Mit dem ersten Ton denke ich: oh, dass könnte kitschig werden. Aber nein, das ist einfach verdammt guter Pop, irgendwo zwischen Elektro- und Dream-Pop, den Jenny Thiele da mit „Platz“ herausgebracht hat.
Nach dem Debüt „Killing Time“ hat es knapp zweieinhalb Jahre gedauert und anders als die Vorgängerplatte singt Jenny diesmal auf Deutsch. Auf der einen Seite engt sie dadurch natürlich den Kreis der Hörer*innen ein, auf der anderen Seite schafft sie Platz (ja, das Wortspiel musste ja an einer Stelle dieser Review untergebracht werden) für Tiefe, Ambivalenzen, Charme und Humor und schafft eine Nähe, die mit englischen Texten wohl so nicht möglich wäre. Die deutschsprachigen Texte fordern Aufmerksamkeit ein und das wird noch von den wunderbaren Beats supported. (Jetzt nachdem ich diese Review geschrieben habe, greif ich dann auch mal zum Pressetext und lese, dass Linus Volkmann das genauso sieht wie ich, da freu ich mich, dann müssen wir ja wohl recht haben.)
Insgesamt 12 Tracks befinden sich auf „Platz“ und decken die ganze Bandbreite von Dream-Pop bis harten elektronischen House-Beats ab. Alles was Elektro, Synth und Pop können, wird hier von Jenny in Szene gesetzt, vom z.B. ruhigen, melancholischen „Nehmt mich mit“ bis zur tanzbaren „Wasserbombe“. Tanzbar ist dabei eigentlich falsch, Tanzen ist ein muss bei diesem Track. Ich liebs!
„Gar kein Platz“, „Frieden“ oder „Becher Sahne“, wenn ihr Anspieltipps wollt, dann könnte ich euch insgesamt 12 nennen. Hört einfach alle Tracks, ob zum Tanzen in der Küche, zum in den Arm nehmen und auf den Rhein starren oder zum deepen Zuhören auf die Worte, die Jenny gewählt hat. All dafür hat „Platz“ den richtigen Sound und Vibe.
Und Sound und Vibe des Albums kommen auch schon auf dem Cover zum Ausdruck, die Fotos sind schon genial. Wen wundert es, wurden sie doch von Tom Hagemeyer aufgenommen. Und diese Schuhe sind einfach toll.
„Platz“ ist am 27.06. via Hey!Blau Records erschienen und auch dort erhältlich, hier der Link. Produziert wurde es von millhope und auch Philipp Ullrich war an den Aufnahmen beteiligt. Dass ich das Album empfehle, muss an dieser Stelle wohl nicht nochmal gesagt werden. Ich empfehle ebenso einen Blick ins Tourprogramm zu werfen. Ich hab mir schon mal den 29.09. im Kalender angestrichen, vielleicht sehen wir uns ja im Bumann & Sohn.
P.S. Wenn man das Album spazierenderweise streamt, besteht die Gefahr, dass fremde Menschen einen wegen sehr offensichtlicher sehr guter Laune und Abfeiern des Albums auf der Straße ansprechen. Eventuell kann ein gemeinsamer Aperol folgen. Aber diese Nebenwirkungen von „Platz“ sind wahrlich gut zu verkraften.





