Die sechste Ausgabe von Musik trifft Literatur führt uns nach Leipzig, einer Stadt die viel Geschichte erlebt hat. Nicht nur in politischer Hinsicht, auch in Sachen Musik und Jugendkultur erzählen die Straßen der sächsischen Großstadt wilde Geschichten. Johannes Herwig, Jahrgang 1979, selbst aufgewachsen in Leipzig-Connewitz siedelt seine Jugend-Romane genau dort an; in “Bis die Sterne zittern” lernen wir die Leipziger Meuten kennen, die zur Zeit des Nationalsozialismus eine oppositionelle Jugend-Bewegung zur Hitlerjugend bildeten und mit heftigen Repressionen zu kämpfen hatten. In seinem zweiten Roman “Scherbenhelden” sind die Protagonisten ein Haufen Punks, die kurz nach der Wende mißtrauisch dem neuen Deutschland entgegenleben. Beide Romane sind im Gerstenberg Verlag erschienen, richtig gut recherchiert und verdammt gut geschrieben. Machen trotz der ernsten Themen richtig Spaß. So wie hoffentlich auch das folgende Interview:
Schön, dass Du bei “Musik trifft Literatur” dabei bist. In deiner Kurzbiografie im Klappentext steht, dass du schon als Kind wusstest, dass du Schreiben willst, es dann aber vergessen hast. Wie hat sich das damals geäußert? Und wieso hast du es vergessen?
Das ist natürlich etwas schmissig formuliert, trifft aber den Kern der Sache. Tatsächlich habe ich schon als Stift im Vorschulalter Bücher geliebt und es schönerweise geschafft, sehr früh lesen zu lernen. Mag sein, dass das was mit dem beengten Alltag in der DDR zu tun hatte, aber ich liebte einfach diese Möglichkeit, in fremde und vor allem weite Welten einzutauchen. Ich war außerdem schwer beeindruckt von dem Film “Das Geheimnis der Monsterinsel”, den ich heimlich am Türspalt mitsah, als ihn meine älteren Geschwister im TV schauten. Unter diesem Eindruck habe ich dann meine ersten eigenen Monster- und Gespenstergeschichten verfasst, da war ich vielleicht sechs Jahre alt. Naja und das hat sich dann einige Zeit fortgesetzt, die Wort- und Grammatikübungen in der Grundschule habe ich meistens ziemlich nerdy übererfüllt und meine Klasse mit richtigen Fortsetzungs”romanen” unterhalten. Ich habe bis zum Teenie-Alter weiter wahnsinnig viel gelesen, dann kamen aber andere Einflüsse, Hobbys und Interessen dazu und die Sache ist im Kopf etwas weggefluppt. Den Plan, das Schreiben zu meinem Beruf zu machen hatte ich als Kind durchaus, je älter ich wurde, desto unrealistischer erschien er mir allerdings. Ich hatte, glaube ich, ganz lange viel zu viele Berührungsängste mit dem Schreiben eines richtigen Buches, wusste einfach nicht, wie ich das anfangen und worüber ich überhaupt schreiben soll. Sagen wir vielleicht, ich hatte es nicht vergessen, sondern brauchte den richtigen Moment. Tja und dann kamen irgendwann die Leipziger Meuten vorbei…
Unterschied sich die Kinderlektüre in der DDR stark von der in der BRD? Wir sind ungefähr gleicher Jahrgang, ich bin gross geworden mit Grimms Märchen, Lindgren, Michael Ende… Wie sah es bei dir aus?
Es gab auf jeden Fall Unterschiede. Die zuständigen Stellen hätten z.B. solche Autoritäten verachtende Figuren wie “Pippi Langstrumpf” niemals für den DDR-Markt zugelassen. Diese Bücher kursierten natürlich trotzdem, über Westverwandschaft oder welche Wege auch immer, nur konnte man sie eben nicht offiziell erwerben. Als kleiner Junge habe ich vor allem so klassische Abenteuerliteratur wie von Jules Verne oder Karl May gelesen, oder die Expeditionsberichte von Thor Heyerdahl. Das konnte man kaufen, das war wohl unpolitisch genug. Außer vielleicht “Die Söhne der großen Bärin” und “Alfons Zitterbacke”, die ich beide sehr mochte, ist mir aber ehrlich gesagt wenig konkrete DDR-Kinder- und Jugendliteratur erinnerlich. Wobei auch bei “Alfons Zitterbacke” die Ideologie von jeder zweiten Seite tropfte, die Pioniere hier, das Klassenkollektiv da – tja.
