“…Und der Rock’n’Roll-Gott sah, dass es gut war.” Abermals und wie sowieso immer muss ich die Bibel ernsthaft in Frage stellen. Schließlich war sie nicht nur “gut”, nein, sie war geradezu oberhammmermegasupergeil, die kürzlich vollzogene Tour der Neat Mentals. Ok, zugegeben, es lief nicht alles ganz so wie geplant. Ein paar kleine Aufreger hier und da waren schon mit inklu. Dazu dann gleich mehr in voller Länge. Spitzenmäßig war jedoch, dass wir während der bereits laufenden Tour den letzten Gig für selbige klar gemacht haben. Wie es dazu kam: auch dazu gleich mehr. Letztlich bedeutete dies jedenfalls acht Shows am Stück – und das Bangen und Hoffen, ob wir dieser physischen wie auch psychischen Dauerbelastung überhaupt standhalten werden? Jeden Abend Treffpunkt Tresen in einer anderen Stadt plus dann noch 45 Minuten Rockshow. So was gab es bei uns noch nie. Die Kurzantwort vorneweg: Ja, wir haben es geschafft, ja, wir haben es überlebt und ja, wir haben die neben unserer UK-Tour 2016 wohl größte Dauersause unseres Lebens, mindestens aber unseres Banddaseins gefeiert. Doch lest selbst:
Karlsruhe, Alte Hackerei, 31.03.2023:
Ein Tourauftakt nach Maß. Volle Bude in unserer quasi Homebase Karlsruhe, dazu noch die famosen Cyanide Pills aus Leeds als Main Act und ein paar richtig geile Tage in Aussicht. Was soll da bitte noch schief gehen? Zunächst mal gar nichts. Super Bühnensound, super Leute, super Bier = guter Gig. Alle gut drauf und Action auf dem Dancefloor, dazu noch ein paar Shirts vertickt. Bitte weiter so. Das böse Erwachen gab es erst wie so oft am Ende des Abends, also vielmehr am frühen Morgen. Irgendwann einer so, lass mal das Zeug einpacken, bevor keiner mehr laufen kann. Und dann, oh Schreck, der Bass ist weg! Einfach weg! Ich wusste trotz 2 Promille hundert pro, wo das Teil stehen sollte. Aber nix da, der Bass ist weg, voll weg. Panik machte sich breit und fieberhaft wurde nach real erklärbaren Lösungen gesucht. Am plausibelsten war die: die Cyanide Pills müssen den mitgenommen haben. Kann ja mal passieren. Ich also morgens um vier, ruf dem Paul an und erklär ihm die Misere. Der zwar not so amused, ich dafür umso überraschter über mein gutes Englisch zu solch später Stunde. Und tatsächlich, der Bass ist im Van, keiner weiß warum?! Ja, bringen is nich, holt den doch morgen am Hotel ab, so zwischen 10:30 und 11:00 wär ganz gut. Aha, nur damit ich das richtig verstehe, ihr packt das Ding ein, und ich muss dann meinen Schönheitsschlaf opfern. Ok, klingt fair. Aber machen wir so. The Show must go on und so. Nächster Morgen, klar Nieselregen, und der Franco und ich stapfen einmal quer durch die City. Die Stimmung ist trotzdem gut und das soll gefälligst auch so bleiben, klar! Paul rückt den Bass dann auch widerstandslos raus und gibt uns so ein klitzekleines bisschen aus Demut die Nummer von Markus, dem Promoter in Kassel. Die Chancen solle ich mir in die Haare schmieren, aber ich kann dem ja mal anrufen. Uns fehlt nämlich noch diese verflixte eine Show am Mittwoch.
