Holla die Waldfee! Wer braucht schon ‘ne olle Silvesterböllerei, wenn das Jahr mit solch einem Kracher beginnt?! Und wieder einmal beweisen Flight13 Records ihr feines Gespür dafür, eine neue und einfach geniale Band aufzutun und ihr eine Labelheimat zu bieten.
Dabei ist das Trio Nosebleeder aus Köln gar nicht mehr so neu. Bereits seit fast sieben Jahren musizieren die Jungs in dieser Combo zusammen. Trotzdem erscheint das Debütalbum “No” erst jetzt. Was uns direkt zum einzigen Kritikpunkt führt: Warum zur Hölle hat das so lange gedauert? Na, egal. Müsst ihr jetzt nicht drauf eingehen, liebe Nosebleeder. Jetzt seid ihr, bzw. jetzt ist eure Platte ja da. Und die geht ab wie eine Batterie an diesen dicken Böllern, Kanonenschläge oder so. Oder besser wie ein paar schöne, knallige Raketen.
Allerdings wird hier mit der Farbenpracht gespart. Zumindest textlich. Trist und desillusioniert und in geradezu lyrischer Erzählform bringen Nosebleeder ihre Messages an die Welt auf “No” rüber. “You’re too thin and the winter comes. Who will keep you warm when you can’t hibernate? This land is bare and your bones are weak and it takes a lot of effort just to barely survive” heißt es etwa in “Erebus”. Lyrics voll metaphorischem Tiefgang und ich komme mir vor wie damals im Grundkurs Deutsch bei der Textinterpretation. Nur dass es dieses Mal Spaß macht.
Was die musikalische Umschreibung von Nosebleeder angeht, bin ich heute sehr kurz angebunden. Der Promo – Beipackzettel liefert mir halt auch direkt die Referenzen, die mir selbst raketenmäßig in die Birne geschossen sind. Und selten waren sich Promo – Jürgen und Schreiberling – Riedinger so dermaßen einig, wonach das hier klingt: (ein bisschen) Snuff, (dafür umso mehr) Leatherface, Samiam und Dag Nasty. Deren Sänger Peter Cortner feiert auf “No” sogar einen Gastauftritt im Song “Poe”. Das passt wie der berühmte A**** auf Eimer.
Hier und da erinnern mich Nosebleeder dann auch noch an die tendenziell etwas fröhlicher gestimmten No Fun At All. Allesamt wunderbare Bands – und Nosebleeder vereinen sie auf einer Platte. Noch Fragen? Nein? Gut! Ich für meinen Teil jedenfalls hab bereits im Januar eine meiner Platten des Jahres auf dem Teller und wenn das musikalische Omen sich auch auf den Rest des Lebens übertragen lassen könnte, dann würde ich doch glatt behaupten, dass bei mir 2021 trotz all der Scheiße die selbige bergauf laufen wird. Und zwar im Stechschritt. Es gab ja eben erst Weihnachtsgeld und selbst wenn nicht, “No” ist ein Pflichtkauf! Zum Beispiel hier.
Die Platte kommt stilecht in blutrot, für Puristen aber auch in schwarz in der schwarzen Innenhülle und im Inside/Out – Cover. Da spielen wir qualitativ also schon mal Bundesliga. Simpel, aber mit hohem Wiedererkennungswert begleiten wir einen naseblutenden Comic – Antihelden durch zwei missliche Situationen. Man bekommt glatt Mitleid mit dem armen Kerl. Dazu dann die Songs als Wandschmiererei im Schulklo. Das versprüht so eine gewisse jugendliche Leichtigkeit, die dem textlichen und musikalischen Inhalt so ein bisschen die Stirn bietet. Sympathisch! Download – Code liegt bei. Mindestens genau so wichtig ist allerdings das Inlay mit sämtlichen Texten. Das Lob ich mir. Hab ich schon gesagt? …Ja hab ich schon: Pflichtkauf. Hopp hopp!
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