Mit Musik ist es manchmal wie mit einer Party und/oder einer guten Flasche Wein. Für Ersteres gilt, dass die spontanen oftmals die besten sind. Für Zweiteres, dass gute Dinge manchmal ihre Zeit brauchen, um zu reifen.
Und so ergab es sich anno 2018, dass der Gitarrist der australischen Psychedelic-Rocker Seedy Jeezus, Lex Waterreus, zufällig in der Gegend war und bei Komet Lulu (Bass, Effects) und Sula Bassana (Drums, Organ, Mellotron) von Electric Moon vorbeischneite, um dann ebenso zufällig, sprich ungeplant und spontan, mit eben diesen beiden eine gemeinsame Jamsession zu starten. Ob die drei diese auch ganz zufällig in einem Studio abgehalten haben, oder ob dies dann nicht doch so ein ganz klein wenig Kalkül war, weiß ich nicht. Jedenfalls ist das Ergebnis der Session bereits seit dem 28.06.2024 via Sulatron Records auf random-coloured Recycling-Vinyl unter dem Namen Moonseeds zu haben.
Bei einer zweiten (zufälligen??) Session anno 2023 wurden die drei Songs noch mit ein paar wenigen Overdubs verfeinert. Was? Nur drei Songs?! Ja ja, schon. Aber mit den jeweiligen Spielzeiten von 21:10 („Earth“), 7:14 („Sun“) und 12:59 („Moon“) bringt es die selbstbetitelte Platte unterm Strich dann quasi doch auf ein ganzes Album.
Nun zur Musik. Vorneweg: diese ist kein konventioneller Hörgenuss, sondern eher was für Freaks. Irgendwie auch klar, wenn drei Psychedelic-Rocker*innen aufeinandertreffen, oder? Wenn man das aber weiß und sich entsprechend darauf einstellt, dann wird es wunderbar. Alle drei Tracks haben gemeinsam, dass sie von fast schon stoisch anmutenden Rhythmusinstrumenten getragen werden. Das mag für einen Jam zwar nicht unbedingt typisch sein, sollte dieser doch allen Instrumenten die Möglichkeit zur Entfaltung geben. Aber erstens mal ist dies Ansichtssache und zweitens wird den Zuhörer*innen dadurch eine gewisse Orientierung gegeben. Diese ist dann auch bitter nötig bei den angegebenen Spielzeiten.
Als Konsequenz daraus ergibt sich außerdem, dass der Gitarre und sonstigen melodiegebenden Instrumenten viel Spielraum gegeben wird. Und so trägt sich Gitarrist Lex Waterreus selbst von einer tollen Melodie zur nächsten. Wir landen dann irgendwo zwischen Pink Floyd (in etwa bei „Animals“) und tatsächlich Tito&Tarantula (deren psychedelischere Momente). Ist jetzt aber eher eine recht oberflächliche Einordnung von jemandem, der sich zwar schon zu den oben genannten Freaks zählt, jedoch nur bedingt bewandert ist, was Bands und Künstler*Innen im Psychedelic-Genre anbelangt, bzw. der sich schwer damit tut, die wirklich passenden Referenzen zu benennen.
Fakt ist und bleibt aber, dass Moonseeds uns spannende und attraktive Musik zum Entdecken bieten, ohne dass diese allzu sehr in zu abgespacte Sphären abdriftet. Bleibt zu hoffen, dass in Bälde wieder ein Besuch aus Down Under ansteht. Spontan oder auch nicht. Moonseeds haben auf jeden Fall eine Fortsetzung verdient.
Auch das Artwork überzeugt mich, ohne dass ich jetzt genau erklären kann, weshalb. Vermutlich sind es einfach die Umstände, dass es zu 100% genretypisch und damit 100 Meter gegen den Wind die Musik definierend ist sowie, dass es eine schlichte Eleganz ausstrahlt. An alle Freaks: Moonseeds z.B. bei jpc kaufen und dann reinziehen!