Gut, tschüß dann und alles Gute. Ihr fahrt weiter, wir auch. Schön für uns alle. Franco und ich zurück und die anderen zwei eingesammelt. Die Krücken sehen doch tatsächlich aus wie frisch aus dem Ei gepellt, konnten sie ihre malträtierten Hirne und Körper doch prächtig erholen, während unsereins schon zum Zwangsfrühsport unterwegs war. Aber manchmal, ja manchmal… manchmal muss es einfach so sein wie es ist. Das Ortsschild Karlsruhe noch nicht hinter uns gelassen, ruf ich in Kassel an. Eigentlich dachte ich ja, ich werde durch’s Telefon hindurch geteert und gefedert, hatte ich die Goldgrube in Kassel im letzten halben Jahr mindestens acht Mal mit Mails bombardiert. Und dann das: Markus meint, ey Jungs, kommt vorbei am Mittwoch, spielt einfach mit und sorry, dass ich nicht geantwortet habe. Ihr wisst ja, immer viel los. Wir so waaas??! Ernsthaft jetzt. Woohooo! Läuft bei uns. Die Tour ist gebucht, jetzt endlich und auf den letzten Drücker! Ausgelassene Partystimmung an Bord der MS Neat Mentals schon morgens um 13:00 Uhr und ab jetzt nach Zürich!
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Plüschi, Laura und all die anderen tollen Menschen von der Alten Hackerei; die Cyanide Pills für’s gut sein und Bass “klauen” und alle die da waren.
Zürich, Safari Bar, 01.04.2023:
Auch den armen Yves in Züri hatte ich schon x-mal angeschrieben, schon lange vor Corona. Der wiederum hat sich tatsächlich auch auf meine plumpe Anmache eingelassen und lädt uns Irre doch tatsächlich für eine Show in seine Bar ein. Wir natürlich nach all der Aufregung ein wenig spät dran (sollte zum roten Faden der Tour werden), aber trotzdem alles easy. Schweiz halt, alles locker da. Auto im Nu leer und selbst in der völlig zugestopften Zürcher Innenstadt bekommen wir nen Parkplatz direkt vor dem Loch. Wieviel Scheiße läuft diesen verflixten Neat Mentals eigentlich noch bergauf?
Heute läuft auf jeden Fall mal viel Bier bergab (auch das sollte sich als roter Faden etablieren), aber natürlich erst nach der Show. Erst mal muss geliefert werden, schließlich spielen wir heute allein. Juhu, endlich mal nicht nur Vorband sein! Sollte wohl also die längste Show der Tour werden. Das lange Set und dann noch viel Geschwafel, weil das Publikum eher so im Schunkelmodus um den opulenten Tresen rum verteilt. Bisschen Basel-Witze hier, bisschen Wortspielerei da und schon läuft das Ding wie von selbst. Dass mir eine nette Dame mittleren Alters nach der Show attestiert, ich hätte intelligente Ansagen gemacht, läuft mir auf jeden Fall voll rein. Ich wiederhole: I-n-t-e-l-l-ig-e-n-t! Das ich dass noch erleben darf! Zürich also spätestens jetzt ein voller Erfolg und definitiv ein spitzenmäßiger Abend. Nachts dann ab in die gut beheizte Bandbude (Heizung kaputt, immer Vollgas, aber egal) und am Sonntagmorgen noch bisschen Züri erschlendern, mit dem Yves noch ein paar nette Takte wechseln, bevor es dann ab zu unseren Freunden nach BasHell geht. Tag 2: check!
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Yves und all die anderen tollen Menschen von und in der Safari Bar; Ina für die extra Anreise aus dem gar nicht mal so fernen Winterthur.
Basel, Quarterdeck, 2.04.2023:
Ja, June und Mitch warten schon (bilden wir uns zumindest ein), also ab nach Basel. Heute schon zum dritten Mal da, sprechen zumindest wir von einem Besuch bei Freund*innen und das Konzert ist eher so Nebensache. Nach einer lächerlich kurzen Autofahrt (in der Schweiz ist immer alles eine Stunde!) sind wir quasi auch pünktlich, weil quasi auch gar nichts so richtig ausgemacht war. Ist ja auch Sonntag und da sollte man doch keine Termine haben. Freudiges Hallo bei der Ankunft und Flo Le Beau, unsere Ein-Mann-Vorband entpuppt sich auch recht schnell als mega smarter Dude. In Begleitung seiner Freundin Charlotte war er auf dicker Kantonstour, d.h., er besuchte jedes Kanton der Schweiz für ein Konzert. Und es gibt 26 davon! Heute ist sein letzter Tag und morgen früh muss er sich wieder um die Arbeitslosen in Bern kümmern. Arme Sau (sorry Flo!). Na ja, in Bern wird’s schon nicht allzu viele Arbeitslose geben, was ihn ja selbst zu so einer Art Arbeitslosem machen könnte. Glückwunsch Flo! Hast alles richtig gemacht!
