Meine erste Clubshow seit fast zwei Jahren. Diese Show fand im 2G-Rahmen statt. Bedeutet: Biste drin, Maske ab, alles wie früher. Mit 2G, 3G kann man Stunden an Diskussionen füllen, möchte ich hier aber nicht. Klar ist 2G spaltet, weil es ausschließt. 2G hilft aber der Gastro und auch den Clubs wieder ihren Betrieb einigermaßen kostendeckend (Spekulation) aufzunehmen. So lange das alles für eine (kurze) Übergangszeit so sein muss, dann ist es halt so. Genug davon, was war geboten?
Hackerei, Clubraum, etwa zu einem Drittel gefüllt. Bunt gemischtes Publikum, Männlein wie Weiblein in freudiger Erwartung auf die Band. Einige kannten die Italiener schon, und freuten sich noch mehr auf das Spektakel, weil sie wussten, was kommt. Ska Core. Ich bin kein Freund von „Trötenpunk“, also Punkrock mit Alibitrompete. NH3 ist was komplett anderes. Dank des immer guten Sounds in der Hackerei perlten die zwei Bläser (Trompete, Saxophon) nur so im Ohr. Nicht nur wegen des Sounds, hauptsächlich auch wegen ihres Könnens. Messerscharfe Einsätze bei den schnellen Parts, gefühlvolle Melodien bei den gemäßigten Passagen. Sehr geil, so muss das perlen. Die anderen Musiker können ihr Handwerk ebenfalls. Der Basser weiß wo man beim Ska auf dem Griffbrett herumturnen muss, sehr tightes Zusammenspiel mit dem Drummer. Die Gitarre gibt mal den Ska, mal den Punk, mal den Core zum Besten. Und der Sänger macht auf ner großen Open Air Bühne bestimmt auch eine gute Figur, ohne hier peinlich zu wirken. Gekonnt eingesetzte Uuhhhhs und Aahsss unterstreichen die Melodie, welche die Band in ihre Songs packt, und die flotten Passagen animieren zum heftigen Pogo.
2002 gründet sich die Band, veröffentlicht bisher 5 Longplayer, Sea Shepherd und Hate Divides – Music Unites wird von ihnen unterstützt. Das zeigt ihre antirassistische, antifaschistische Grundausrichtung. „No one is illegal“ einen Song zur Flüchtlingsthematik konnte man direkt mitsingen, so ging er ins Ohr. So, genug gesabbelt. Hardcore mit messerscharfen Bläsern wurde hier zum Besten gegeben. Wenn Ska angesagt war, dann war das Ska, wenn Core angesagt war, dann war das Core. Rocksteady Sounds kamen genau so überzeugend rüber wie Fugazis Waiting Room, das gecovert wurde. Während des Sets dachte ich mir, „Bella Ciao“ würde dieser Kapelle auch gut zu Gesicht stehen, und siehe da, völlig unpeinlich, mit viel Gefühl und doch einer guten Portion Pathos ging man in die Nummer über und zelebrierte sie auf eine völlig geile Art.
Fazit: Clubshows sind wie Fahrrad fahren, verlernt man nicht. 2G, 3G, hoffentlich nur zum Übergang, und schaut euch Livemusik an. Man kann immer wieder eine Band entdecken, die dich Live mitnimmt, obwohl du sie vorher nicht auf dem Schirm hattest.