dieser Zeit passiert einfach so viel, dass man sich nicht sehr lange nach Inspiration umschauen muss. Ob es die neuen rechten Strömungen in unserer Gesellschaft, Verschwörungstheoretiker, die Flüchtlingspolitik oder einfach nur die Auswirkungen der ganzen Corona Zeit sind. Zu sagen hat man in dieser Zeit auf jeden Fall genug.
Ihr habt ja schon länger eine Kooperation mit Sea-Watch bzw. ruft immer wieder zu Spenden auf. Was sind eurer Meinung nach die Hauptprobleme für die momentane Situation auf dem Mittelmeer?
Das große Problem ist, dass es in vielen europäischen Ländern in den letzten Jahren einen Rechtsruck gegeben hat. Die Politik in den einzelnen Ländern hat Angst sich der Sache anzunehmen und klare Hilfe zu leisten, vermutlich aus Angst die eigenen Bürger zu verärgern. Die Menschen flüchten nicht ohne Grund. Sie mussten oft viel Leid ertragen und nehmen enorme Risiken auf sich, um nach Europa zu kommen. Hier sollte ihnen so gut wie möglich geholfen werden, anstatt ihnen quasi zu sagen: „Euch will hier keiner“. Statt sich hier abzuschotten, müssten sich die Staaten zu einer Willkommenspolitik entschließen und sichere Fluchtwege, die nicht über das Mittelmeer führen, zulassen.
Jetzt haben wir ja leider derzeit mit Fake-News, Corona und jeder Menge Alu-Hut Trägern eine Situation, die den Rechtsruck verstärkt. Was sollte sich denn ändern, damit die Demokratie wieder richtig funktioniert und der Rechtsruck gestoppt wird?

Nun möchte ich kurz vor Schluss noch auf das Thema Vinyl kommen. Gibt es bei euch in der Band Vinyl Sammler und wenn ja, was ist das Besondere daran?
Wir alle haben einen Plattenspieler und (vor allem die drei Brüder) eine große Menge an neuen und alten Platten zuhause stehen. Wenn wir uns neue Musik kaufen, dann auf Vinyl, denn das Gefühl eine Schallplatte aufzulegen ist einfach ein ganz anderes als bei einer CD. Eine Vinyl aufzulegen ist jedes mal wie ein kleines Ritual das man zelebriert. Der Sound ist natürlich unvergleichlich und man hat mit einer Platte einfach was Richtiges in der Hand und würdigt die Aufnahmen vielleicht auch ein Stück mehr.
Vorletzte Frage: Mit welcher Band oder KünstlerInnen möchtet ihr einmal ein Konzert spielen?
Mit der Platte natürlich am liebsten, wenn es noch gehen würde, mit ein paar Punk- Urgesteinen, wie the Clash oder den Ramones. Ansonsten gerne Bad Religion, Green Day, oder auch deutschen Punk Bands, wie Slime oder Dritte Wahl.
Was wollt ihr noch los werden?
Hört mehr Punk!