Du erwähntest die Leipziger Meuten, die dich ja zu deinem ersten Roman “Bis die Sterne zittern” inspiriert haben. Wie hast du von ihnen erfahren, was hat dich so an Ihnen fasziniert, dass du beschlossen hast, ihre Geschichte aufzuschreiben?
Zum ersten Mal überhaupt von ihnen gehört habe ich bei einem Vortrag des Historikers Sascha Lange, das war so 2010 rum. Generell hat das Thema erst durch ihn die verdiente Aufmerksamkeit bekommen, vorher war die Existenz dieser Cliquen weitgehend unbekannt. Sascha hat sich als Erster wirklich eingehend und kontinuierlich mit den Meuten befasst, Zeitzeugen ausfindig gemacht, seine Doktorarbeit und Sachbücher darüber geschrieben und nicht zuletzt mit seinen Vorträgen den Grundstein zu einer gewissen Erinnerungskultur gelegt. Der Mut dieser Jugendlichen, sich angesichts dieses unglaublich repressiven Machtapparates im Dritten Reich selbst als Kontrapunkt zu organisieren und quasi die erste oppostionelle Jugendbewegung überhaupt entstehen zu lassen, der hat mich von Anfang an total berührt. Diese Cliquen sind ja quasi eine erste, eigene Subkultur gewesen – unter den miesesten äußeren Bedingungen. Ich wollte das Ganze dann gern rausholen aus der rein fachlichen Nische, ein Buch schreiben, das nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Nachfühlen einlädt. Damit begann dann gewissermaßen meine eigene Geschichte als “echter” Autor.
In deinem Epilog beschreibst du die Mitglieder der Meuten als “Oppositionelle” ohne klare Ziele, als Jugendliche die sich gegen die Verhältnisse stellten. Bunt und wild. Siehst du da eine Parallele zu der Punkbewegung der späten 70er und der 80er Jahre?
Ein bisschen muss man die Meuten schon abgrenzen von Widerstandskämpfern, wie es sie dann vor allem zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gegeben hat, gerade die im Untergrund. Auf der anderen Seite spreche ich ihnen das politische Bewusstsein nicht pauschal ab, das wäre Quatsch. Genau das ist ja ein Merkmal der Meuten – dass die Cliquen sehr divers zusammengesetzt waren und sich da ganz verschiedene Jugendliche tummelten, ebenso unterschiedlich hat sich ihr Aktionismus geäußert. Manche wollten vielleicht nur abhängen, andere haben aber eben doch von konkreten gesellschaftlichen Veränderungen geträumt. Es gab halt eben kaum Anführer und keine Agenda in dem Sinne, aber das macht mir das Ganze auch so sympathisch. Definitiv einig waren sie sich in ihrer Ablehnung der Hitlerjugend. Gewisse Parallelen zur Punkbewegung kann man sicher ziehen (kulturelle Codes, Auf/Ablehnung, Cliquenstrukturen usw.), ich bin mir nur nicht sicher, ob man den Meuten damit wirklich gerecht wird. Schließlich haben Ende der 1930er Jahre viele der Jungs und Mädchen ihren Wunsch, frei zu sein, mit Jugendschulungslagern, Gefängnis und Schlimmerem bezahlen müssen.
Ja, natürlich, die Meuten lebten in weitaus schwereren Zeiten und ihr Aufbegehren war gefährlicher für sie. Die Punks in deinem zweiten Roman wählen aber dennoch aus ähnlichen Gründen die Position des Außenseiters. “Scherbenhelden” spielt aber schon nach der Wiedervereinigung und die Repressionen von Staats Seite halten sich in Grenzen. Für die Punkzeit in der DDR bist du zu jung, im Roman werden aber schon Anspielungen an diese Zeit eingestreut. Was hast du über die Punkszene in Leipzig vor der Wende recherchiert?
So als Mitte der 90er als Kiddie in die Szene reingerutschter Grünschnabel wurde man von den Älteren natürlich erst einmal etwas kritisch beäugt, da gab es bei manchen schon ein paar Vorbehalte. Meistens hat sich das aber recht schnell gelegt und man konnte damals – aus relativ frischer Erinnerung – so einige Storys aus der Wendezeit und auch den 80ern abgreifen. Dieses Flair bildet für mich tatsächlich eine Art Grundrauschen des Romans, das vielleicht gar nicht so konkret wahrnehmbar, aber dennoch zentral für die Geschichte ist. Ich denke, eine Abhandlung über die Leipziger Subkultur zu Vorwendezeiten sprengt hier den Rahmen, aber wer Bock auf Details hat, dem sei das wirklich tolle Buch “Haare auf Krawall” empfohlen, das viele Erlebnisberichte aus diesen Jahren versammelt.