Richtig gut gemacht hat er auch seinen Auftritt. Bewaffnet mit Akku-Klampfe singt er uns wunderschöne Punk-Chansons vor. Genau das Richtige an einem Sonntagabend. Moment mal, sagte ich vorhin Vorband? Ha ja, tatsächlich. Main Act heute, Alter! Das muss gefeiert werden. Für mich allerdings nicht so, muss noch zum Mitch rübergurken und kann mich somit nicht so sehr an den von ihm marktschreierisch angepriesenen “Kleinstgetrrrränken” erlaben. Kurz neidisch auf all die anderen Anwesenden, denk ich mir: morgen wenigstens kein Schädel, ihr Trottel! Trotzdem ein sehr gelungener Abend. Bleibt zu hoffen, dass Mitch bald eine neue Kneipenbleibe findet. Jaja, auch in BasHell wird weggentrifiziert wo es nur geht. F*** it! Wir kommen jedenfalls immer gern zu euch, liebe June und lieber Mitch.
Nächster Morgen dann früh raus, den obligatorischen Basler Strafzettel für Falschparken von der Scheibe gekratzt und ab nach Halle/Saale. Sind ja nur schlappe 750 Kilometer. Aber auch die können uns nicht abschrecken. Spätestens jetzt sind wir voll im Flow!
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: June und Mitch – wir haben euch sehr lieb! Flo Le Beau und Charlotte für tolle Musik und tolle Gespräche; alle Gäste, die sich am Sonntag Abend vor die Tür gewagt haben.
Halle, Galle, 3.04.2023:
Schon nach ca. 5 Metern Fahrt weiße ich unseren Franco darauf hin, dass was mit der Kupplung nicht in Ordnung ist. Hinterher ist man immer schlauer und somit kann ich hier und heute behaupten, das Unheil begann jetzt seinen Lauf zu nehmen. Der Franco allerdings noch schwer im Delirium, will davon noch nichts wissen. Tatsächlich kommen wir auch neun Stunden später wohlauf in Halle an. Die lange Fahrt kann uns nur kurzfristig missmutig stimmen, denn vor Ort gibt es ein freudiges Wiedersehen mit unseren Freunden Hete aus Ravensburg, mit denen wir ursprünglich mal die ganze Tour fahren wollten sowie den famosen Scuff Marks aus Gießen. Speziell Jacob (Gitarre, Scuff Marks) nach so vielen Jahren wieder zu sehen war allein schon die Reise wert. ich kenn den Kerl noch aus seinen Zeiten bei Kick It!. Auch die anderen Members der Scuff Marks sind super und wir haben schon vor der Show in der Küche um den Kartoffelpott gedrängt eine gute Zeit.
Hete eröffnen den Abend, der trotz Montag ziemlich gut besucht ist. Ach in Halle kann man studieren, gell?! Düsterpunk mit wechselnden male/female-Vocals, passt gut zur Dachstuhllocation Galle. Danach Scuff Marks, die musikalisch in eine ähnliche Kerbe schlagen und mich total aus den Latschen prügeln. Hammerband, check it out! Dann noch wir und der Auftritt macht mega Laune und ist insofern eine lebenserhaltende Maßnahme, weil er uns ob unseres Bewegungsdrangs so ein bisschen Wärme einhaucht. Es ist Anfang April nämlich saukalt in Halle! Nach der Show kommt ein Dude an den Merch und fragt mich, ob wir nun die Nerd Mentals gewesen seien. Wir Trottel, dass wir da nicht selbst drauf gekommen sind, hahaha! Noch ein paar Biers hier, ein paar nette Gespräche da und dann geht’s per Fußmarsch zum Pennplatz. Herrlich, dort gibt es ne Hausbar. Schnell also reinholen, was ich gestern verpasst habe. Kleinstgetränke und so. Tolle Gespräche und ein schöner Ausklang für nen Montag Abend.
