Wieder was Feines aus dem Hause Intersphere Records. Und wieder was Feines aus dem Hause Bekassine Records. Was? Gleich zwei Label? Ja! Denn das am 18. Juni erschienene Album “Reconstruction” des Künstlers Joe Astray ist sowohl auf Tape als auch auf LP erschienen. Intersphere Records ist eher bekannt für seine diversen Tape-Veröffentlichungen, die gefühlt von mal zu mal musikalisch immer besser werden. Und über Bekassine Records läuft das Vinyl.
Joe Astray, geboren in Australien und aufgewachsen in Karlsruhe, hat seine Zelte in Hamburg aufgeschlagen und sucht dort sein Glück. In Karlsruhe war er Teil einer Band namens Lucky Ginger, ehe es für die meisten aus der Band zum Studium in alle Himmelsrichtungen zog. Lucky Ginger machte Hardcore und Punk. Und Joe Astray? Er nutzt seine Punk-Vergangenheit und integriert diese gekonnt in seine folkigen Indie-Pop-Songs.
Mich erinnerte er zunehmend auch an eine englischsprachige Version eines Matze Rossi, oder an die kleinere Version eines Frank Turner. Woran ich das fest mache? Mein Bauchgefühl. Diese beiden Künstler waren beim ersten und zweiten Durchgang dieses Albums die ersten, mit denen ich Joe Astray in Verbindung gebracht habe.
Auch das ist keine Musik, die man nebenher hört. Sie muss man genießen und aufsaugen. Wie einen Schwamm. Und am besten nie mehr auswringen.
Joe Astray gibt uns Einblicke in eine Phase seines Lebens, die von Hochs und Tiefs geprägt waren. Er ist aber irgendwie immer aus einem Tief herausgekommen. “Reconstruction” beginnt mit einem jazzig-folkigen Track namens “These Hands”, der einem mit auf den Weg gibt, dass man zwar vieles alleine schafft, aber in einer Gemeinschaft durchaus mehr schaffen kann und nie alleine ist. “Fluff” würde sich auf Konzerten wunderbar als gemeinschaftliche Singtherapie für alle eignen, die es gerade nicht einfach haben, um an ein paar Minuten der Glückseligkeit zu tasten.
Neben all den ruhigen und mehr oder weniger auch elektronischeren Songs fällt am Ende besonders “At The River By The Bridge” auf, dass sich erst aufputscht, dann ausspuckt um zum Ende hin vor sich hinzublubbern. Aber im positiven Sinn natürlich! Man merkt, dass das Album, auch mit Hilfe von Gregor Hennig und Valentin Hebel im Studio Nord Bremen, eines ist, in dem er besonders bei der Produktion loslassen musste um seine Stärken und Schwächen so auszugleichen, dass sich daraus ein stimmiges Bild ergibt. Und das Ergebnis liegt vor mir und läuft gerade wieder.
Ich höre mir das Album gerne und immer und immer wieder an. Nach dem vierten oder fünften Mal werdet auch ihr immer wieder neue Arrangements entdecken, die einem vorher verborgen blieben.
Eingespielt hat Joe das Album mit Band innerhalb von zwölf Tagen! Ich hoffe für ihn, dass das Album sein persönlicher Durchbruch war und freue mich auf alles, was von ihm in Zukunft kommen wird. Und ganz viele Konzerte! Dank Stefan (Intersphere Records), habe ich wieder einen großartigen Künstler in meiner Sammlung! Fun Fact: Es wird zu jedem Song ein Video geben. Da hat wohl jemand die Corona-Phase gut genutzt!
Erwerben könnt ihr “Reconstruction” (gibt es als Tape, weißes und schwarzes Vinyl) bei Intersphere Records (Bandcamp), oder Bekassine Records (hier gehts zur Homepage) und bei Joe Astray (Bandcamp).