Generell kann man auf jeden Fall sagen, dass Leipzig in den 80ern ein Zentrum der Opposition war, einen krass hohen Leerstand hatte und dementsprechend zahlreiche Hausbesetzungen, die Messe, die Uni, das ganze kirchliche Umfeld und die Umweltbewegungen, Bands wie Wutanfall, L´Attentat, Zorn und wie sie alle hießen und ihr Umfeld – da kam echt was zusammen. Und da wir hier bei “Musik trifft Literatur” sind, folgt nach der Buchempfehlung auch noch eine musikalische: Auf dem Sampler “Heldenstadt Anders” gibt es einen großartigen Querschnitt der Leipziger Bands aus den 80ern zu hören, das Ding kann man wohl auch noch bestellen. Lohnt sich!
Du erzählst dann ja auch einen Teil deiner Jugend. Wie kommt dieses Punksetting denn bei der Jugend von heute an, interessiert dieses Punk Ding heute überhaupt noch? Hast du jemals überlegt, ob du die Geschichte auch in einem anderen Setting funktionieren könnte?
Da “Scherbenhelden” im Corona-Jahr 2020 erschienen ist, in dem kulturell brutal wenig möglich war (Ich freu mich natürlich trotzdem über die Veröffentlichung – Grüße gehen raus an meinen mutigen Verlag), fehlt mir leider noch ein wirklich repräsentativer Querschnitt an Reaktionen. Ich konnte einfach noch nicht wirklich viele Veranstaltungen mit dem Buch machen, dieses ganze “Na es geht doch auch online” ist am Ende doch immer etwas komplexer als gedacht, angefangen bei den technischen Skills und Voraussetzungen z.B. an den Schulen bis hin zur Bildschirmmüdigkeit der Leute, wenn es nach 78 Zoom-Meetings dann am Abend heißt “Uii, toll, eine Online-Lesung”. Insgesamt würde ich sagen, dass es Punk heute echt schwer hat, die Szene ist ja auch krass gealtert. Wer provozieren will, macht das heute im Internet, das ist bequemer, durch die allgegenwärtigen Handys steht man im realen Leben ja unter ständiger Beobachtung. Und musikalisch geht neben Rap bei vielen Kids momentan nicht so sehr viel. Aber generell ist schon Interesse an meiner Geschichte da, man merkt auch, dass die Nachwendezeit ein ziemlich blinder Fleck im Bewusstsein der Nullergeneration ist. Mein Roman hat ja mehrere Ebenen, und na klar lässt sich das eine oder andere auch in einem anderen Setting erzählen. Aber es ging mir ja eben gerade auch um das Szeneporträt.
Eine Szene, der du dich immer noch zugehörig fühlst?
Das wäre jetzt eine schöne Steilvorlage für nostalgisch-kritisches Geschwalle über früher und warum und weshalb man sich dem Ganzen heute nicht mehr zugehörig fühlen kann… aber das Herz sagt ja, natürlich sagt es das.
