Tom Krailing is back! So oder ähnlich lauten normalerweise die Überschriften, wenn ein*e Künstler*in nach 24 Jahren ein neues (Solo)Album veröffentlicht. Im hier vorliegenden Fall ist es etwas anders, denn Tom Krailing war auch in der Zwischenzeit aktiv. Buffalo Ballet, Cosmo Alley, PSTCRD, The Pride, Star Ruby – wenn das nicht umtriebig ist. Tom Krailing wurde 1962 in Frankfurt am Main geboren und lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Schaffhausen in der Schweiz. Wie zahlreiche Künstler*innen zog er sich in der Coronazeit in das eigene, extra aufgerüstete Studio zurück und schrieb und produzierte neue Songs. Nach eigenem Bekunden ist „Flow“ daher sein Corona-Album.
Während alle bisherigen Alben eher klassisch instrumentiert sind, hören wir auf den neuen sieben Songs hauptsächlich Drummachines und Synthesizer. Macht Sinn, wenn man fast alles allein macht. Fast, denn Roots-Rocker Hank Shizzoe, Tom Etter, Marc Zimmermann (Aeronauten) oder Min-King-Sänger Philipp Albrecht haben dann doch ein wenig geholfen. Arbeiten im «Flow» waren es insgesamt aber dann auch nicht. Motivationsblockaden und ein sehr langer Winter sorgten dafür, dass das Album dann doch eine doppelt so lange Produktionszeit benötigte als geplant. Das Warten hat sich allerdings gelohnt, denn die Songs strotzen vor Intensität.
Vorab-Single und Opener „Lose“ erinnern an New Order´s Comeback Single „Crystal“. Dazu passt auch das flirrende und sehr gelungene Cover des Joy Division Klassikers „Love will tear us apart“. Da kann man auch viel falsch machen. Die Alternative-Country Anleihen in „True love will find you in the end“ und „Hard Days Gone“ wird Hank Shizzoe mindestens mal stark unterstützt haben und bei „30 Century Man“ hört man Mark Knopfler von den Dire Straits heraus.
Ein Album auf konstant hohem Niveau, auf dem Weg von ästhetischen Popsongs zu anspruchsvollem Erwachsenen-Rock. Und auch wenn Chris Rea zunächst nicht als beliebte Referenz scheint, fühlt man sich in „Shooting Star“ an ihn erinnert. Und warum denn auch nicht? Wären seine Songs nicht vom Formatradio totgedudelt worden, hätte er auch im Feuilleton deutlich mehr Fans. Das abschließende Instrumental „Ventura“ hinterlässt ein optimistisches und schwungvolles Gefühl. Alles im Flow, und ich drehe die Platte einfach wieder um und setze erneut die Nadel auf.
Das Album hat bereits so viele Vorbestellungen, dass am Erscheinungstag (25.Februar 2022) nur noch knapp die Hälfte der Auflage in den Verkauf kam. So grab yours here now, im Gatefoald inkl. CD, Download und Art-Print.
Es lohnt sich!