Wer bei Marschland eher an eine durch Gezeiten und Sinkstoffablagerungen entstandene, fruchtbare und verlandete Salzwiese denkt, die*der braucht jetzt hier nicht weiterlesen. Denn Marschland ist in diesem Fall eine Ein Mann – Band, bestehend aus dem Ex-Fäulnis – Bandmitglied Ernie Fleetenkieker, der laut eigenen Aussagen keine Musik mehr machen möchte, die er in 30 Jahren sowieso nicht mehr machen kann. Das ist unter anderem ein Grund, das er nun entspanntere Musik schreibt, die sicherlich in jeder verrauchten Kneipe jede*r mitsingt. „Traurige Trinkerlieder“ hat Ernie seine EP genannt und herausgekommen ist es Ende November auf seinem eigenen Label Edgar The Cat.
Mit 16 Minuten ist es recht kurzgehalten. Bei 4 Liedern mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 4 Minuten kann man das aber verschmerzen.
Der Opener „Der saufende Nihilist (Menschenhasser I)“ ist sicher gewöhnungsbedürftig, da er diese Art mit sich bringt, die man zuhauf von Fussball-Fans mitbekommt, die ihren Frust eines verloren gegangenen Spiels ihrer Lieblingsmannschaft in alkoholgetränktes Gesinge los werden. Je öfter ich das Lied höre, umso genialer finde ich es. Ernie singt über einen Menschen, der lieber allein mit Freund Alkohol ist und sich gern in der nächsten Kneipe präsentiert und über die Stränge schlägt. Der zwischenzeitliche „Chor“ im Hintergrund bindet sich hier wunderbar ins Gefüge ein.
Es folgt „Das Totgelage (All Enemies Must Die)“, das mit einem Geräusch beginnt, erinnernd an eine knarzende Tür. Der Gesang hier ist mal zurückgenommen, dann aber plötzlich wird es ausufernder … die Instrumentierung, in dem Fall die Akustik-Gitarre, nimmt Fahrt auf. Zwischenzeitlich bekommen wir auch hier einen chorähnlichen Gesang geliefert. Das Thema Alkohol ist natürlich auch hier präsent.
Der dritte Song des Albums „Höllenritt (Kaperfahrt)“ ist da schon bekannter. „Santiano“ hatte da mal ein Lied „Alle, die mit uns auf Kapernfahrt fahren„, das sich an das flämische Volkslied „Al die willen te kap’ren varen“ anlehnt. Auch „Die Ärzte“ hatten da auf ihrem Album „Le Frisur“ ihre eigene Interpretation.
Auf „Traurige Trinkerlieder“ erzählt uns Marschland / Ernie Fleetenkieker seine ganz eigene und etwas andere Interpretation. „Jan und Hein und Klaas und Pitt“ sind in dieser Version „Jan und Hein und Rose und Britt“. Dafür haben „Rose“ und „Britt“ keine Bärte, aber alle vier brennen und fahren deshalb mit. Hört einfach mal selber rein. Die ganze EP gibt es auch auf dem YouTube – Kanal von Fleetenkieker „Krachmucker TV“ zu hören.
Der letzte Song „Kneipengeister (Bis zum letzten Atemzug)“ ist im Vergleich ein eher roher Song, der live eingespielt zu sein scheint. Melancholie im Text und in der Musik weit und breit. Und das macht diesen Song so wunderbar sympathisch.
Nicht nur das, denn Ernie verarbeitet seine Erfahrungen mit dem Alkohol in seiner Musik und gibt uns auch ein Stück weit Einblicke in sein Leben, was nicht selbstverständlich ist. Und ein Glück, das sich dieser Mann dazu entschieden hat dem Metal vorerst den Rücken zu zu drehen und sich auf ehrliche und rohe Liedermacher-Songs konzentriert.
Das Besondere an der Vinyl ist, das es mehrere Farbmöglichkeiten gibt, die ihr erwerben könnt. Weitere Besonderheit: das Vinyl ist auch nur einseitig bespielt. Alle 4 Tracks befinden sich auf einer Seite. Auf Seite B werdet ihr nur „Stille“ finden.
Erwerben könnt ihr das Vinyl und die Kassette und andere wunderbare Dinge über den
Edgar The Cat – Shop!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!