Wer deutschen Punk hört oder gegen Nazis aktiv ist, kommt an der Berliner Band ZSK nicht vorbei. Es gibt kaum eine politische Band, die sich so gegen Faschismus einsetzt. Nicht zuletzt hat ZSK auch deshalb die Initiative “Kein Bock auf Nazis” gegründet, um gesellschaftlich breit auf die Problematik aufmerksam zu machen. Nun verkünden die Skatepunks ein neues Album, was für mich Anlass genug ist, mich mal mit Joshi ein wenig zu unterhalten.
Hallo Joshi, zuerst einmal möchte ich dir und all den Leute um dich herum ein großen Dank aussprechen, dass ihr politisch so viel unterstützt und auf Probleme mit Faschismus abseits des Mainstreams aufmerksam macht. Wie hat sich das alles denn bei dir und ZSK entwickelt?
Wenn man anfängt Punkrock zu hören und die Texte ernst zu nehmen, kommt man an politischen Themen einfach nicht vorbei. So war das bei uns auch. Wir haben schnell angefangen uns für Antifa, Tierrechte oder auch für die Zapatista in Chiapas/Mexiko zu interessieren. Heute bin ich echt froh über die Punkzene sozialisiert worden zu sein. Man sieht vieles mit anderen Augen und hatte gleichzeitig eine großartige Zeit in linken Jugendzentren und besetzten Häusern in ganz Europa.
Wie stufst du in der aktuellen Zeit den Faschismus in Deutschland ein?
Der sitzt in Form der AfD direkt im Bundestag. Dass diese Partei derart viele Stimmen bekommen hat, ist wirklich beängstigend und bedrückend. Man darf jetzt aber nicht den Mut verlieren, sondern muss jetzt erst recht weiter für Menschenrechte und eine offene Gesellschaft kämpfen. Ich bin mir sicher, dass die AfD bei der nächsten Bundestagswahl kräftig stimmen verlieren wird.
Was macht ihr aktiv als Band dagegen?
Wir versuchen immer wenn es geht Soli-Konzerte zu spielen und laden auch zu den Shows auf Tour regelmäßig lokale Antifagruppen ein. Wir hören denen einfach zu was sie beschäftigt. Was gut läuft, was schlecht läuft in ihrer Stadt. Als Musiker hast du eine kleine, aber wichtige Reichweite, die wir dafür nutzen. Wir freuen uns immer, wenn wir mit der Musik Soundtrack für den Aktivismus sozialer Bewegungen sein dürfen. Wir hören oft von Jugendlichen, dass ihnen bestimmte Songs Mut geben weiterzumachen. Das ist schon echt beeindruckend.
Was als Kein Bock auf Nazis?
Die Kampagne ist echt krass groß geworden. Das hätten wir bei der Gründung 2006 nie gedacht. Wir arbeiten mit einem kleinen Team laufend an neuem Infomaterial und schicken jeden Monat knapp 50.000 Sticker und andere Sachen raus. Bei konkreten Anlässen wie Demos und Protestaktionen unterstützen wir lokale Gruppen, für die so ein Support super wichtig ist. Derzeit bereiten wir alles für die Bundestagswahl vor. Da starten wir eine fette Kampagne, um der AfD so sehr zu schaden wie möglich. Auf dass die Arschkrampen aus dem Bundestag fliegen.
Aufgrund einer blöden Situation durfte ich ja auch schon eure Unterstützung erfahren. Wie entscheidet ihr, ob etwas unterstützenswert ist oder nicht? Ich meine, ihr könnt ja auch nicht mit euren begrenzten Mitteln die Welt ändern.
Einfach, weil du unser Freund bist!
Aber klar, wir kriegen ihre viele Anfragen und dann muss man einfach abwägen, was man schafft und was nicht. Immer schwierig.
Bekommt ihr als Band und Organisation auch Zuspruch aus politischen Ecken oder sogar von PolitikerInnen?
Klar, da gibt es einige, die auch zu unseren Konzerten kommen. Wir haben inzwischen festgestellt, dass es in einigen Parteien schlaue, coole Aktivisten gibt. Aber als Punks wollen wir natürlich mit Parteien lieber nichts zu tun haben. Hehehehe.
Bei den Personen, die ich meine, geht es halt auch weniger um die Partei, sondern vor allem um den Mensch und das jahrelange politische Engagement unabhängig vom Parteibuch.
Mal weg von den Nazis und der Aufklärungsarbeit hin zum Drosten Song. Was hat euch von ZSK dazu bewegt, einen Song über den Virologen zu schreiben?
Das war ja eigentlich nur ein Scherz auf Twitter und plötzlich ist dieser Medienrummel über uns hereingebrochen. Alles etwas absurd und gleichzeitig auch total lustig für uns.
Davon abgesehen: wir finden, dass Drosten ein schlauer Typ ist, der mit seiner ruhigen Art total geholfen hat, anfang des Jahres dieses Virus zu verstehen und die richtigen Maßnahmen zum Schutz der Menschen zu entwickeln. Wir finden es wichtig der Wissenschaft Gehör zu schenken und waren entsetzt, wie Drosten und sein Team mit Hass und Morddrohungen überschüttet wurden. Da kann man schon mal Haltung zeigen und sich mit einem Song bei ihm und natürlich auch den ganzen Ärzten und Krankenschwestern, die täglich versuchen das Leben von Corona-Patienten zu retten, bedanken.
Wie geht ihr mit der aktuellen Situation ganz ohne Konzerte und Festivals um? Habt ihr alternative Möglichkeiten gefunden, zumindest ein Stück weit euch über dem Wasser zu halten?
Wir wurschteln uns so durch. Aber finanziell natürlich alles eine Vollkatastrophe.
Da steht ja nun auch das neue Album an. Warum eine Veröffentlichung in der jetzigen Zeit?
Die Platte sollte eigentlich im August kommen. Wir haben sie dann gerade noch schieben können. Damals dachten wir: „Ach, im Januar 2021. Da ist doch alles wieder ganz normal.“ Tja. Was für eine Fehleinschätzung. Aber es fühlt sich trotzdem richtig an jetzt endlich die neuen Songs rauszuhauen. Die Menschen brauchen doch neue Musik!
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |
Was erwartet uns auf dem Album?
NUR HITS. Ich schwöre!
Sind Aktionen rund um das Album geplant?
Natürlich. Dazu darf ich aber noch nichts verraten. Wir sind da noch am Tüfteln.
Bevor ich zum Schluss komme, was sind deine drei Alben für die Ewigkeit und warum ausgerechnet diese?
Rancid – out come the wolves
Weil Tim Armstrong einfach der beste Songwriter ist und sie live unschlagbar bleiben.
NOFX – Punk in drublic
Das war unsere Eintrittskarte in den ganzen US-Skatepunk. Was für ein Wahnsinns Album. Dieser Sound, diese Geschwindigkeit. Das hat uns sofort umgehauen.
Toten Hosen – Kreuzzug ins Glück
Hätte mein großer Bruder mir damals nicht diese Platte in die Hand gedrückt, würden wir heute dieses Interview nicht führen. Klassiker und unser Start in die Welt des Punkrocks.
Möchtest du noch was los werden?
Unbedingt! Wir freuen uns immer sehr Menschen wie dich auf Konzerten zu treffen. Leute, denen diese Musik genau so wichtig ist wie uns. Wir machen Musik, du ein Fanzine, jemand anderes organisiert Shows. Jeder macht etwas, um diese kleine, feine Szene am Leben zu erhalten. Mach bitte ewig so weiter.
Bis ganz bald
Joshi