Taumel ist ein Duo, bestehend aus Sven Pollkötter (Drums) und Jakob Diehl (Piano/Rhodes), welches sich je nach Bedarf mit Musikern verstärkt. Beim vorliegenden Album „There is no time to run away from here” hat man sich zweifach verstärkt; Boris Nicolai (Guitar) und Manuel Viehmann (Flügelhorn).
Sven Pollkötter und Jakob Diehl sind beide akademisch ausgebildet, verfolgen aber mit Taumel, nach eigenen Angaben die Intention; dialogische Musik und ohne Tabus – Einschränkungen durch die jeweiligen Szenen der Vergangenheit – zu machen. Taumel hat in der deutschen Sprache zwei Bedeutungen; den Schwindel oder das Schwindelgefühl und daneben den rauschhaften Gemütszustand der inneren Erregung, Begeisterung und des Überschwangs. Mal sehen, wohin uns das Album führt.
Nach dem ersten Hören, schaue ich verblüfft auf die Uhr, deren Zeiger sich nur 30 Minuten weiterbewegt haben. Das kam mir länger und intensiver vor. Den Stil würde ich gerne in keine Schublade stecken, ist allerdings für mich irgendwo jazz-affin. Die zweite Beobachtung ist, dass neben der dialogischen Musik, auch die freie Improvisation ihren Platz hat. Ich würde sogar wagen zu behaupten, dass Taumel das Element des Chaos einfließen lassen, im Sinne von: du weißt nicht wie es nach dieser Note weitergeht; in welche Richtung sich das Stück entwickeln wird. Scheinbar nicht zueinander passendende oder harmonisierender Stücke, werden hart gegen einander gestellt. So entsteht viel Neues, Kreatives – noch nicht Gehörtes. Wirft man seinen Skeptizismus über Bord und hört der Platte konzentriert zu, wird es richtig spannend, denn hier haben nicht nur die langsamen Noten eine Bedeutung, sondern auch die Pausen, die dem Hörer Zeit für Verunsicherung und Unwohlsein lassen.
Was passiert jetzt aber genau in den Rillen des schwarzen Plastiks? Die fünf Tracks gehören zu einem Klangbild, welches man nur schwer sezieren kann. Zusammen führen sie den Hörer auf einen Trip in dunkle Gefilde. Man weiß nicht, was hinter der nächsten Ecke wartet und ob man das überhaupt wissen möchte. Dabei machen das Taumel sehr geschickt, geben dem Hörer nur ein paar aurale Leitplanken mit; hier mal ein paar Piano-Noten, dort mal ein gespenstischer Sound, dann wieder ein Klappern, ein Dröhnen. Das ganze ist das Gegenteil von langweilig, aber es verlangt vom Hörer einiges ab. Die Bereitschaft sich auf das Gehörte einzulassen und sich der Atmosphäre, dem Sog nicht zu widersetzen. So drehen Taumel ganz sanft die Kopfschrauben an und schicken dich in den ganz eigenen Albtraum. Auch die visuelle Umsetzung bei der Single “There is”, passt in diesen düsteren Kontext.
Auch die haptischen und visuellen Eindrücke sind stimmig bei Taumel. Das Album kommt sehr in Schwarz gehalten daher und man gibt sich mit Informationen sehr spärlich. Das geht soweit, dass der Albumtitel: „There is no time to run away from here” gleichzeitig die Titel der fünf instrumentalen Tracks ist. Auf dem Cover sieht man eine Arte von s/w-Maserung auf der in roter Spiegelschrift das Wort “Traum” steht. Darunter schwer leserlich der Albumtitel und die Information: Music by Taumel.
Auf dem hochwertig verarbeiteten Gatefold steht neben der Liste der Musik nur das Nötigste. Die Rückseite wiederholt die s/w Maserung des Covers; allerdings mit Tracklist. Auch die Labels des 180 gr. Vinyls tragen die markante s/w-Maserung, jeweils mit einem A bzw. B versehen. Ein in sich schlüssiges Konzept.
Auch, wenn ich es beim ersten Hören nicht vermutet hätte, „There is no…“ hat einen gewissen Suchtfaktor und ist musikalisch auf jeden Fall eine interessante, düstere Reise. Das ist, zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache, aber wer sich mental für ausreichend gefestigt hält, sollte hier unbedingt zuschlagen:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |
Lagartija Nick Dezember 2020
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Definitely an interesting read about a very different sound. Nice concept of the record.