Am nächsten Morgen dann time to say goodbye. Unsere Wege trennen sich leider schon wieder und während es für Hete und S(c)uff Marks (so heißen die für mich ab sofort!) gen Hannover geht, zieht es uns heute nach Bochum. Rein in die Karre und ab die Post.
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Nick für die Einladung, den Sound, die Orga und dafür, ein toller Kerl zu sein. Alle anderen lieben Menschen von der Galle, Hete und Scuff Marks und alle Gäste, die sich an einem Montag auf zum Galgenberg gemacht haben.
Wow, sogar ein Tourvideo haben diese verrückten Kerls:
Bochum, Neuland, 4.04.2023:
Wie durch ein Wunder kommen wir in Bochum an, obwohl auch der heutige Fahrer John Donson aka Flo das Kupplungsverhalten bemängelt. Scheiß drauf, ist ja Urlaub! Den Gig heute haben wir auch so einem Art Wunder zu verdanken, wurde er doch erst vor schlappen zwei Wochen ultrakurzfristig auf einen heißen Tipp unseres werten Vinyl-Keks-Kollegen Stephan hin dingfest gemacht. Der Arme wiederum liegt mit 39,6 Fieber im Bett und kann uns heute nicht treffen. Sehr schade zwar, aber ansonsten auch der einzige Wermutstropfen des Tages. Ok, meine Stimme ist seit gestern schwer am Arsch und ich krieg kaum nen Ton raus. Freut wahrscheinlich alle meine Mitmenschen, nur halt mich nicht. Noch kurz zur Apotheke und ab jetzt heißt es Gelo Revoice statt Adelskrone. Stelle allerdings recht schnell fest, dass sich beide Medikamente geradezu perfekt symbiotisch ergänzen. Vor Ort dann erst mal die saunetten Kerle von Death By Tray, unseren heutigen lokalen Support, kennen gelernt. Schon wieder ne Support-Band, ich dreh durch! Rajmund kommt dann auch ums Eck geschlendert und macht schon mal die Türe auf. Der arme Kerl hat Urlaub und musste nur wegen uns um 16:00 Uhr aufstehen. Sorry, Rajmund!
Das Neuland dann ein super uriger Laden. Schöne Inneneinrichtung, Schnaps und Bier und das Ganze auf Vereinsbasis von Ehrenamtlichen betrieben. Alle Leute rund um Bochum, geht da mal hin! Der Abend lässt sich gemütlich und ohne große Aufregung an; auch mal gut nach so viel Action die letzten Tage. Pünktlich zur besten Rock’n’Roll-Zeit um Acht legen Death By Tray los. Rein instrumental knallen die uns einen vor den Latz, da wird einem ob des eigenen Auftritts Angst und Bange. Super Band und super Kerle. Dann wir so um Neun und ich glaube zu spüren, dass es den leider recht wenigen, dafür umso besser gelaunten Gästen gefällt. Solide von uns, würde ich mal sagen und um Zehn ist auch schon Schluss wegen die Nachbarn. So war’s abgemacht und ist ja auch super, dann kommt man mal beizeiten ins Bett. Pustekuchen! Auch heute gibt’s ne Party mit lauter Musik (trotz die Nachbarn), netten Leuten, Kleinstgetränken und Bier in rauen Mengen rund um Neulands Tresen. Ich könnte ja jetzt behaupten, da wir im Neuland auf den Sofas gepennt haben, blieb uns ja nichts anderes übrig, als mit den Locals bis um drei Uhr morgens zu saufen. Ich gebe aber auch zu, dass das eine ganz und gar erbärmliche Ausrede für unser ungesundes Verhalten ist. Jedenfalls eine Mordsgaudi und wir kommen gerne wieder, liebes Bochum.
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Jenny, Rajmund, Christian und all die anderen tollen Ehrenamtlichen vom Neuland; Death By Tray (danke Salle, dass du uns so spontan für unsere Tourtattoos unter die Nadel genommen hättest und sorry, dass dann alles anders kam), alle tollen Menschen, die das Konzert heute Abend als Besucher*Innen bereichert haben.
