Eigentlich sollte man ja meinen (dürfen), dass das bereits 2001 in Ibbenbüren für den Release extrem harter Musik gegründete Label Supreme Chaos Records schon alles mal mitgemacht hat und mit beiden Füßen fest im Labelleben steht. In dieser speziellen Sache freut sich das Label dann aber doch wieder wie ein Grundschulkind beim Klassenausflug – und das zu Recht! Gleich fünf Alben in neuem und von der Band itself abgesegneten Master kann das Label ab sofort zu seinem Katalog zählen. Wir reden hier von Napalm Death, DER Kultband schlechthin in Sachen Grindcore und Death Metal.
Napalm Death wurden 1981 gegründet, bei Release ihres legendären Debütalbums “Scum” 1987 war jedoch kein einziges Gründungsmitglied mehr mit dabei. 2005 aber, als das hier zu besprechende “The Code Is Red… Long Live The Code” veröffentlicht wurde, da hatte sich die Besetzung mit Mark “Barney” Greenway am Gesang, Mitch Harris an der Gitarre, Shane Embury am Bass und Danny Herrera an den Drums quasi schon längst gefestigt und etabliert. Und welch große Kreise diese Band in den Jahren bis dahin gezogen hatte, wird dann augenscheinlich, wenn man sich die illustre Gästeliste auf dem Album anschaut, als da wären Jello Biafra (“The Great And The Good”), Jamey Jasta von Hatebreed (“Sold Short”, “Instruments Of Persuasion”) und Jeffrey Walker von Carcass (“Pledge Yourself To You”). Wow! Respect! Und die Herren musste man sicherlich auch nicht unter Folter zu ihrer Teilnahme zwingen.
A propos Folter: für viele Exemplare der Spezies Homo Sapiens mag der hier dargebotene Extremmetal einer Folter gleichkommen, für ein paar wenige aber auch ein wahrer Segen sein. Kompromisslos und ohne Vorwarnung brettert denn auch der Opener “Silence Is Deafening” los. Da erschrickt man ja beinahe, obwohl man doch selbst die Hand am Tonarm hat. Wie mag das wohl gerade für meine armen Nachbarn sein? Und so geht es dann auch weiter. Insgesamt 15 mal hauen Napalm Death uns da einen vor den Latz.
Mit Spannung erwartet wird v.a. Seite A, Liedposition 7: der große Auftritt des noch größeren Jello Biafra. Wie wird sein markanter und mitunter greller Gesangsstil sich in den abgrundtief gestimmten Grind-Sound von Napalm Death einfügen? Vorneweg: “The Great And The Good” ist für mich der beste Song des Albums, jedoch nicht zwangsweise wegen des Mitwirkens von Biafra, sondern weil er im Riffing die meisten Ideen unterbringt und – so gut halt möglich bei dem Sound – harmonisch miteinander vereint. Und ja, Biafra kann mit seiner Art zu singen ein kontrastreiches Zeichen setzen, der Song an sich ist und bleibt aber ein Napalm Death-Song und Barney Greenway macht mit seinem alles zermalmenden Organ auch hier unmissverständlich klar, wer der Herr im Hause ist.
Der Gastauftritt von Jamey Jasta in “Sold Short” ist zwar da, fällt aber meines Erachtens nicht sonderlich ins Gewicht, auch wenn der Song eine zu ihm passende HC-Attitüde inne hat. Dagegen scheint “Pledge Yourself To You” dem Carcass-Sänger Jeffrey Walker musikalisch wie auf den Leib geschneidert zu sein. Starkes Riffing, Blasts, düstere Black Metal-Melodielinien und wie gewohnt eins in die Fresse. Für mich tatsächlich der zweitbeste Song der Platte, auch wenn damit der Eindruck entstehen könnte, dass Napalm Death auf fremde Hilfe angewiesen sind, um richtig gutes Material abzuliefern. Seid aber bitte beruhigt, dem ist nicht so.
Napalm Death sind, bleiben und waren auch 2005 schon eine Bank und wer sie mag, dieses Album aber noch nicht sein/ihr eigen nennen kann, der/die hat jetzt die Chance, “The Code Is Red… Long Live The Code” in der limitierten und mit Poster und mehrseitigem Booklet aufgepimpten Supreme Chaos Records-Version, am besten beim Label selbst, zu erwerben.