Laikka? Noch nie gehört? Kein Wunder, denn das Duo aus Wien gibt es erst seit 2020 aber die zwei Jahre, die sie gemeinsam unterwegs sind, haben sie sehr gut genutzt. Soviel Mal vorne weg. Wer sich schon die ein oder andere Review von mir durchgelesen haben sollte, kommt nicht umher meine Vorliebe für a) Punkrock und b) das Gegenteil – Musik zum drin versinken erkannt zu haben.
Laikka haben mit ihrem ersten Album Morning Glow, welches via Fabrique Records erschienen ist sicher kein Punkrock Album. Zumindest nicht was die Musik angeht. Sie liefern vielmehr eine flache Scheibe in der man sich, wenn man sich drauf einlassen kann, komplett verlieren und die Grenzen von Raum und Zeit aufheben kann. Ich habe mir einige Artikel zu der Scheibe angeschaut und festgestellt, dass die Meinungen wohl Recht weit auseinander gehen. Von “bis zu den Pet Shop Boys des 21. Jahrhunderts fehlt noch einiges” zu ” bereits jetzt eines der Electro Alben des Jahres” oder so ähnlich. Zu welcher Fraktion ich gehören könnte habt ihr entweder schon raus oder ihr lest bis zum Schluss, da verrate ich es euch.
Aber zurück zu dem um das es geht, die Musik. Schon beim ersten Song des Albums “River”, merke ich wie sich beim Hören ein grauer Schleier um mich legt und ich beginne abzutauchen. Abzutauchen in ein multidimensionales Sounduniversum aus teils dystopischen, teils retro wavigen Sounds die sich in einer Mischung aus Ambient, Pop und Electro ergießen und die Welt um mich herum einfach wegspülen. Wenn man sich dazu noch die Musikvideos auf Großbild reinzieht, Leute, das ist schon sehr sehr geil.
Bei den dystopischen Sounds von “Violence” habe ich Bilder von Sci-Fi artigen Raumschiffkämpfen im Universum, in denen reihenweise Welten zerstört werden vor dem geistigen Auge. Ich neige dazu wie bei Pertubator oder Carpenter Brut nach dem Intro ordentlich aggressive vocals ins Ohr und Aggression ins Hirn gejagt zu bekommen, aber stattdessen regen mich die melancholisch-seichten Vocals an, mir das Ganze aus einer anderen Perspektive anzuschauen, der eher nachdenklichen. Und wenn Laikka die Welten dann zerstört haben und man vor dem Haufen Asche steht der einmal das Leben war, dann ist man am “Grey Edge” angelangt. Hier habe ich kurz Angst, ob meine Lautsprecher den Bass gegen Ende überleben, drehe aber auch nicht leiser.
Wenn ich mir zwei Sachen wünschen darf, dann die, dass ich mir an der einen oder anderen Stelle doch etwas mehr Inbrunst und weniger Pop-Vocals wünschen würde und dass es beim nächsten Album mehr B-Seite gibt. Die Steigerung hin zu “Violence” und der Abfall des Spannungbogens bei “Grey Edge” ist schon großes Kino. Aber hey, es ist das erste Album der Wiener und da muss ich sagen, haben sie richtig ordentlich abgeliefert. Ich mag es ja, wenn Musiker*innen sich selber herausfordern indem sie ihr erstes Album so gut machen, dass es nicht einfach werden dürfte das zu toppen. Ambitoniert. Das Coverwork ist ähnlich wie die Musikvideos in 3D-Rendering Manier gehalten, auf hübschem altrosa Karton. Passt und passt gleichzeitig auch nicht….irgendwie.
Die Platte gibt es direkt bei der Band, HIER.