Kassel, Goldgrube, 5.04.2023:
Heute nun also der große Tag. So viele tolle Dinge sollten heute geschehen. Tante Wiebs und Wobbe besuchen, die Cyanide Pills wieder sehen und diesen auf geradezu hanebüchene Art und Weise zustande gekommenen Gig in der Goldgrube spielen. Die Vorfreude war immens. Und dann kam alles anders, zunächst.
Mittlerweile sind wir ja eine recht eingespielte und geradezu disziplinierte Truppe. Um Zehn raus aus den Sofafedern, Zeug zusammen packen, während uns die Jenny ein opulentes Frühstück zubereitet und Franco und ich dann los, um unseren Van zu holen. Es könnte alles so perfekt sein, aber die Karre will nicht mehr. Oh welch Wunder. Nachdem die Kupplung uns die vergangenen zwei Tage schon deutliche Frühwarnzeichen ausgesendet hat, ist heute Schicht im Schacht. Passenderweise in Bochum. Der ADAC muss ran, braucht aber zwei Stunden. Und dann das vernichtende Urteil: mit dem Kübel kommen wir gar nirgends mehr hin. Geschätzter Schaden: 2000€ und die Stimmung erst mal semigut. Aber jetzt nach Hause?! No f****** way! Avis ist doch gleich ums Eck und die haben doch sicherlich ein Herz und ein Auto für tourende Bands. Herz schon, die Herren sind sehr nett. Die bestellte Karre allerdings steht nicht auf dem Hof. Wo denn auch, der ist kaum größer als mein Wohnzimmer. Aber easy, am Düsseldorfer Flughafen kann uns geholfen werden. Nur 20 Minuten von hier und der Shuttleservice gehe aufs Haus. 20 Minuten, junger Mann?? Dem jungen Autokerl steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Rein in die stärkste Karre auf dem Hof und ab die Post. Endlich mal Polizei spielen, schließlich müssen die Neat Mentals heute Abend on stage sein. Rote Ampeln, egal. 160 auf der Bahn, kein Ding. Eine Mischung aus Angst- und Alkschweiß dringt dem Flo und mir aus allen Poren und der Junge am Steuer immer nur: “is doch’n Notfall, oder?”. Ja, irgendwie schon und es geht auch alles gut. Allerdings ist es exakt 18:30 bis wir ab Bochum startklar sind. Cool, passt doch alles. Vor einer halben Stunde wäre get-in in der Goldgrube gewesen.
Machen wir uns doch nichts vor, heute hängen wir nochmal ne Nacht in Bochum dran, weil Kassel ist durch. Ich also beim Markus angerufen und von der Misere berichtet. Der so cool wie schon am Samstag, empfiehlt uns Gummi zu geben und dann passt das schon. Alles klar, Miss Moneypenny. Diese Operation dürfte uns nicht vor außergewöhnliche Probleme stellen. Kurz vor Kassel dann noch Stau und die liebe Alicia ruft uns 5 min. vor Ankunftszeit an, um uns mitzuteilen, dass die Cyanide Pills jetzt loslegen und wir dann danach spielen werden. Die Meute verlange nach Brot und Spielen.
Wir dann auch um halb Zehn da und mit hochrotem Kopf schnell durch den Hintereingang reingeschlichen. Ist uns echt peinlich. Und dann das! Dieser herzliche Empfang und ein Schulterklopfen, dass wir uns diesen Stress heute gegeben hätten. Uns fallen tausend Steine vom Herzen und der Tag scheint doch noch unser wohlverdientes gutes Ende zu nehmen. Erst mal Tante Wiebs begrüßt und ein, zwei Bier. Die Cyanide Pills dann auch unmittelbar dran und sie liefern ein echtes Brett ab. Ganz ok, so als Vorband, hahaha! Wir dann danach und wir sind mittlerweile echt wieder gut drauf und können das auch in eine super Show umwandeln. Alle dann doch noch zufrieden und der Abend kommt jetzt erst so richtig in Fahrt. Ist ja auch erst 00:30. Und jetzt alle ab in die Mutter. Die Cyanide Pills nicht, die müssen brav ins Bett. Time to say goodbye also. Tschüss Jungs und hoffentlich sehen wir uns wieder!
