King Gizzard & The Lizard Wizard haben seit ihrer Gründung 2010 in Melbourne einen Arsch an Veröffentlichungen vorzuweisen. Da kann es einem/einer geradezu schwindlig werden. Damit ich eben von jenen Schwindelattacken verschont bleibe, habe ich es bisher gar nicht erst versucht, Herr der Veröffentlichungsflut zu werden. Nun ist es mal – oder auch schon – wieder so weit und King Gizzard & The Lizard Wizard veröffentlichen mit “The Silver Cord” ihr sage und schreibe 25stes Studioalbum! Und auch ohne den vorherigen Output zu kennen, finde ich dieses musikalisch doch schon sehr erstaunlich.
Offiziell wird die Band ja als Psychedelic Rock-Band geführt, die ihre Roots im Surf- und Garagenrock hat. Gar einen ARIA Award in der Kategorie “Best Hard Rock/Heavy Metal Album” hat sie 2016 gewonnen. Und nun also “The Silver Cord”. Also eins ist schon mal klar: Hard Rock oder gar Heavy Metal ist das jedenfalls nicht und eine Garage ist auch nirgendwo zu sehen. Aber was ist das dann? Irgendwas Elektronisches ist das. Klingt wie ein Hybrid aus Jamiroquai und den Chemical Brothers. Die elektronisch gemachten Songs ihrer Landsleute Total Control, die werden auch zurück ins Gedächtnis gerufen. Und klar, an Kraftwerk kommt man auch kaum vorbei, wenn es um elektronische Musik geht. Und so ein bisschen was aus der Disco. Drum’n’Bass vielleicht, z.B. im Song “Set”, meinem persönlichen Highlight der Platte. Und da! Den, ich nenn’ es mal “Main-Riff von “Gilgamesh”, den kenn ich genau so aus irgendeinem The Prodigy-Song. “Gilgamesh” scheint übrigens im Falle von King Gizzard & The Lizard Wizard eine Art Alienfigur zu sein, die in einer fernen Galaxie ihr Unwesen treibt und vor meinem geistigen Auge wie eine Mischung aus E.T. und einem Ork aussieht. Klar, abgedrehte Musik braucht auch abgedrehte Themen.
Nachdem wir nun das Spielfeld von “The Silver Cord” abgesteckt haben, widmen wir uns jetzt der Frage, wie es denn zu dieser aberwitzigen Idee kam, dass King Gizzard & The Lizard Wizard sich nun auch noch der elektronischen Musik zugewandt haben? Oder ist diese Frage bei der wohl experimentierfreudigsten Band der Welt eh hinfällig? Sollten wir es nicht einfach nur honorieren, dass King Gizzard & The Lizard Wizard ihrem kunterbunten Schaffen noch ein Sahnehäubchen oben drauf setzen und uns an einer wirklich gut gelungenen Elektroplatte erfreuen? Und dass, obwohl sie sich selbst als Amateure auf diesem Gebiet bezeichnen.
Na gut, eine Kurzversion bekommt ihr schon. Sonst gebt ihr ja doch keine Ruhe! Die Idee für “The Silver Cord” war geboren, als Drummer Michael Cavanagh wohl eher zufällig über ein Elektro-Schlagzeug aus den ’80ern stolperte. Der Rest der Story entspringt dann eher meiner überbordenden Phantasie: davon besessen, diesem Drumset eine Plattform zu bieten, beschlossen die Nerds von King Gizzard & The Lizard Wizard, die entsprechende Platte dazu zu schreiben. Achtung! Nun wieder in echt: und so schleppten sie sämtliches elektronisches Instrumentarium an, das sie nur irgendwo auftreiben konnten, drappierten alles um das Drumset herum und frickelten im Jam Session-Modus an der Platte rum. Mit dem Ergebnis sei die Band selbst sehr zufrieden.
Das bin ich, wie gesagt, auch, auch wenn ich alles andere als ein Experte für diese Art von Musik bin und vom Inhalt von “The Silver Cord” quasi kalt erwischt wurde, habe ich doch zumindest irgendwas mit E-Gitarren erwartet. Den Inhalt selbst gibt es fast schon logischerweise auf allerlei farbigem Vinyl; mir selbst liegt hier die schlichte Variante auf schwarzem Recycling-Vinyl vor. Schön auch die Biomülltüte, in die das Album verpackt ist und auf der der entsprechende Hinweis vermerkt ist. Das Cover lädt zum Schmunzeln bis hin zum Lachen ein und spiegelt den musikalischen Inhalt absolut wider. Bedruckte Innenhülle mit Texten und allem, was man wissen muss. Wunderbar! “The Silver Cord” wurde von King Gizzard & The Lizard Wizard selbst veröffentlicht und ist für euch z.B. bei JPC erhältlich.