Szene: Eine Kleinstadt mitten in der Wüste von New Mexico, irgendwann um 1900. Trockener Sand wird vom Wind aufgewirbelt, ein trockener Strohball rollt über den Weg. Die Fenster und Türen des Saloons und der angrenzenden Gebäude sind verrammelt. Der lange Staubmantel streift über den sandigen Boden während die Sporen an den Cowboystiefeln bei jedem Schritt nach vorne blechern klappern. Es ist High Noon und sie sind in der Stadt: Jack Dalton und seine Kaktus-Bande.
Das passiert alles in den ersten 20 Sekunden des ersten Songs auf der ersten EP von Jack Dalton & the Cactus Boys in meinem Kopf. Denn genauso klingen diese ersten Sekunden: Wie ein astreiner Spaghetti-Western. Ob der Rest der EP nun gut, böse oder hässlich ist und was ihr für eine Hand voll Euros mehr erwarten könnt? Lest den Steckbrief.
Die Jungs kommen aber gar nicht aus dem Wilden Westen, sondern aus dem hohen Norden. Aus Kiel nämlich. Was die Jungs da aber über La Pochette Surprise Records auf ihrem ersten Vinyl-Tonträger haben pressen lassen, würde man weder Kiel noch überhaupt in Deutschland verorten. Jack Dalton & the Cactus Boys liefern hier authentischen Western-Surf über fünf Songs hinweg. Ich sag mal so, alles richtiggemacht. Von der Surfgitarre über die Mundharmonika bis zur Lo-Fi Orgel wird hier alles zu feinstem Surf mit Garage vermischt. Und Gesang gibt es sogar auch, was ja bei Surf nicht unbedingt immer so ist. Das ist Musik, zu der auch der gute alte Link Wray oder die Zorros ihr Tanzbein schwingen würde oder eventuell auch gleich selbst die Gitarre schnappen und mitspielen würde.
Wie sich das für Garage und auch Surf gehört kommt alles etwas „breiig“ und zäh daher, was aber absolut nicht negativ auszulegen ist. Genau so bekommt die Sache diesen Lo-Fi-Voodoo Charakter, der mir hier sehr sehr gut gefällt. Die surfigen Solos arbeiten sich dann hin und wieder in den Vordergrund aber übertreiben es dabei auch nicht.
Übrigens: Auch die Aufmachung der Platte hätte mich nicht erahnen lassen was für Musik drin steckt. Die sieht nämlich viel mehr nach Indie-Pop als nach Surf aus. Trotzdem hübsch.
In diesem Sinne: Sattelt die Hühner, wir reiten nach Texas! Für Surf, Lo-Fi und Garage Fans eine absolute Empfehlung. Direkt HIER ordern!