In der Mutter geht’s dann richtig steil. Geile Stimmung, geile Leute, Tanz und Suff. Und zwei Schulbuben, die sich kiffend auf dem Klo verstecken, weil ihr Sportlehrer am Tischkicker steht. Party bis um Vier und für mich persönlich der beste Abend der Tour. Das haben wir uns auch echt verdient nach der ganzen Kacke heute!
Am nächsten Morgen dann ein super Frühstück von und mit Tante Wiebs und leider müssen wir Kassel auch schon wieder viel zu früh verlassen. Ab nach Köln. Da haben die ja auch so was ähnliches wie Bier!
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Alicia, Markus und Philipp von der Goldgrube; die beste Vorband der Welt, die Cyanide Pills; Tante Wiebs und Wobbe für die Gastfreundschaft deluxe; alle netten Gäste beim Konzert und alle netten Leute in der Mutter. Und Avis.
Köln, Limes, 6.04.2023:
Nochmal über Bochum ja, weil gestern in der Eile noch paar wesentliche Sachen wie z.B. Schuhe im Schrottvan vergessen. Das geplante Tourtattoo beim Salle fällt aber definitiv flach. Zu überschlagend die Ereignisse gestern und ja, auch die Neat Mentals müssen da mal Abstriche machen. Sorry Salle. Du hättest dir ja wirklich zwei Beine ausgerissen, um uns heute irgendwie unterzubekommen, aber Termine sind Termine.
Ab ins Limes und wir sind tatsächlich so was wie pünktlich. Die Shit Liquors, jawohl: unsere heutige lokale Supportband, lümmeln schon am Tresen rum, aber ansonsten lassen es alle gechillt angehen. Tut gut. Nicklas, der heutige Veranstalter, schlappt dann auch an und entpuppt sich instant als bester Mann des Rheinlands. Meinte nur, wir hätten halt was sagen sollen, dann hätten wir seinen Van für die restliche Tour haben können. Ein herzensguter Mensch, uns schon nach 30 Minuten sein Hab und Gut anzubieten. Und ja, hätten wir das gewusst… . Der Abend läuft an und trotz Gründonnerstag drückt das Ordnungsamt wohl beide Augen zu. Stimmt, Kölle hat doch da so nen riesigen Katholikendom rumstehen. Der Rock’n’Roll-Gott wiederum steht auf unserer Seite. Der Laden füllt und füllt sich, vielleicht weil sich alle anderen Läden der Stadt ans Tanzverbot halten, hahaha?! Uns soll es recht sein und der Nicklas ist auch ganz selig. Vor richtig prall gefüllter Bude spielen die Shit Liquors ein gutes Set im Stile der New Bomb Turks. Läuft mir gut rein. Danach dann wir und auch wir fühlen uns gut und werden gefeiert. Alles super hier!
Dann verschiedenste Kleinstgetränke, vom Scheiß Likör der Shit Liquors über Pfeffi bis hin zum Kettenfett. Die Nacht der tausend Schnäpse ist eröffnet und droht übel zu enden. Aber hey, zweitletzter Abend und morgen sind es ja nur schlappe 580 Kilometer nach Luzern. Das macht die Avis-Karre doch von allein, oder? Außerdem ist mein guter Freund Jo mit seiner Freundin Tine da. Und da mir der Kerl wegen Umzugs in die Domstadt in meiner Heimat echt fehlt, muss heute auch gefeiert werden. Wer weiß, wann wir uns wieder sehen?
Den Nicklas noch geherzt, weil er halt geil ist, mit den Shit Liquors schon mal die nächste Tour angedacht und im Klo noch inkognito mitgelauscht, wie zwei Gäste sich einig sind, dass unsere mehrstimmigen Gesänge ja wohl besser waren als die von Bad Religion. Köln must be heaven, auch am mittlerweile angebrochenen Karfreitag. Und keine Ahnung wie das geht, aber auch heute schaffen wir es abermals trotz wenig Schlaf und viel Alk um 9:30 vom Hof zu rollen. Auf zur letzten Episode. Und die verspricht nochmal der Abschuss zu werden. Schließlich werden wir in Luzern im altehrwürdigen Sedel auf unsere Freunde S.G.A.T.V. treffen.
