Das erste Mal hörte ich Left Hand Blacks selbstbetiteltes Album vor circa drei Wochen im Auto, der LP legt Wolverine Records schönerweise eine CD bei.
Ich saß zusammen mit einem Freund in der Familienkutsche, wir unterhielten uns über Schrott und die Welt, natürlich wurde auch Corona thematisiert, Pseudowissenschaft traf auf Küchenpsychologie, die kleine Welt war aber noch in Ordnung. Die Hintergrundmusik wurde fachtechnisch vom Beifahrer einer Analyse unterzogen, die Schlagworte Social Distortion und Ramones wurden mit den in diesem Zusammenhang selten auftretenden Adjektiven “einfallslos”, “gewöhnlich” und “uninspiriert” in Verbindung gebracht . Ich glaube mich zu erinnern, dass auch “langweilig”genannt wurde.
“Naja, der Typ feiert sonst gerne auch mal TOTO ab , der hat eh keinen Musikgeschmack. Ich hör mir das lieber nochmal alleine an!” So waren meine Gedanken an diesem Abend, deshalb blieb die CD erstmal im Schlitz des Autoradios.
Eine Woche später bin ich sehr froh sie dort gelassen zu haben, denn mittlerweile ist es der passende Soundtrack zur Realität geworden. Der große Shutdown hat begonnen. Ausgangssperren! Kontaktverbot! Die kleine und die große Welt plötzlich im Ausnahmezustand! Wenn ich morgens zur Arbeit hin und abends wieder zurück fahre und es dabei täglich immer leerer auf den Straßen wird, sich eine gespenstische Stille über die Straßen meiner Stadt legt, dann ist die perfekte Zeit für Horrorpunk.
Dies ist nämlich das Genre dem die vier Herren aus Göteburg in Schweden fröhnen. Während die Wirklichkeit gerade ihre ganz eigene Art von Horror erlebt, orientieren sich die Alt-Punkrocker ganz klassisch an Bands wie Misfits oder Blitzkid und besingen die lebenden Toten, die Geschöpfe der Dunkelheit, den Tod . Wenn hier von frischem Fleisch die Rede ist, dann ist nicht der Einkauf beim Metzger letzte Woche gemeint! Ihr wisst Bescheid.
Auch sonst machen Left Hand Black keine Experimente, der Bandname ist höchstwahrscheinlich angelehnt an den gleichnamigen Song von Danzig, auch das Artwork zielt in diese Richtung: Weißer Skull auf schwarzem Grund. Ihr wisst Bescheid.
Wenn man die ganze Aufmachung und das Drumherum mal außen vor lässt, klingen die Skandinavier aber gar nicht so horrormäßig. Dafür sind die Melodien zu fröhlich, die Chöre gar nicht düster, sondern teilweise fast schon beschwingt, die Gitarren kennen durchaus Dur-Akkorde. Dieser Gegensatz zwischen Texten und Musik erzeugt aber einen interessanten Gegensatz.
Musikalisch wird technisch gut gespielter Punkrock geboten, der nicht nur wegen der Stimme stark an die Vorgängerband The Dead Next Door erinnert. Die im Promoblatt erwähnten Bad Religion höre ich zwar weniger, aber die bereits oben erwähnten alten Rock’n’Roll Punker von The Ramones und Social Distortion gehen klar. Punkrock alter Schule. Straight und kompromisslos. Ihr wisst Bescheid.
Das Album erscheint auf schwarzem Vinyl, neben einem Textblatt und der besagten CD kriegt der Hörer auch noch ein A2 Poster mitgeliefert, bestellt ihr direkt bei Wolverine Records habt ihr die Chance auf ein handsigniertes Logosheet.
Mir gefällt die Platte außerordentlich gut, obwohl hier nichts Neues geboten wird, weiß sie doch durch die Spielfreude der Band und durch die druckvolle Produktion zu überzeugen.
Mein Beifahrer-Freund hatte natürlich keine Ahnung. Einfallslos oder gar langweilig ist diese Platte überhaupt nicht. Die kurzen zweieinhalb Minuten Songs sind Punkrock at its best.
Vielmehr bestätigt sich die Punkrock Regel Nummer Sieben: Never trust a TOTO Fan! In diesem Sinne: Ihr wisst Bescheid.
Hier das Vinyl bestellen: jpc.de
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