Was war dein musikalischer Einstieg damals? Die bei Scherbenhelden erwähnten Klassiker ala Boskops, Exploited, One Way System? Und was hörst du heute so? Führe mich doch mal durch deine persönliche Musikgeschichte…
“Heroes of Today” von Tarnfarbe, auf überspieltem Tape natürlich, war das erste Album, das ich ganz bewusst als Punk wahrgenommen habe. Die englischen Texte habe ich kaum verstanden, aber ich habe auch so gespürt, dass es da irgendwie um was geht und die Mucke unmittelbarer Ausdruck eines Gefühls ist, einer Einstellung. Das hat mir gefallen. Ich hatte schon vorher angefangen, mich für Metal zu interessieren, war also musikalisch ohnehin schon woanders als die meisten in meiner Klasse. Irgendein Video von Judas Priest auf MTV war damals die Initialzündung, ich fand diese Klänge einfach cool und wollte dann schnell etwas noch “härteres”. Ich habe bei Karstadt in der CD-Abteilung nach den am düstersten aussehenden Covern gesucht und kam dadurch zu Bands wie Bolt Thrower und Obituary, die ich auch heute noch abfeiere. Mit den bescheidenen Mitteln, die mir zur Verfügung standen, habe ich dann irgendwie versucht meinen Klamottenstil in die Richtung Metal und Punk zu verändern. Dadurch ist man dann mit der Handvoll an Leuten an der Schule, die ähnlich tickten, ins Gespräch gekommen, hat sich gegenseitig neue Bands gezeigt und auf Tape überspielt, wie das damals eben so war. Ich fand immer beide Musikrichtungen cool, hatte aber Szenemäßig eindeutig mehr Bock auf Punk, dessen krawallige Anti-Haltung hat mich damals voll abgeholt. Ein wichtiger Meilenstein war dann noch “Keine Macht den Faschisten” von der Leipziger Band Abfallsozialprodukt, die deutschen Texte und die thematische Ausrichtung der Platte waren dann so eine Art endgültiger Türöffner. Naja und dann ging´s weiter mit Slime, die erwähnten Boskops, die “Schlachtrufe BRD” und der “Das waren noch Zeiten” Sampler… Später in der Clique gab es dann so einen komischen Deutschpunk-Diss, alle deutschen Bands galten irgendwie als uncool und dadurch hat sich mein Horizont quasi zwangsläufig Richtung England-Punk erweitert, Exploited, Sex Pistols,UK Subs, Anti-Nowhere League usw. Das war schon teilweise etwas anderes und sehr geil, über diese Wettstreit-Attitüde, wer die legendärste und authentischste England-Band kennt, muss ich heute natürlich etwas lachen.
Meine musikalischen Interessen haben sich seit damals nie wirklich verändert, aber natürlich erweitert. Ich mag fast alles, bei dem eine Stromgitarre mit im Spiel ist, Musik mit Herz oder auch Hass, selbst Techno und Rap von ausgewählten Acts. Jagen kanst du mich mit Weltmusik und Ska.
Hörst du beim Schreiben auch Musik, kann diese eventuell Katalysator für bestimmte Stimmungen sein, die du beschreibst? Oder bevorzugst du eher ein stilles Umfeld beim Arbeiten?
Ich hatte mal einen echt beschwingten Abend, als ich auf dem Balkon saß und an der Konzertszene schrieb. Irgendwann fing es um die Ecke an zu schrammeln – die Lokalmatadoren S.U.F.F. spielten auf dem Freisitz um die Ecke ein Open Air. Das hat mega gepasst und das Kapitel gut vorangetrieben. Sowas kann man aber nicht planen, finde ich, das muss sich ergeben. Generell bevorzuge ich klar die Stille, am liebsten Vormittags mit einer Kanne Kaffee und ohne Termine nach hinten raus.
In deiner Kurzbiografie klingt das alles so einfach, du hast einfach beschlossen nun vom Schreiben zu leben. Andere Autoren warten jahrelang bis sie einen Verlag gefunden haben, manche finden nie einen. Du hast direkt einen renommierten Verlag gefunden. Woher kam dein Selbstvertrauen dies zu wagen, hattest du Kontakte oder Glück?
Ich muss den Text wohl mal ironischer formulieren lassen… Also das war alles überhaupt nicht einfach, jedes Manuskript und dann erst recht die Suche nach einem Verlag ist eine harte Geduldsprobe. Diese ganze Welt des Schreibens ist definitiv hartes Pflaster für alle, die zum Zweifeln neigen. Man braucht echt einen superlangen Atem und, wie du schon richtig sagst, es klappt dann oft genug doch nicht. Offene Türen habe ich mit meinem Debüt jedenfalls nicht eingerannt, ich habe das Manuskript 1,5 Jahre lang immer wieder eingeschickt. Wenn ich nicht solche Zusprecher wie z.B. Valentin Moritz von der Elisabeth Ruge Agentur gehabt hätte, wer weiß, vielleicht hätte ich irgendwann aufgegeben. Es gab bei meiner Suche aber schönerweise immer wieder Leute, die mich ermutigt haben, das Ding weiter anzubieten – auch wenn es in ihren Verlag oder ihre Agentur thematisch nicht passte. Das war auch etwas, womit ich als Neuling überhaupt nicht gerechnet hatte: Dass es zum Teil ganz genaue Spezialisierungen und ganz genaue Vorstellungen davon gibt, was bei einem Haus erscheint oder von einer Agentur vertreten wird. Historischer Jugendroman – das machen eben tatsächlich nur ein paar. Unterm Strich war ich wohl überzeugt genug davon, dass ich es irgendwann schaffe, ich war einfach auch mächtig stolz auf meinen Erstling. Wie bei jeder Kunst muss aber natürlich nicht nur die Qualität stimmen, ein Quäntchen Glück bzw. der richtige Zeitpunkt gehören auch dazu.