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Nicklas und alle anderen lieben Menschen vom Limes; die Shit Liquors, alle tanzenden und nicht tanzenden Gäste und an Tine und Jo für’s Freunde sein.
Luzern, Sedel, 7.04.2023:
Schon wieder die A5. Wie oft sind wir diese Bahn die letzten sieben Tage hoch und runter gedonnert? Ich hab aufgehört zu zählen. Ist heute eh noch bisschen schwierig, diese Mathematik. Kümmern wir uns lieber um die Musik. In Basel noch kurz die June aufgegabelt, die uns spontan noch nach Luzern begleitet und weiter geht’s. Leider bisschen spät dran, muss dann auch gleich die Backline rein und tausend starke Arme erledigen das größtenteils für uns. Gefällt mir, hähä. Böse ist uns aber keine*r. Ist ja die Schweiz.
Das Sedel also heute. Was für ein legendärer Laden und wer hier schon auf den Brettern stand. Alle sind sie auf Fotos im Klo verewigt. Die Hellacopters, Turbonegro, die Bad Brains, Gluecifer, … . Und wenn man auf der Schüssel sitzt, schaut einem Pig Champion beim Schei**** zu. R.I.P., du Legende. Heute dann also die Neat Mentals, die Irren von S.G.A.T.V. und die ebenso irre Zwei-Mann-Combo The Violent Santa Monica Flipflops als local act. Und wer macht jetzt hier die Fotos fürs Klo?
Leider etwas wenig los, geben trotzdem alle drei Bands Vollgas und ich behaupte steif und fest, wer da war, hatte definitiv Spaß und Qualität zu sehen und zu hören. Wer S.G.A.T.V. noch nicht kennt: unbedingt nachholen. Die sind spitze. Und trinkfest sind die auch. Schon vor der Show. Hut ab. Nach der Show dann alle ab in den Backstage und da dann gemütlich einen hinter die Binsen geleert. Philipp, über den wir indirekt hier gelandet sind, schließt sich auch noch an, obwohl er eigentlich schon längst nach Hause wollte. Finden wir super. Sowieso super ist der Veranstalter Ruben, der einfach alles dafür gibt, dass wir Rabauken hier rundum gut versorgt sind. Ich frage ihn, ob er eigentlich auch in einer Band spiele. Nein sagt er, das sei ihm zu anstrengend. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, denn der einzige, der sich hier noch anstrengt, ist der liebe Ruben himself. Wer nachts um Zwei noch ungefragt Bananenpizza für die anwesenden Druffis macht, hat wirklich das Herz am rechten Fleck.
Und so endet der letzte Abend, wie der erste begonnen hat: mit einer wilden Sause mit super Menschen um uns herum. Alpha und Omega quasi. Morgen wird zwar brutal, einfach nur, weil dann alles rum ist. Aber heute, ja heute wird nochmal gefeiert!
Besonderer Dank für diesen Abend geht an: Ruben und alle vom Sedel; Philipp fürs vermitteln; S.G.A.T.V. weil die so irre (geil) sind; The Violent Santa Monica Flipflops; June fürs merchen und alle die da waren.
Nach Hause mit Kater, 8.04.2023:
So, liebe Leser*innen, was jetzt noch kommt, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Wie immer früh raus aus den Federn. Karre laden, irgendwie klar kommen. Nur heute geht es nicht zur nächsten Show, zur nächsten Sause, an den nächsten Tresen. The party is over! Und die olle Avis-Karre muss um Vier in Karlsruhe sein, sonst gibt’s Mecker. Das blanke Entsetzen: die Tour ist rum. Einfach so. Und was nun?
Auf jeden Fall gerne wieder. So viel steht fest. Aber vorerst heißt es, wieder Fuß zu fassen im normalen Leben, Detoxication und am allerschlimmsten: wieder Arbeiten gehen. Und doch ist da auch was Schönes. Ostern steht vor der Tür und somit ein paar schöne Tage mit der Familie. Und wir haben sie da oben drin im Kopf: die Erinnerung an eine richtig geile Zeit. Vielen Dank, lieber Flo, lieber Franco und lieber Pete dafür, dass wir diese unsere Band zusammen haben können!