Ja wo rennt er denn so schnell hin, der Young Fast Running Man? Wegen seiner Mischung aus Folk, Blues und Indie, zusammengetragen auf seinem dritten Album “Off To The Moon”, muss der aus Landshut stammende Musiker Fabian Hertrich nebst Begleitband doch nicht davon laufen! Und schon gar nicht gleich zum Mond. Vielmehr können wir doch froh sein, dass er uns hier auf Erden mit zehn wunderbar sphärischen Songs beglückt.
Diese erinnern, nicht nur Dank des nasal vorgetragenen Gesangs, nicht selten an Michael Stipe, bzw. R.E.M., sondern auch musikalisch lassen sie an den Americana-Anteil der US-amerikanischen Alternative-Größe denken. Und Dank der melancholischen Note sowieso. Dabei habe Hertrich sich dieses Mal nicht nur von seinen quasi schon fest verankerten Einflüssen aus Blues und Folk tragen lassen, sondern zusätzlich dem Britpop seiner Jugendlieben Oasis oder Kasabian gehuldigt. Zweitgenannte würde ich so schon gelten lassen, von der Großmauligkeit der Erstgenannten ist auf “Off To The Moon” dagegen weniger zu spüren. Dafür wirkt der Young Fast Running Man viel zu bodenständig und selbstkritisch, manchmal gar zerbrechlich.
Ungemein intim lässt er uns an seiner Welt teil haben. “An unknown upheaval inside me keeps me rolling further till the day that I die. Like a stone in the sea I get ground and kept in suspense till I can alight.” lauten schon die ersten Zeilen des Openers “Like A Stone In The Sea” und berichten damit von einem Mann, der in seiner Selbstreflektion noch nicht bis zum Ende kam. Die lyrische Art des Textens untermauert dabei die Inhalte und hält der dazu vortrefflich passenden Musik den Spiegel vor. Kurzum: Young Fast Running Man bietet ein stimmiges Gesamtkonzept, wonach Text und Musik ineinander verschmelzen. Es gibt Musik, die von dieser Symbiose lebt. Und doch ist es eine Kunst für sich, diese Symbiose zu erzeugen. Young Fast Running Man beherrscht diese Kunst mit Bravour.
Doch nicht nur ihm allein sollte hier gehuldigt werden. Ohne seine Backingband, bestehend aus seinem Bruder Gabriel Hertrich, Michael “Air” Hofmann, Michael Karl sowie den Studiogästen Robert “Hubi” Hofmann und Claus Bächer darf zumindest gemutmaßt werden, wäre es für Fabian Hertrich doch durchaus anstrengender geworden, diese wirklich tolle Platte auch so in den Kasten zu kriegen, auch wenn ihm das alleinige Songwriting zugeschrieben wird. Denn es klingt schon aberwitzig, aber offenbar nicht unmöglich, dass die Musiker das Album mit all seinen Facetten, Instrumenten und Klangfarben in gerade mal zehn läppischen Tagen eingespielt haben. Heute bin ich zynisch, warum auch nicht?: große Diven mit noch größeren Budgets hätten für ein solches Meisterwerk womöglich Monate verbraten – mit am Ende vielleicht schlechterem Ergebnis.
Und so heißt es gemäß dem Bandnamen für alle schnell sein, denn “Off To The Moon” ist auf schlappe 300 Stück limitiert, davon 100 in Farbe. Eine Schande eigentlich, dass damit nur ein winziger Bruchteil der Erdenbürger*Innen in den Genuss kommen, dieses musikalische Kleinod physisch ihr Eigen nennen zu können. Aber so ist das halt nun mal mit Musik außerhalb des großen Business’. Dabei hätte Young Fast Running Man es verdient, weitaus größere Auflagen zu generieren. Für die aktuell vorhandene Auflage jedenfalls, zeichnet Slash Zero Records verantwortlich. Dem Album mit den ikonisch anmutenden Hottehüs vorne drauf, liegen Download-Code und Textblatt auf dickem Papier bei. Zu haben ist die Platte am besten direkt bei Young Fast Running Man.