Seit 2015 treibt das Trio Monokain aus Braunschweig nun schon sein Unwesen. Und doch hat es bis November 2023 gedauert, bis ihr Debütalbum „Fantastic Out Of This World Show“ auf Stay Sick Records erschienen ist. Pi mal Daumen also satte acht Jahre, in denen die, überbegrifflich als Punkrock-Band zu bezeichnende Combo, wohl in so manchen Gewässern gefischt hat, was beim Hören des Albums recht offensichtlich wird. Und das ist auch mein erster, allerdings auch einziger Kritikpunkt an „Fantastic Out Of This World Show“. Das ist mir dann doch ein bisschen zu viel bunter Blumenstrauß und mit ganz arg viel Boshaftigkeit könnte ich Monokain unterstellen, dass sie auf ihrer ersten Platte mal alles anbieten wollen, darauf basierend eine große Meinungsumfrage starten werden, um dann auf den kommenden Alben das anbieten zu können, was Hörer*In am liebsten mag. Es riecht so ein bisschen nach fishing for compliments. Dabei haben Monokain das eigentlich gar nicht nötig, denn qualitativ sind das elf richtig gute Songs. Deshalb liebe Monokain: habt für die Zukunft gerne ein bisschen mehr Mut zum roten Faden und für den Moment glaube ich einfach gerne daran, dass ihr eben viele musikalische Interessen habt, zwinker!
Und nun der Reihe nach: richtig fetzig und in bester The Briefs-Manier geht es mit dem ’77er-Smasher „Angry, Young And Poor“ los. Holla die Waldfee. Ein an sich als gemütlich erwarteter Sonntagmorgen nimmt unverhofft Fahrt auf. „I Can’t Stop“ setzt da noch einen oben drauf, bevor „Bizzare Monday“ dann die erste Zäsur des Albums darstellt. Ein zwar spitzenmäßiger, schön abgehackt vorgetragener Single-Note-Riff macht den Song jetzt schon zum persönlichen Favoriten der Platte, stellt aber stilistisch was ganz anderes dar und lässt mich eher an Indievertreter von der Insel wie The Strypes oder gar die Arctic Monkeys denn an blondierte Spikes denken. Nicht uninteressant, aber doch sehr unerwartet.
Mit „2 Dollar Haircut“ und dem nicht zu verachtenden Cover von „I’m Weak“, im Original von einer der besten Livebands ever, den New Bomb Turks, liefern Monokain dann noch zwei Songs, die eben in jene Richtung gehen, die die New Bomb Turks einst auch gingen: das ist ne ordentliche Prise übersteuerte Garage. Fünf Songs, drei Stilmittel. Mal sehen was die B-Seite bringt.
Gut, zunächst mal nichts Aufregendes, sprich nicht noch was Neues. „Pam Right“ und das Instrumental „Have You Seen The Invisible Man“ waren stilistisch schon mal da, stehen Monokain sehr gut und bieten beste Punkrock-Unterhaltung. Dann aber das! „Who Killed The Kennedys“ ist doch tatsächlich ein Psychobilly-Song und somit für meinen persönlichen Geschmack so was wie der Tiefpunkt der Platte. Dennoch: Fans von Demented Are Go oder auch Mad Sin könnten hiermit die Berechtigung erteilt bekommen, sich „Fantastic Out Of This World Show“ zuzulegen.
„Neumann“ und „HH“ lassen mich dann ein wenig an Monokain zweifeln, oder besser: zu meiner eingangs formulierten These hinreißen. Nicht etwa, weil es schlechte Songs wären. Nein, beileibe nicht. Wir alle wissen aber, welche verkaufsschlagende Renaissance deutschsprachiger Punk in den letzten Jahren durch Bands wie Pascow und Konsorten erfahren hat. Und ob Monokain nun unbedingt auf Deutsch singen müssen, wo das Album bis gerade eben (und abgesehen vom Psychobilly-Ausrutscher) doch so gut auf Englisch funktioniert hat…? Ich weiß nicht so recht. In meinem Heimatländle sagt man da wohl, des hat a Gschmäckle?! Der abschließende Titelsong versöhnt dann aber nochmal. Ein super Punkrock-Hit, der schon mal den nächsten Sommer ankündigen will. Bitte zukünftig hiervon noch mehr und dafür weniger Experimente und wir werden noch richtig dicke Freunde, liebe Monokain!
Das Album im Gatefold mit schöner Fotocollage (ich liebe Fotocollagen!) und aus Vinylresten zu lauter Unikaten gepresst, bekommt ihr am besten bei Monokain selber, oder auch bei Stay Sick Records.