Mitten in der Coronakrise hat der niederländische Songwriter Tim Vantol sein neues Album veröffentlicht. “Better Days” sprüht nur so vor optimistischen Klängen und das schadet definitiv in diesen Zeiten gar nicht. Wir hatten die Chance, dem sympathischen holländischen Oberbayern ein paar Fragen zu stellen:
Hey Tim, schön dass du für ein Interview zur Verfügung stehst. Wie sind deine letzten Monate so gelaufen, denn du hast ja ein neues Album aber leider keine Chance, es aktuell live zu promoten?
Hey, danke auch, dass ihr mich für ein Interview wolltet. Ja, es sind wohl verrückte Zeiten und wahrscheinlich auch nicht unbedingt der beste Moment, um ein Album zu veröffentlichen, vor allem finanziell gesehen. Aber ich wollte es unbedingt veröffentlichen, denn in dieser Zeit können wir doch alle ein schönes optimistisches neues Album brauchen. Also tat ich es. Aber es ist echt schade, dass ich es nicht live promoten kann und auch, dass ich es nicht genießen kann, die neuen Songs live zu spielen.
Bist du während der schwierigeren Zeit in die Niederlande gereist oder hast du die Idylle und Ruhe in deiner Heimat in den Alpen genossen?
Ich bin aktuell auf dem Weg in die Niederlande für einige Radioshows, aber ansonsten bin ich schon gerne daheim. Es ist einfach so eine schöne Gegend in der ich lebe. Aber ganz ehrlich, ich bin so froh, wenn es endlich wieder auf Tour geht. Ich hab es so satt, am Computer zu sitzen und zu versuchen, sich irgendwie mit sozialen Medien beschäftigt zu halten. Das war nicht der Grund, warum ich Musiker geworden bin.
Nebenbei gefragt, was waren eigentlich deine Beweggründe, nach Oberbayern in die Berge zu ziehen?
Ich war vorher schon aus Holland weg gegangen. Aber der Hauptgrund hierher zu ziehen ist natürlich meine Frau. Sie ist nämlich von hier und mir ist es eigentlich relativ egal, wo ich wohne, denn ich muss ja eh sehr viel reisen.
Reden wir mal über “Better Days”. Da ist ein Song mit dem Titel “You will never” drauf, mein Lieblingssong auf der Platte, so nebenbei bemerkt. Die Musik und auch der Text sind schon irgendwie Punkrock. Wie wichtig ist dieser Punkpart für dich selbst und dass du ihn beibehältst?
Ich weiß nicht, ob mir das wichtig ist, es ist einfach wie es ist. Mir ist wichtig, dass ich die Musik spiele, mit der ich mich gut fühle. Es kann Punkrock sein, Country, Americana, Folk, Pop, Rock,… einfach alles, auf was ich gerade Bock habe, es zu spielen. Ich sag mal, es ist nicht unbedingt “wichtig”, für mich, dass es punkig ist, aber es steckt vermutlich einfach in meinem Kopf fest, hehe.
“Haven´t you learned a goddamn thing?” ist ein recht deutlicher Satz. Gibt es viele Menschen im wirklichen Leben, denen du diese Frage gerne direkt stellen möchtest?
Würde es was nützen? Wahrscheinlich nicht. Aber ja, es frustriert mich, dass sich die Geschichte und die Vergangenheit wiederholen, sowohl politisch, als auch persönlich.
Du hast mal in der Punkband Antillectual mitgespielt. Hast du zu denen noch Kontakt? Hörst du eigentlich Punkrock?
Ich hab ihnen mal für ein halbes Jahr am Bass ausgeholfen. Ich glaube 2011 oder so und es war eine geile Zeit. Sie sind ja auch eine geile Band. Wir haben nicht so übermäßig viel Kontakt, aber wenn ich in Holland spiele, kommt der Drummer immer mal vorbei. Und manchmal spielen wir halt auch auf den gleichen Events (leider zu selten). Es ist immer toll, sie live zu erleben.
Und ja, ich höre sehr gerne Punkrock. Zwar nicht mehr so viel wie früher, da ich mittlerweile mehr Americana höre, aber irgendwie ist das eh relativ ähnlich, außer dass es andere Instrumente sind. Aber ein guter Song ist halt ein guter Song. Egal in welchem Genre.
Da wir eine vinylorientierte Seite sind, natürlich eine Frage dazu. Sammelst du selbst auch Platten?
Ja, das tue ich tatsächlich, aber keine verrückten Sachen. Ich hab auch keine Wand voll mit Platten oder bestelle in einer Tour welche, aber wenn ich auf Konzerten bin und mir die Band gefallen hat, dann kaufe ich mir die Platte. Auch um sie zu supporten.
Was sind deine Hoffnungen und was deine realistischen Ausblicke für die Zukunft und das Leben mit dem Coronavirus?
Hoffnung: Ich hoffe, dass es morgen vorbei ist und alles wieder normal wird, aber das ist einfach nicht realistisch. Ich hoffe, dass wir einfach in Zukunft alles ein wenig mehr zu schätzen lernen und nicht alles einfach als selbstverständlich erachten.
Realistisch: Ich bin nicht der, der das alles aufklären kann. Ich bin kein Experte und ich habe einfach überhaupt keine Ahnung. Die Nachrichten machen mich verrückt, ich weiß selbst oft gar nicht was ich glauben soll. Die Einen sagen, das Schlimmste sei überstanden, die Anderen sagen, dass das Schlimmste erst noch bevor steht. Ich hoffe einfach, dass die Leute aufhören, so egoistisch zu sein und sich einfach an die Regeln und Vorgaben halten. So kommen wir hoffentlich schnell aus dieser Misere und können auf gute Nachrichten in naher Zukunft hoffen.