Naja und was das Finanzielle angeht: Die allerwenigsten Autor*innen können allein von den Buchverkäufen leben, da muss man schon echt viel absetzen. Von den Prozenten, die man da so bekommt, machen sich Außenstehende kein Bild! Ich habe das Glück, dass ich mit meinen Büchern theoretisch relativ viel in Schulen unterwegs sein kann, Lesungen und sonstige Veranstaltungen an diesen Stellen werfen ein bisschen zusätzlich ab. Durch Corona geht da aber gerade nicht so viel, leider. Mein Dasein ist tendenziell schon eher prekär, ich hangele mich immer so von einem zum anderen. Aber das ist okay, dafür tue ich das, was ich gern mache und was mir wirklich liegt – das ist Luxus genug.
Du hast die Veranstaltungen und Lesungen erwähnt, die du mit “Bis die Sterne zittern” an Schulen etc. veranstaltet hast. Dort ist auch von Musik die Rede, spielst du selbst die Lieder? Wie läuft das generell ab? Wie ist die Reaktion der Jugendlichen?
Ich fände den musikalischen Zugang zu meinen Büchern durchaus wertvoll, er wäre eine schöne Ergänzung, schließlich ist Musik in meinen Geschichten ein wichtiges und verbindendes Element, bei den “Scherbenhelden” natürlich noch ein bisschen mehr. Leider ist dafür im Grunde keine Zeit. Man hat üblicherweise so 60 bis maximal 90 Minuten, um sich selbst und sein Thema vorzustellen und dann eine Handvoll möglichst repräsentativer Szenen zu lesen, die möglichst schnell ein Gefühl für den Roman vermitteln. Danach soll dann auch noch ein wenigstens kleines Zeitfenster für Fragen offen bleiben… Ich weiß einfach nicht, wo ich da noch Songs unterbringen könnte. Aber, ja, schade eigentlich. Grundsätzlich lese ich total gern vor meiner “Zielgruppe”. Ich lese ja an ganz unterschiedlichen Schulen und die Kids sind auch immer total unterschiedlich vorbereitet, je nach Engagement ihrer Lehrer*innen. Das ist für mich echt spannend und natürlich eine Herausforderung, jede Lesung ist quasi eine Wundertüte. Insgesamt erlebe ich mein Publikum als sehr interessiert, aber ich begegne auch allen auf Augenhöhe. Die Jugendlichen sehen bei mir ja tendenziell auch gleich, dass ich kein langweiliger Literaturonkel bin. Das hilft, denke ich.
Der Jugendsektor ist im Moment stark von Fantasy, Dystopischen Romanen und Young Adult Liebessschmonzetten geprägt, die historischen Jugendromane kann man an einer Hand abzählen. Ist das Genre der historischen Romane etwas was du auch selber gerne liest oder was hat dich literarisch geprägt?
Ich würde sagen, literarisch geprägt haben mich vor allem Filme, ich mag es, meine Bücher möglichst bildhaft und lebendig zu erzählen. Ich habe mich einige Zeit sehr intensiv mit Filmen beschäftigt und in dem Bereich mehrere Jahre gearbeitet. Von dort bin ich dann direkt an den Schreibtisch gestolpert, um meinen Debütroman anzugehen. Der Einfluss war quasi kaum vermeidbar, aber es ist auch der Stil, den ich selbst beim Lesen mag. Ich mag Jugendgeschichten, gern Klassiker wie “Blutsbrüder” oder “Absolute Beginners”, bin da aber grundsätzlich überhaupt nicht festgelegt. Ich bin auch so ein furchtbarer Leser, der immer 5 bis 6 Bücher gleichzeitig liest und dann oft genug nur eins davon fertig, schrecklich!
Vinyl erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance, aber lange Zeit hat vor allem die Punkszene den Tod der Schallplatte verhindert. Wie hörst du mittlerweile am liebsten? Platte, CD, Stream?
Ich kann mit Streamingdiensten, Playlists usw. absolut null anfangen, ich bin ein Freund kompletter Alben, so, wie sie von den Bands zusammengestellt und konzipiert sind. Auf Platte und CD. Keine Ahnung, ist dann wahrscheinlich doch das Alter. Vinyl ist und bleibt natürlich die Premiumvariante des Musikhörens und -erlebens, außer vielleicht live. Mein letztes Konzert war am 13. Februar 2020, Misery Index und Napalm Death. Das tut weh.
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