Ein weiteres Fanzine an unserem überquellenden Markt an Druckerzeugnissen? No!Pop:Mag heisst es. Nein, nur ein paar wenige – umzingelt von reinen Online Magazinen, ja, wie diesem hier – halten ihre Cover, ihr Artwork, ihre leidenschaftliche Arbeit winkend in die Höhe.
Eigentlich verkauft man Zines ja auf Konzerten, stellt sich an den Ausgang und labert jeden an. Oder darf ein paar Zentimeter Merchtisch mit nutzen. Geht ja gerade nicht. Da wundere ich mich schon, denn ich mache selbst ein solches Printzine, dass es trotz allem ein ziemlich großes Interesse an den Heften gibt. Klar, alles im Onlinehandel. Und das ist noch mehr Arbeit, als es ohnehin schon macht, glaubt mir! Aber geil.
Man darf allerdings zwei Sachen nicht aus den Augen lassen: zum einen gab es in den 80/90ern hunderte dieser Zines auf einem hart unübersichtlichen Markt. Teilweise wurden auch imense Auflagen von mehreren Tausend Stück gedruckt. Diese Zeiten und Zahlen sind lange vorbei. Die “großen” Mags am Markt wie das OX, Plastic-Bomb oder Trust können nicht mehr ohne Abonennten.
Inzwischen gibt es noch, mh, ich würde sagen drei Dutzend – ohne die genannten Drei! Und jedes ist anders. Punk, Feminismus, Oi, Short Stories, alles dabei. A4, A5 hoch oder quer, auch mal A6, ein paar Seiten bis 200. Fotokopiert oder gedruckt und geleimt. Mit oder ohne musikalische Beilage in Form einer CD oder MC. Btw: ich vermisse Zines mit 7inch! Das letzte war, soweit ich mich erinnere, das Downpour. Aber die Vinylpreise sind auch leider in die Höhe geschossen.
Eike, der schon lange eine Radiosendung selbigen Namens macht, No!Pop:Mag bei Radio Osnabrück, bzw. kommt sie auch bei Punkrockers Radio, hat sich also drangesetzt ein Copy&Paste Zine zu machen. Klar, es wird heutzutage schon mit einem Grafikprogramm gearbeitet, dennoch: es ist selbst gedruckt und geheftet. Wie Eike selbst im Vorwort so klar sagt: die Urform der Kommunikation im Punk ist nicht die Bravo oder das Spex (gibts doch nicht mehr, oder?), sondern seit jeher das selbst zusammengeschnippelte und – geklebte Fanzine. Eike hat auf seiner Seite viel aus seiner Heimatstadt an weiterführenden Links zu Bands und Punk doch auch weniger Verwandtes wie die Themen Triathlon und Gewichtsreduzierung. Da steckt viel Privates drin, sehr persönlich!
Zurück zum Papier: die erste Ausgabe also ist pickepackevoll mit Bands. Die einen kenne ich, da sie schon einige Zeit unterwegs sind, wie die Burger Weekends (Pop-Punkrock & Roll / Bubblegum Punk Band from Osnabrück) oder Neon Bone (Poppunk). Neu sind mir die Wild Sandals (Beach Pop Punk straight outta Meppen!!!) oder Shitty Life (Chitarrino Power Punk from Parma, Italy).
Ein superklasse, informativer Comic von Mental Rabie erklärt uns das aktuelle Zusammenspiel, respektive -leben unserer kapitalistischen Gesellschaft. Das ist vielleicht nicht neu – wie Fanzines und Punkrock, hüstel – aber wirklich gut.Auf seinen ausgiebigen Streifzügen durch das Internet findet Eike whl so einiges, was ihn interessiert. Die Interviews sind kurz und knackig, stellen die Band vor, reduziert auf zwei bis drei Seiten maximale Informationsdichte! Ungewohnt für Punk.
Ein bisschen Werbung, Reviews von Fanzines und Tonträgern komplettieren die Ausgabe, die irgendwo einen Zahlendreher in den Seiten hat. Man muss ein wenig hin- und herblättern. Insgesamt: ich freue mich auf Ausgabe #2. Zu haben per Mail!
Übrigens: dies ist mein 100. Beitrag für den Keks! Es freut mich, Teil dieses Kollektivs zu sein und ich freue mich auch, wenn ihr mir Feedback gebt! Meldet euch gerne: Mail!