Irgendwie reiht sich dieses gerade erschienene Album “Die Wahrheit über Arndt” ein in ein paar Platten, die ich kürzlich besprochen habe, auch wenn Noth dann natürlich doch gänzlich anders klingt als Albert Luxus oder Buhai oder Das Paradies. Zumindest wenn man nicht nur nebenher hört, sondern die Aufmerksamkeit auf die Musik richtet. “Die Wahrheit über Arndt” ist ein bisschen more jazzy und auch der Textaufbau, die Art der Geschichten, die in den Songs stattfinden, unterscheidet sich bei den vier genannten Bands deutlich. Noth lässt den Ich-Erzähler vortragen, ob vom Zoobesuch oder der Zeit in Malaga mit “Anita”, schon fast eine “Coming of Age”-Story, aus der Retrospektive in rund 4:30. Und dennoch bleibt die Frage, die sich schon bei der Betrachtung des Covers, übrigens ein Gatefold, stellt: Who the fuck is Arndt?
Mit jedem Song puzzelt sich unser Bild des Protagonisten mehr zusammen und wird mit jedem angelegten Puzzleteil kleinteiliger. Ihr ahnt, das wird zu so ner Sisyphussache. Aber getrieben, oder besser gesagt beflügelt durch die leichten Melodien (treiben tun sie wirklich nicht, dafür sind sie viel zu entspannt und entspannend) hört man mit der Puzzlearbeit nicht auf und hört weiter. Musikalisch ist es ein sehr unaufgeregtes Album mit einer durchaus poppigen Basis, die durch Folk- und Jazz-Elementen überspielt wird, gerade ausreichend, um wahrgenommen zu werden und den Fuß wippen zu lassen, aber so zurückhaltend, um nicht die Geschichten zu überspielen und zu dominieren, denn diese stehen, zumindest für mich, klar im Vordergrund.
Die “Wahrheit über Arndt” ein Soundtrack zu einem noch ungeschriebenen Buch, oder Drehbuch über die Enddreißiger*innen, die in gemütlicher Unzufriedenheit in ihrem Leben rumdümpeln. Poetisch wird die Resignation und der mangelnde Veränderungswille beschrieben, der bei einem Glas Rotwein und einem fancy Abendessen, natürlich alles Bio und Fairtrade, unter Freund*innen diskutiert wird, ohne den bequem gewordenen, aber im Yoga Studio wohl trainierten Arsch hoch zu bekommen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, weil zwischen Start-Up, Hafer-Cappuccino und Aperol Spritz, zwischen Selbstoptimierung und Selbstzweifeln dafür einfach keine fucking Zeit ist. Meditieren muss Mensch zwischendurch ja auch noch und überhaupt, was zieht man da an? Und da ich selber zu dieser Generation gehöre, stelle ich fest, man kann dieses Album nur mit der uns so zu eigengewordenen Ironie hören, oder schmerzhaft feststellen, wir alle sind Arndt.
Aber macht euch doch selber ein Bild von “die Wahrheit über Arndt” von Noth und findet heraus, dass ich komplett falsch liege. Erschienen ist es am 13.Mai auf Backseat im Vertrieb bei The Orchard. Erwerben könnt ihr es zum Beispiel hier. Have Fun.