Lena Stoehrfaktor hat ein neues Tape raus mit sechs neuen Track, die es in sich haben.
Saucooler Rap. Ja, Rap! Kein bräsiger Hiphop, keine Fritzelditzel Hihats aus der Retorte. Toughe Beats, gutes Kopfnickertempo, klare Ansagen.
ich teil aus und du kassierst
In Runde eins steht die Boxerin Lena im Ring und fightet mit den “real” Hiphoppern, die ihre Muskeln wohl nur zuhause aufpumpen und dann im luftleeren Raum ein wenig mit den Armen wackeln.
Lena ist the real Shit, this shit is dope!
Okay, eine Runde zurück. Lena hat bereits einiges raus, zwei tolle LP’s produziert mit “Gott im Himmel, Leichen im Keller” (2016) und “Blei” (2018). Die klopft nicht immer so dicke Rhymes und haut mit dem Boxhandschuh auf die Buchstabensuppe der laschen Hiphopper. Doch sie hat schon einige Jahre eine Crew, mit der sie konsequent Musik macht.
Asi-Es und Sinok sind die beiden Aliase, die ich immer wieder auf den Scheiben entdecke.
Aber Lena Stoehrfaktor ist eine ziemlich leidenschaftliche Musikerin und hat auch noch die Mainvocals im Rattenkabinett.
Zurück zum Tape!
Ein Video hat sie in ihrer Hood gedreht zum titelgebenden Track “Essenz”
Wo es mir aber in den Fingern juckt zwei Takte loszuwerden, ist bei “Sonnenallee”. Lena Stoehrfaktor verarbeitet ein wenig die Jugend ihres Hiphops. Wer war ihre Gang damals “Conexion Studio” in der Sonnenallee in Berlin. Unterwegs über die Dörfer, keine Gage dafür Spaß, Ärger mit Nazis und Bullen; dieser Track ist top gereimt und die trockenen Beats ziehen gleich mit. Erinnert mich an die 90er Jahre. Als Rap irgendwie viel tighter war als heute.
Es sind einige Videoaufnahmen von 2006 mit drin, ja da ist viel Zeit vergangen von damals bis heute. Einige sind drangeblieben, einige dem Burnout erlegen.
Im Interview haben Lena Stoehrfaktor und ich ein paar Gedanken dazu ausgetauscht.
Mit den sechs Tracks ihrer neuen EP “Essenz” geht es mit den Themen “Rap und nicht Pop”, Identitätsfrage, Kapitalismuskritik und überhaupt, der Frage nach dem Sinn, warum man etwas macht – warum Lena rappt – immer sehr klar und ohne Schnörkel um das Wesentliche.
Man kann schnell vergessen, in welchem Jahrzehnt Rap gerade (fest)steckt, wenn man ihren Tracks lauscht. Ein Favorit? Nope. Das ganze Ding ist Bombe!
Zum Abschluss ein Video aus 2016 mit dem Rattenkabinett, die übrigens im Herbst gemeinsam ein neues Album rausbringen. Ein wenig umbesetzt an den Instrumenten, mit Lena Stoehrfaktor am Mic.
Platten und / oder Tapes bekommt ihr bei Tanz auf Ruinen oder Black Mosquito oder direkt die zweite Auflage der MC bei Bandcamp!