Horrorfilme kann ich ja gar nicht ab. Im Ernst, da scheisst sich unsereins in die Hose! Trotzdem habe ich mir vor vielen Jahren aus purer Neugier „The Ring“ reingezogen. Alleine, Sonntag mittags, das Wetter war eigentlich herrlich wie heute, also so gar nicht düster und zum Hosekacken gedacht. Gott sei Dank hatte ich aber Hände, um mir die Augen zuzuhalten. So. Jetzt ist es raus. Der Riedinger ist ’ne Memme. Und warum lässt er jetzt hier die (vollgekackten) Hosen runter? Nun, beim Anblick des Artworks von White Willow’s „Storm Season“ musste ich an damals denken. So funktioniert das nun mal mit den Assoziationen.
Eine weitere, eher unangenehme Assoziation tut sich mir dann beim Hören des im Dezember 2024 von Karisma Records (ursprünglich erschien „Storm Season“ 2004 auf CD via The Laser’s Edge) neu aufgelegten Albums der bereits 1992 gegründeten norwegischen Prog-Rocker*innen auf. Als Sängerin Sylvia Erichsen mit ihrem Part einsetzt, muss ich an Nightwish denken. Da gehören die Hände dann eher auf die Ohren. Nicht weil sie nicht singen kann. Oh nein! Das kann sie durchaus und das kann man ihr auch in keinster Weise absprechen. Nur rollen sich unsereins beim Gedanken an Nightwish halt die Fußnägel hoch.
Ist jetzt aber auch unfair gegenüber White Willow. Können die ja nix für, für mein Kopfkino. Musikalisch schlagen sie nämlich doch in eine etwas andere Kerbe. In eine bessere halt, auch wenn ihr Symphonic Progressive Rock vermutlich nur für Die Hard-Fans tauglich ist.
Düster wie das Artwork klingen die sieben Songs. An die harten Porcupine Tree auf deren Meisterwerk „In Absentia“ muss ich denken. Eine weitaus angenehmere Assoziation, das kann ich euch sagen! White Willow bauen auf dem Fundamet hart geblockter Gitarren geradezu eine mystische Atmosphäre auf. Schon Horrorfilmtauglich und dafür benutzen sie auch ein ganzes Sammelsurium an Instrumenten, als da wären: Cello, Flöte, Wurlitzer, Fender Rhodes, Hammond-Orgel, undundund.
Und so kann man sich das durchaus geben. Auch bei gutem Wetter. Vor allem, wenn White Willow geradezu poppige Töne wie in „Endless Science“ anschlagen. Für mich das Highlight der Platte, weil weniger Symphonic und auch, weil Sylvias Gesang hierzu einfach passender ist und deshalb besser zur Geltung kommt. Ist dann auch nicht so sehr Horrofilm, sondern eher Liebesdrama. Hände weg also, Taschentuch raus.
Auch das darauf folgende „Insomnia“ klingt massenkompatibler. Und das ist nicht despektierlich gegenüber dem gesamten Schaffen von White Willow gemeint. Damit könnte sich die Band wohl auch auf dem Herzberg Festival blicken lassen, anstatt immer nur am Nordpol. Die Band versteht ihr Handwerk und zeigt sich durchaus variabel, keine Frage. Ich denke aber dennoch, auch Männer sollten mindestens mal lange Haare haben, um am Sound von White Willow Gefallen zu finden, falls ihr versteht, was ich meine.
Oder wisst ihr was? Probiert’s am besten selbst aus! Das transparent with black marble-Vinyl nebst aussagekräftigem Beiblatt und dem bereits erwähnten spooky Artwork ist hierzulande zum Beispiel bei jpc zu beziehen.
Comments 1