Da wäre ich zu gerne mal Mäuschen gewesen, damals in den ’80ern in L.A.. Die Leute strömten massenweise in die Stadt, mit nichts anderem als ihrer Gitarre auf dem Rücken und zwei frischen Unterhosen im Gepäck, auf der Suche nach dem großen Glam(our)-Glück. Muss ähnlich dem Goldrausch wie rund um 1850 in Kalifornien zugegangen sein und die Biographien einer auserlesenen (vielleicht auch zwei) Handvoll derer, die es geschafft haben, können wir heute lesen und dazu staunen. Und trotz exzessivem Lifestyle haben die Bands teilweise sogar überlebt und touren auch heute noch, bzw. wieder.
Parallel dazu hat sich auch in Europa eine Szene entwickelt, die zwar tendenziell mehr nach Malochertum, als nach Glamour klang, jedoch wusste, wie man Hard Rock und ein Dauerabo mit Taft vereinen kann. Europe sind dank ihres Hits „The Final Countdown“ auch heute noch jedem Schulkind ein Begriff und sicherlich zählen sie nicht zuletzt deshalb zur Speerspitze der europäischen Hard Rock/Glam Rock-Szene.
Ebenfalls aus Schweden stammten Lynx, die noch nicht mal im Ansatz so bekannt wurden, dafür aber umso geiler sind. 1985 erschien ihr erstes und einziges Album „Caught In The Trap“, knapp 40 Jahre später hat es das Ibbenbürer Spezialistenlabel Cold Knife Records (ein Partnerlabel von Supreme Chaos Records) wieder ausgegraben und auf drei ultralimitierten Vinylversionen wieder zum Leben erweckt. Gerade einmal jeweils 100 läppische Stück gibt es auf schwarzem, auf orangenem und auf handnummeriertem „Frozen Sky Splatter“-Vinyl; draußen ist der Spaß schon seit dem 29.11.’24. Also ran an die Buletten. Und zwar schleunigst!
Eröffnet wird mit einem futuristischen Keyboardklangteppich, bevor eine*n dann die Hard Rock-Keule zu erschlagen droht. Überhaupt räumen Lynx den Keys verdammt viel Platz ein. Manchmal fast ebenbürtig zu den Gitarren, womit so oder so schon klar sein müsste, welcher Ära Lynx entstammen. Wer also heute noch voller Stolz seinen/ihren Vokuhila trägt – zumal der ja gerade als sog. „Mullet“ eh seinen zweiten Frühling erlebt – und Bands wie Survivor, Nazareth, White Lion, Dio und W.A.S.P. immer noch für das Maß aller Dinge hält, der/die muss da unbedingt zugreifen. Sorry, das Jahr war lang und unbequem und mir fallen keine besseren Floskeln mehr ein.
Die Message müsste aber dennoch, oder gerade wegen der Floskel klar sein, oder? Allerdings können Lynx entgegen der genannten Referenzbands ein besonderes Attribut ihr eigen nennen, welches ihnen damals womöglich das Genick gebrochen haben mag. „Caught In The Trap“ ist stilistisch zwar so was von unmissverständlich und felsenfest zuordnenbar, jedoch haftet der Platte in puncto Produktion und Songwriting auch so ein ganz klein wenig ein roher Charakter an. Das bringt die Band gefühlt dem Underground näher und macht sie, wie bereits angedeutet und für meinen Geschmack, automatisch besser als Europe, die schon drei Meilen gegen den Wind nach auf Erfolg getrimmt riechen.
Und dann hatte ich da oben ja noch was von Malochertum gefaselt. Yes! Black Sabbath waren bekanntlich Malocher und ihr Einfluss auf die harte Gitarrenmusik muss nicht extra diskutiert werden. Hört euch „Caught In The Trap“ an und ihr werdet mir sicherlich zustimmen, dass auch Lynx sich diesem Einfluss nicht verwehren konnten. Tonnenschweres, fast schon charakteristisch schwerfälliges Mainriffing in fast jedem Song, dazu dieser an den Boogie angelehnte, ebenfalls etwas hinkende Bass und eine Stimme, die rau genauso wie Falsett kann. Einzig die Leadgitarre nimmt mehr Fahrt auf als die von Tony Iommi und „Nothing In Return“ deutet an, dass auch der Speed Metal gerade im Kommen, oder gar schon en vogue war. Hammeralbum, das mich zum Jahresende nochmal versöhnlich stimmt. Leider sind die „Top 3“ schon geschrieben, denkt euch Lynx mit „Caught In The Trap“ aber bitte auf jeden Fall dazu!
Cold Knife Records hat das Originalartwork belassen, warum auch nicht?! Ist schließlich genauso unschlagbar gut wie der Rest! Cold Knife Records ist auch euer Ansprechpartner, wenn es darum geht, sich „Caught In The Trap“ zu sichern – und bei der Stückzahl ist „sichern“ wahrscheinlich auch die passende Vokabel für den Kauf des Albums. Auf geht’s, trödelt doch nicht so!