All is quiet on the eastern front? Ganz im Gegenteil. Ostberlin Androgyn haben mit Audiolith jetzt eine Faust-aufs-Auge-Heimat gefunden und kommen mit sechs neuen Tracks um die Ecke. Dabei beweisen Gregor Easy, Kanye Ost und die für Beats und Produktion zuständige Spoke, dass deutscher HipHop nicht in der Oldschool steckengeblieben sein muss, um mit klischeefreien Lyrics jenseits sexistischer und homophober Gangsterfantasien zu überzeugen.
Tatsächlich ist “Im Osten nichts Neues” soundtechnisch durchaus nah dran am aktuellen Szenestandard und Trap ist für die in Hohenschönhausener Plattenbauten sozialiserte Crew ganz sicher kein Schimpfwort.
Inhaltlich wollen Ostberlin Androgyn “all den Cool Kids eine Stimme geben, die nicht das größte Maul haben oder sich hart fühlen”. Ihre Mischung aus linkspolitischer Attitüde, bewusster Softness und – seien wir ehrlich – nicht unbedingt geringer Drogenaffinität dürfte im deutschen Rapgame relativ einzigartig sein.
Die Songs? “Wir sind back” ist klassische “Habt ihr uns vermisst? Haben wir euch gefehlt?”-Selbtsbeweihräucherung ohne dicke Hose. Mit “Eastpak” folgt ein echter Hit, der den zeitlosen Style bunter Nylonrucksäcke preist.
Und während in “Haddaway” Beats und Lyrics in feucht-schwitzige Gefilde abrutschen, singen “Rückfall” und “No time” das Hohelied der Prokrastination. Am Ende gibt es dann noch ein Track über Graciano Rocchigiani, kein Scherz.
Wenn Westberlin Maskulin in den 1990ern den “Grundstein für die heute in Berlin präsente Battle-Rap-Kultur und damit für Gangsta-Rap in Deutschland” (Wikipedia) gelegt haben, dann kann man nur hoffen, dass Ostberlin Androgyn am Beginn der sexy-smarten Konterrevolution stehen.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |